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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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Portier Sandra seit zwei Tagen nicht gesehen und bestätigte die Information der Sicherheitsleute der Praxis, dass sie sich selten in ihrer Wohnung aufgehalten hatte. Er hätte das aber nicht als verdächtig gesehen, da er vermutete, eine Frau wie Sandra Berington würde einen Freund haben und vermutlich in dessen Appartement wohnen. Nachdem Hiller ihm den Durchsuchungsbefeh l gezeigt hatte, sperrte er die Wohnung auf und die Spurensicherung begann mit ihrer Arbeit.
    D as Appartement maß keine vierzig Quadratmeter und setzte sich aus einer Wohnküche und einem Schlafzimmer zusammen. Der Küchenteil schien kaum benutzt, auch in den Schränken befanden sich nur wenig Lebensmittel. Staub hatte sich auf den Möbeln angesammelt und im Übrigen bestätigte alles den Eindruck, den die Wachleute aus der Praxis und der Portier gehabt hatten: Sandra Berington hatte sich kaum in diesen Räumen aufgehalten.
    Im Schlafzimmer stand ein einfaches Holzbett. Es wirkte wie ein größeres Kinderbett und Hiller hielt es für möglich, dass Reynolds dieses Bett auf der Zeichnung mit dem gesichtslosen Mädchen gemalt hatte. Über dem Kopfende hing ein Bild – ein Regenbogen. Er teilte es in zwei Hälften. Die untere war grau und wolkig, die obere tief blau. Über dem Bild stand in geschwungener Schrift: Somewhere over the rainbow .
    »Der Regenbogen«, sagte Hiller.
    Bob hob die Schultern und meinte, dass dieses Bild für eine Frauenwohnung nichts Besonderes wäre. »Frauen stehen auf so einen Kitsch«, sagte er und deutete auf die Bettwäsche. Farbige Linien liefen gebogen von einem Ende zum anderen. »Und können offensichtlich nicht genug davon bekommen.«
    Hiller gab Bob Recht. Dennoch sah er einen Zusammenhang mit den Mädchen. Vielleicht war es nur Zufall. Indizien, die wie bei Jack zusammenpassten, weil man genau in diese Richtung recherchierte. Er kramte die Zeichnungen aus der Mappe und legte sie auf das Bett.
    »Fällt dir etwas auf?«, fragte er Bob, der die Zeichnungen betrachtete und den Kopf schüttelte.
    »Keine Ahnung, was du meinst.«
    »Die Kleider … «
    »Scheiße! Ja! Regenbogenfarben!«
    »Genau.« Hiller lächelte und begann zu singen: »Somewhere over the rainbow, skies are blue, and the dreams that you dare to dream really do come true.«
    Bob hob die Augenbrauen. »Für die Charts reicht das aber noch nicht.«
    »Schon gut . Sandra muss von diesem Traum besessen gewesen sein. Für sie ist er wahr geworden. Sie war gelähmt und konnte dann wieder laufen. Kannst du dir vorstellen, was das für ein fünfzehnjähriges Mädchen bedeutet?«
    »Ja, kann ich. Sie muss Edward Reynolds für eine Art Gott gehalten haben, der ihren größten Herzenswunsch erfüllt hat.«
    »Könnte mir vorstellen, dass dieses Bild genau das ausdrücken soll. Zuerst war ihr Leben grau und finster. Dann kam der Regenbogen und danach war alles strahlend blau.«
    »Der Regenbogen als Sinnbild für Edward Reynolds?«
    »Genau so ist es. Als Reynolds sich das Leben genommen hatte, hat Sandra Berington seine Rolle übernommen und wollte dieser Regenbogen sein. Und die Mädchen waren in die Farben des Regenbogens eingetaucht.«
    »Wow! Boss, du solltest eine Psychotante werden.«
    »Ich komm ja auch gerade von einer.« Hiller grinste, schüttelte dann aber den Kopf. »Die Zeichnungen. Ich versuche nur zu interpretieren, was Jack gemalt hat. Und das könnte durchaus hinkommen. Vor allem trug Melissa Brighton und die Puppe in ihrem Sarg ein rotes Kleid und Patricias Puppe ein blaues. Das stimmt mit der Zeichnung überein.«
    »Ja, dafür könnte aber auch Jack Reynolds gesorgt haben.«
    »Könnte er. Aber was, wenn er nicht dafür gesorgt hat?«
    »Dann wäre deine Schlussfolgerung vermutlich gar nicht so falsch.«
    »Genau.«
    Hiller öffnete die Schränke. Abgesehen von Kleidung, war darin nichts zu finden. In den Regalen lagen Bücher, die wiederum Bobs Theorie vom Frauenkitsch bestätigten. Einzig im Nachtkästchen fand Hiller etwas Interessantes. Ein dickes Fotoalbum. Er legte es auf das Bett und schlug es auf.
    Darin befanden sich Bilder von Sandra als junges Mädchen. Auf den meisten war sie mit einem Pferd abgebildet. Bobs Augen glänzten, als er die süße Prinzessin, wie er sie nannte, betrachtete. Vermutlich versetzten die Fotos ihn wieder in seine Pubertät zurück, wo er in dieses Mädchen verliebt gewesen war.
    Dann folgten einige wenige Fotos, die Sandra – oder Miranda – in einem Rollstuhl zeigten. Ihre Beine waren dünne Stelzen
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