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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Die gewaltigen Kranausleger an der Decke der Halle waren dazu gedacht, den Transporter auf die Katapultstrecke zu versetzen, deren Abschußröhre unmittelbar vor der Bucht begann. »Typisch«, sagte Charity halblaut. »Irgendwas hat er immer herumliegen lassen, mein Ex-Mann.« »Nun, diesmal war es nicht sein Fehler«, entgegnete Harris und tippt mit dem Finger auf das Status-Protokoll auf dem anderen Monitor. »Der Computer sagt, daß die Triebwerke hinüber sind. Das Ding kommt bis in die Umlaufbahn und noch ein Stück darüber hinaus, aber ohne Hilfe kommt es nie wieder herunter.« Charity zuckte die Achseln. »Nun, es wäre wohl zuviel verlangt gewesen.« »Glück ist wie Seife«, sagte Harris. »Wenn man es aufgebraucht hat, dann findet man nur noch Dreck.« Die Bemerkung erinnerte Charity an das Bad, von dem sie geträumt hatte. Sie registrierte seinen vielsagenden Blick. »Halten Sie lieber den Mund«, sagte sie nur. »Seit wir diese verfluchte Botschaft empfangen haben, habe ich für Rätsel nichts mehr übrig.« »Nun, wir sind auf der dunklen Seite des Mondes«, sagte Skudder. »Ich wüßte nicht, was wir mit den paar Wortfetzen noch mehr anfangen sollten.« Charity beugte sich vor und schaltete die Bildschirme wieder auf Harris’ Pult um. Die Kameras zeigten das Tagebaugebiet, friedlich und völlig leer im gleißenden Sonnenlicht. »Sieh genau hin«, sagte sie zu Skudder. Er tat es. »Und?« sagte er nach einer Weile. »Blödsinn«, sagte sie. »Dieses ganze Gerede über die dunkle Seite des Mondes ist schlicht und ergreifend Blödsinn.« »Was ist daran Blödsinn?« wollte Harris wissen. »Verdammt noch mal, macht die Augen auf und seht hin.« Sie kam auf die Füße, eine zu schwungvolle Bewegung, die in der niedrigen Schwerkraft leicht lächerlich wirkte, und stieß mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung auf die Bildschirme. »Das da draußen ist Sonnenlicht. Der Mond hat keine dunkle Seite. Ich meine keine Seite, die immer dunkel ist. Von der Erde aus bekommt man die Rückseite nie zu Gesicht, aber sie hat trotzdem Tag und Nacht, genau die der Erde zugewandte Seite. Wir waren draußen, als der Sonnenaufgang kam. Es gibt einfach keinen Unterschied.« Harris’ Gesichtsausdruck wäre eine Eintrittskarte wert gewesen. »Vielleicht suchen wir in der falschen Richtung«, warf Skudder ein. »Wie meinst du das?« »Nun, jedes Ding hat zwei Seiten.«  »Eine Kugel nicht. Verdammt, spiel keine Rätselspiele mit mir«, sagte Charity gereizt. »Sogar eine Kugel«, erwiderte der Indianer grinsend. »Denk doch mal an die Gruben. Wenn es schon kein hinten und vorn gibt, dann auf jeden Fall oben und unten oder besser außen und …« »Innen«, vollendete Charity ironisch. Dann erinnerte sie sich an die paar Worte, die sie entziffert hatten. »Natürlich«, sagte sie entgeistert. »Ich werde verrückt. Die Innenseite. Die dunkle Seite des Mondes ist INNEN!«
     
    Ende des neunten Teils
     
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