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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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und ihr Gesicht fahl und verbittert. Kein Vergleich zu den Augen, die nur eine Seite zuvor aus den Albumseiten gestrahlt hatten.
    Hiller betrachtete das Foto, das er bereits von dem Zeitungsbericht kannte. Edward Reynolds, der seinen Arm um die Schultern von Sandra gelegt hatte. Das Strahlen war in Sandras Augen zurückgekehrt. Auf dem nächsten Bild stand Sandra in einem Zimmer. Wieder lächelte sie. Aber Hiller konnte den Schmerz sehen, der sich in ihrem Gesicht abzeichnete. Vermutlich war das die Zeit der Physiotherapie, in der sie gelernt hatte, das Geschenk von Edward zu nutzen. Weitere Fotos zeigten sie während ihrer College-Zeit und auf der Universität. Hiller schloss nicht aus, dass sie in dieser Zeit bereits von der Besessenheit getrieben wurde, auch eine Art Gott zu werden. Wie jener Mann, der sie über den Regenbogen gehoben hatte.
    Ein Foto stach Hiller ins Auge. Es zeigte Sandra im Bikini. Sie drehte sich von der Kamera fort. Hiller konnte deutlich eine Tätowierung erkennen. Auf ihrem Schulterblatt. Eine türkise Schlange, die sich mit weit aufgerissenem Maul in Richtung Hals schlängelte.
    »Die Schlange, die den Wolf in den Hals beißt«, sagte Hiller und zeigte auf die Zeichnung.
    »Wenn das kein Hinweis ist«, gab ihm Bob Recht.
    »Du sagst es.«
    Es folgten Fotos von Jack Reynolds. Hiller blätterte zurück und sah seine Annahme bestätigt: Jack und der junge Edward Reynolds wirkten wie Zwillinge. Selbst der Haarschnitt war gleich. Falls Sandra in Edward ihren Gott sah, dann musste sie Jack als Ersatzgott gesehen haben. Hiller versuchte sich vorzustellen, was in Sandra vorgegangen sein mochte, als Jack angedeutet hatte, dass er die Beziehung beenden wollte. Für sie musste eine Welt zusammengebrochen sein und Hillers erste Aussage, wegen Eifersucht oder verletzte r Liebe würde niemand einen derart grausamen Mord begehen, nur um jemand anderen damit zu belasten, schob sich unter diesen Umständen durchaus in den Bereich des Möglichen.
    »Verdammt«, zischte Bob. »Was ist das?« Er deutete auf mehrere kleine Kunststofftüten, die neben Jacks Foto in das Album geklebt worden waren.
    »Haare, Fingernägel, Bartstoppeln«, sagte Hiller.
    »Schamhaare?«, fragte Bob und deutete auf eine Tüte, in der sich gekräuselte Haare befanden.
    »Scheint so.«
    »Das ist ja krank«, sagte Bob.
    »Das nennt man wahnsinnige Liebe.«
    »Die hat sicher auch sein Sperma aufgehoben«, meinte Bob zynisch. »Wie immer sie das auch angestellt hat.«
    »Darauf kannst du einen lassen. Was auch die Spermaspuren auf den Puppen erklären würde.«
    »Scheiße, ja.«
    Sandra war von den Reynolds besessen. Das war mit jeder Fotografie und den Souvenirs von Jack plausibel belegt. E inmal mehr war Hiller davon überzeugt, dass Sandra es war, die Jack die Morde unterschieben wollte. Sie wusste, wann er Dienst hatte, kannte seinen Einsatzbereich und konnte vorausahnen, wie Jack reagieren würde, wenn man ihn zu Unrecht beschuldigte. Er würde herausfinden wollen, was dahinter steckte. Vermutlich kannte sie auch Jacks Hang zum Übersinnlichen und hatte die Fährte geschickt auf seinen Vater gelenkt. Dann die Sache mit der Puppe. Sie wusste wahrscheinlich von Jacks großer Jugendliebe, der Primaballerina, hatte vielleicht sogar das Bild in Reynolds Haus gesehen und vermutlich hatte Jack ihr auch etwas über schwarze Tränen erzählt. Ein Detail, das sie gewiss bei einer Vernehmung erwähnt hätte, um ihn noch mehr zu belasten. Mehr und mehr fügten sich die Mosaiksteine zu einem sinnvollen Ganzen .
    Die letzten Seiten des Albums waren voll geklebt mit Bildern eines Hauses. Unser Haus hatte Sandra als Überschrift geschrieben. Die Bilder waren nicht an einem Tag aufgenommen worden. Es schien, als lägen zwischen den Fotografien Jahrzehnte. Auch wenn Hiller Reynolds‘ Haus nicht kannte, war er überzeugt, dass es sich um genau dieses handeln würde.
    Das letzte Bild – es nahm eine halbe Albumseite ein – zuckte wie ein Blitz durch Hillers Gehirn.
    Bob schien ebenfalls einen Geistesblitz zu haben. »Verfluchte Scheiße!«, rief er aus.
    Auf dem Bild war wie auf den übrigen das Haus abgebildet. Aber Sandra hatte sich und Jack aus anderen Fotos ausgeschnitten und vor das Haus geklebt. Hinter dem Haus hatte sie einen Regenbogen gemalt. Doch was Hiller und Bob erstarren ließ, waren die vier gezeichneten Mädchen, die im Garten saßen und mit ihren Puppen spielten. Sie trugen Kleider in den Farben des Regenbogens.
    »Die Mädchen
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