Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
den Soldaten hinübergingen »Feuereifer«, witzelte Skudder, dann wurde er ernst. »Sie zeigt Initiative, das ist alles.« »Und schießt auf alles, was sich bewegt.« Charity tat den Gedanken mit einem Schulterzucken ab. »Unsere Munition macht mir Sorgen. Das nächste Gefecht wird irgendwo im Vakuum stattfinden. Keine Atmosphärenausläufer, die wir aufheizen können, um uns dahinter zu verstecken. Könnte sein, daß wir nach einer Minute nackt dastehen.« »Das ist nicht ihre Schuld.« »Ich weiß«, sagte Charity. »Diese Konservendose macht mich unruhig. Zu viele Teile, die ich nicht kenne.« »Das tut niemand«, sagte Harris, der den letzten Satz mitgehört hatte. Er hatte gewissermaßen die Mittlerrolle zwischen Charity einerseits und der kleinen, vierköpfigen Mannschaft andererseits übernommen. Keiner der Soldaten hatte Vakuumausbildung oder ein Training in niedriger Schwerkraft oder Schwerelosigkeit absolviert. Sie hatten Erfahrungen mit Schutzanzügen und Atemgeräten, und sie waren in die Benutzung der Schlitten und Tornister eingewiesen worden, die in einem der Container unterhalb der Plattform lagen, aber für einen Einsatz auf dem Mond war das mehr als dürftig. Und drei Tage boten wenig Möglichkeit, an diesem Umstand etwas zu ändern. Charity erklärte ihm die Situation. Die Soldaten waren erstaunlich geduldig und ruhig, obwohl sie sich auf einem Himmelfahrtskommando befanden, auf dessen Ablauf sie noch weniger Einfluß hatten als die dreiköpfige Besatzung der HOME RUN. »Keine weiteren Schiffe?« fragte Harris am Ende. »Henderson hat keine gesehen«, erwiderte Skudder. »Hmmm«, machte Harris. Er schaffte es, das Geräusch besonders vielsagend klingen zu lassen. »Was ist mit dem Mond?« fragte Charity. »Gibt es dort Abwehranlagen?« »Nicht von Bedeutung«, erwiderte Harris. »Ich meine, aus unserer Zeit. Die Moroni werden daran arbeiten.« »Die Industrieanlagen auf dem Mond sind groß, aber alt und nur für den Bergbau geeignet.« »Sie könnten die Anlagen verbessert haben«, wandte Harris ein. »So wie dieses Schiff?« fragte Skudder ernsthaft. »Die Originalversion wäre über die geostationäre Umlaufbahn nicht hinausgekommen«, erwiderte Charity knapp. »Sie haben recht Schätze, wir werden es genau wissen, wenn wir erst dort angekommen sind.« »Sobald wir dort angekommen sind«, korrigierte Harris mit einem charmanten Lächeln. »Drei Tage«, sagte Charity. »Sobald wir über der Rückseite sind, haben wir Aufnahmen vom Krater.« »Und die haben Aufnahmen von uns«, versetzte Harris. »Zielfotos, gewissermaßen.« Charity reagierte mit einem Achselzucken. »In den nächsten Stunden kann nicht viel passieren«, sagte sie. »Unser Abflug hat eine Menge Staub aufgewirbelt, aber im Moment sind wir die einzigen hier oben.« Sie tippte auf die würfelförmige Konsole eines taktischen Computers, der direkt neben einem Bildschirm stand. »Wie wäre es mit einer kurzen Einweisung?« Harris musterte sie. »Wozu?« »Hören Sie, ich bin auf dieser Fahrt vielleicht nur der Lastwagenfahrer, aber ich bin schon da draußen gewesen, als Sie und Ihre Männer noch Speisequark in den Tiefkühltruhen eines Supermarktes gewesen sind.« Die Bemerkung war nicht gerade glücklich gewählt, und die Anspannung der letzten Tage ließ sie beinahe die Beherrschung verlieren. »Ich erzähle Ihnen, was ich weiß, und Sie erzählen mir, was ich wissen will, und vielleicht kann ich dafür sorgen, daß Sie nicht in irgendeinem Loch im Mare Moscoviense versacken. Kapiert?« Im Gesicht des Offiziers zeigte sich Anerkennung; ob für ihre Ansicht oder für ihren professionell vorgebrachten Wutausbruch, war nicht auszumachen. Er setzte sich kommentarlos auf eine am Deck befestigte Munitionskiste und schaltete die Konsole ein. Es handelte sich um einen tragbaren Taktikcomputer, komplett mit Empfangsgerät für nicht mehr vorhandene Positionssatelliten, das nun vollkommen nutzlos war, aber immer noch drei Kilogramm Gewicht zu dem integrierten Gerät beitrug. Der insgesamt zentnerschwere Brocken konnte den Überdruck kleinerer Explosionen vertragen, die Schaltkreise waren gegen Strahlung und Störsender gesichert worden, und der Energiespeicher reichte für acht Wochen. Alles in allem hatte dieser unansehnliche Würfel mehr Aussichten, den Trip auf die Rückseite des Mondes zu überleben, als irgendeiner von ihnen. »TACCOM 370/98 – Selbsttest abgeschlossen.« Die Stimme klang etwas blechern,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher