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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett
Autoren: Kjell Eriksson
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jetzt auf? Sie sah sich um, so als könne er in ihrer Nähe sein. Versteckte er sich irgendwo? Sah er sich heute abend die Nachrichten an?
    Warum ermordet man Frau und Kind? Es gab nur ein denkbares Motiv, und das hieß Eifersucht.
    »Ich werde dich finden, wo immer du dich versteckst«, sagte sie verbissen, legte den Gang ein und fuhr den schmalen Kiesweg hinab.
    Dann wurde ihr klar, daß es bislang keinerlei Beweise für die Schuld des Mannes gab. Warum seine Schuld voraussetzen? dachte sie. Das blockiert doch nur. Vielleicht ist er auch tot. Sie fuhr langsam, kroch die schmale Straße entlang. Vielleicht hat er gesehen, wie sie überfahren wurden, seine Frau und sein Kind am Straßenrand gefunden, und einen solchen Schock bekommen, daß er abgehauen ist.
    Sie war sich nur zu sicher, daß dies relativ unwahrscheinlich klang, aber man durfte nichts außer acht lassen. Allzu viele Fehler waren schon aufgrund vorgefaßter Meinungen begangen worden.
    Sie wußte, daß die Besprechung bereits begonnen hatte, beschloß aber, noch in Uppsala-Näs zu bleiben. Es war ungewöhnlich, daß sie nicht dabei war. Normalerweise wollte sie keine Informationen verpassen und achtete sehr darauf, Teil eines Teams zu sein; aber im Moment kam ihr das Besprechungszimmer wie ein bedrückender Bunker mit den immer gleichen, müden Gesichtern und immer gleichen Kommentaren vor.
    Sie wollte nachdenken, ihre Ruhe haben. Am besten gelang ihr das in der Konditorei Savoy, denn obwohl sie die Einsamkeit suchte, sollten doch gleichzeitig Menschen um sie herum sein. Das Savoy war in dieser Hinsicht perfekt. Sie saß oft dort, trank ihren Kaffee, las die Zeitungen, sah sich vor allem die anderen Gäste an. Menschen waren ihr Arbeitsgebiet, sie galt es zu studieren und zu verstehen. In einem Café fand das Hirn Ruhe, lief aber dennoch auf Hochtouren. Sie konnte sich an mehrere Fälle erinnern, bei denen ihr im Savoy die entscheidenden Ideen gekommen waren, während sich im Hintergrund Tagesmütter unterhielten, Kinder schrien, Handwerker diskutierten und Journale raschelten.
    Lindell fuhr zum Haus der Cederéns. Sie vermutete, daß Fredriksson noch dort war, vielleicht auch Berglund. Das war kein Problem. Diese beiden Herren würden sie in Ruhe lassen, wenn sie sich das Haus ansah.
    Eine Handvoll Neugieriger hatte sich auf der Straße vor dem Grundstück versammelt. Sie versuchten auszusehen, als wäre alles wie immer, als würden sie dort jeden Tag so herumstehen, aber ihre gierigen Blicke entlarvten sie. Vielleicht bin ich ungerecht, dachte Lindell, vielleicht waren sie gute Freunde von Josefin und Emily, und die kleine Versammlung ist einfach nur ihre Art, den Schock zu verarbeiten.
    Sie fuhr auf den Hof, stieg aus und entdeckte etwas, das sie bei ihrem ersten Besuch vor mehreren Stunden nicht bemerkt hatte. Gleich neben dem Fahnenmast, versteckt hinter ein paar Fliederbüschen, stand eine Hundehütte, davor ein Futternapf mit eingetrockneten Futterresten. Lindell hockte sich hin. In der Hütte lagen eine Decke und ein paar Knochen.
    Von einem Hund hatte ihr niemand etwas gesagt. Sie blieb vor der Hundehütte stehen. Von der Straße hörte sie die Stimmen der Nachbarn und beschloß, der Frage sofort nachzugehen.
    Eine leichte Brise mit den Düften des Frühsommerabends schlug ihr entgegen, als sie auf die Straße hinaustrat. Sie nahm Kurs auf einen Mann, der mit einem Stapel Post in der Hand dastand.
    »Ich heiße Lindell, Kriminalpolizei Uppsala.«
    Der Mann gab ihr die Hand.
    »Schrecklich«, sagte er.
    »Sind Sie ein Nachbar der Cederéns?«
    Der Mann nickte und ließ gleichzeitig eine Zeitung und einige Briefe fallen. Verlegen hob er die Post wieder auf, während er zu Lindell hinauf schielte.
    »Wissen Sie, ob Cederéns einen Hund hatten?«
    »Ja, einen Pointer. Sie hieß Isabella.«
    »Ab und zu nimmt er sie mit«, mischte sich eine Frau ein.
    Der Mann trat einen Schritt näher an Lindell heran, so als wolle er sie von der Frau abschirmen, und berichtete eifrig von dem Hund und den Gewohnheiten der Familie.
    Es stellte sich heraus, daß der Hund ein Ärgernis war. Josefin Cederén hatte ihn nie leiden können, und er war eine Plage für die ganze Nachbarschaft. Draußen, an seiner Hütte angekettet, heulte er traurig und lange. Im Haus nagte der Pointer alles an, Teppiche, Gardinen und Blumen. Sven-Erik Cederén nahm ihn deshalb oft mit zur Arbeit. Er war anscheinend der einzige, der mit dem Tier umgehen konnte.
    Ich sollte mir die Zeit
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