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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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guten Blick auf das Inferno. Scheinbar bewegungslos hatte sich eine graue Masse über die Erdoberfläche gelegt. Das Polarmeer war weißgesprenkelt, jeder der winzigen Flecken eine gewaltige Eisscholle, die von dem Polarmassiv abgebrochen war. Die dichte Decke aus Staub und Ruß schirmte die Reste der Schwarzen Festung vor ihren Blicken ab. Die Erschütterungen in der Region waren noch in Köln zu spüren gewesen, und die Hangars, in denen sie die HOME RUN erbeutet hatten, existierten vielleicht nicht mehr. »Die Frage ist, ob die da unten durchhalten«, erklärte sie erbittert. »Gurk meint, daß sie das Loch in den Griff bekommen werden«, sagte Skudder mit deutlichem Zweifel in der Stimme. »Gurk«, wiederholte sie nur. »Wir haben zu Hause schon zu viele Probleme. Und jetzt machen wir uns auf einen verdammt weiten Weg, nur weil uns irgendein Idiot, von dem wir nicht einmal den Namen kennen, eine Botschaft von der Rückseite des Mondes geschickt hat.« »Der Idiot hat ein Space-Force-Funkalphabet benutzt«, meinte Skudder ungerührt. »Und er kannte deinen Namen. Vielleicht solltest du bei deinen Bekanntschaften etwas mehr Sorgfalt walten lassen.«  Sie musterte ihn spöttisch von Kopf bis Fuß. »Kann schon sein.« »Das Moronischiff ist anscheinend schwer beschädigt worden.« Einige Markierungen auf einem Radarbild verdeutlichten die Bewegungen des diskusförmigen Kampfschiffes. Der Beobachter, ein Mann namens Henderson, folgte der Bahn mit einem Lichtmarker. »Sieht so aus, als ob sie in einer elliptischen Bahn bleiben. In zwanzig Minuten verschwinden sie hinter dem Erdhorizont.« »Und dann?« fragte Skudder. »Kommt drauf an. Wenn der Antrieb hin ist, bleiben sie in dieser Umlaufbahn, und nach einem halben Dutzend Umläufen sind sie in der Atmosphäre.« Er deutete mit dem Daumen nach unten. »Und wenn der Antrieb okay ist?« »Dann werden sie im Schatten der Erde ihre Bahn drastisch verändern, und wir haben sie in ein, zwei Stunden wieder auf dem Hals.« Henderson zuckte die Achseln. »Zumindest würde ich das so machen.« Skudder blickte zu Charity. »Er hat recht«, sagte sie. »Wir sind sie noch nicht los.« »Wir passieren in elf Minuten die geostationäre Umlaufbahn«, warf Bender ein, der vor der zweiten Bildschirmgruppe saß. HOME RUN bot genug Platz, also hatten sie alle wichtigen Systeme doppelt installiert. Tatsächlich standen ihnen weit mehr Geräte als Menschen zur Verfügung. Von der Mittelachse ausgehend waren eine große und eine kleinere Plattform eingebaut worden. Einige Träger und ein paar aufgespannte Stahltrossen hielten sie an den glatten Innenwänden der Kapsel, aber bei jedem Beschleunigungsmanöver begann die größte Plattform zu schwingen, und während des kurzen Gefechts hatten sie mehrfach das Gleichgewicht verloren. Die meisten Geräte, die Computerbänke, Bildschirme und Kabelverteiler waren an den Plattformen befestigt. Es hatte Wochen gedauert, die Moroni-Schaltpulte mit neuen Geräten zu verbinden, zu ergänzen oder zu ersetzen. Die Bedienungselemente waren eine angsterregende Mischung aus Hebeln und Tastern, die nur mit Zangenhänden korrekt benutzt werden konnten, simplen Computer-Tastaturen und provisorischen Pulten mit Kippschaltern, Schiebereglern und anderen Kontrollen, für die sie nicht einmal einen Namen hatten. Etiketten, größtenteils von Hand beschriftet, klebten überall auf den Pulten. Seit Beginn der Startvorbereitung vor drei Tagen, als Charitys Mannschaft die HOME RUN übernommen hatte, hatten sie immer wieder Schilder versetzt, geändert oder einfach weggeworfen. Die Bewaffnung war eine ähnliche Mischung aus bizarrer Moroni-Technik und robusten Museumsstücken aus NATO-Arsenalen. Die drei Lasersysteme an der Außenhaut waren Beutestücke, und ihre Ansteuerung erfolgt über ein Moroni-Kontrollpult, an dem sie vorsichtshalber keine Änderungen durchgeführt hatten. Zusätzlich waren außen zwölf Raketenbehälter angebracht worden, die zugleich als Abschußrohre dienten. Nur vier wiesen in Richtung Bug, also zur Kapselspitze, und einer der Behälter war leer. Die Raketen wickelten nach dem Start eine Signalleitung ab, die eine weitere Lenkung gestattete. Sie konnten die Raketen starten oder abwerfen, wie sie es während des ersten Gefechts gemacht hatten. Die Raketen waren nicht für die Schwerelosigkeit gebaut worden. Der Feststoff-Treibsatz konnte, war er erst gezündet worden, nicht abgeschaltet werden. Einmal verbraucht, stellten die
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