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Das spirituelle Wunschgewicht

Das spirituelle Wunschgewicht

Titel: Das spirituelle Wunschgewicht
Autoren: Thomas Hohensee
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nur wahrnimmt und sich mit seinen Ansichten, Emotionen und seinem Tun nicht voll identifiziert, stellt fest, dass »lecker» nur ein Gedanke und Appetit nur ein Gefühl ist. Es fällt ihm leicht, den Schinken stehen zu lassen, wenn er die Position des inneren Beobachters einnimmt und gerade keinen Hunger verspürt.
    Ebenso könnte ein Vegetarier, der Abstand zu seiner Bewertung und seinem Empfinden hat, den Anblick von Fleisch ohne Weiteres ertragen.
    Wer – wie die dritte Person – von vornherein auf eine positive oder negative Bewertung verzichtet, ist weder einer Versuchung noch einem Widerwillen ausgesetzt. In diesem Falle wird dem Anblick des Schinkens nichts hinzugefügt, sodass auch keine Distanzierung erforderlich ist. Es bleibt bei der Beobachtung und der Feststellung der reinen Tatsachen.
    Der italienische Psychologe Roberto Assagioli (1888–1974) hat vielleicht am schönsten zum Ausdruck gebracht, dass wir mehr sind als Gedanken, Gefühle und so weiter. Er sagte:
    »Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper. Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle. Ich habe einen Verstand, aber ich bin nicht dieser Verstand. Ich bin ich, ein Zentrum reinen Bewusstseins.«
    Hinzufügen könnte man:
    »Ich habe Verhaltensweisen, aber ich bin nicht dieses Verhalten.«
    Warum konnte Assagioli das sagen? Er hat erkannt, dass er sich seines Körpers, seiner Gefühle, seiner Gedanken, seiner Taten und Sinneseindrücke nur bewusst sein kann, weil etwas darüber Hinausgehendes vorhanden ist. Nur weil es den inneren Beobachter gibt, ist es möglich, Zeuge all der äußeren und inneren Phänomene zu werden. Wir sind mehr als das, und dieses Mehr ist das Bewusstsein in Form des reinen Wahrnehmens.
    Falls Sie das zum ersten Mal hören, klingt es in Ihren Ohren vermutlich sehr fremd, vielleicht sogar ein bisschen verrückt. Wenn Sie jedoch darüber nachdenken, werden Sie merken, dass es stimmt. Sie können jederzeit den Platz des Beobachters einnehmen und sich, andere und anderes wahrnehmen.
    Der amerikanische Psychiater Maxie C. Maultsby hat für Menschen, die in der Vergangenheit im Übermaß Alkohol getrunken haben, eine Übung entwickelt, der Versuchung des Trinkens zu widerstehen.
    Zunächst lernen sie, rational, das heißt den Tatsachen entsprechend zu denken. Sie machen sich klar, dass Alkohol ihnen nicht hilft, mit ihren Problemen fertig zu werden, sondern ihnen nur schadet. Sie brauchen ihn nicht. Im Gegenteil: Es geht ihnen besser, wenn sie darauf verzichten.
    Nachdem sie das verstanden haben, stellt Maultsby vor ihnen eine Flasche Bier und eine Flasche Cola auf. Die Personen, die sich bis dahin beim Anblick von Alkohol nicht beherrschen konnten, sagen sich nun, dass der Alkohol keine Macht über sie hat. Dann greifen sie zur Cola und nehmen einen Schluck davon. Sie sagen sich weiter, dass der Alkohol ihr Leben fast ruiniert hat, und nehmen einen weiteren Schluck Cola.
    So lernen Sie, neues Denken und Verhalten zu verbinden. Sie lassen den Alkohol stehen. Die Idee dabei ist, dass sie auch im Alltag überall alkoholischen Getränken ausgesetzt sind, im Supermarkt, in Restaurants, bei Freunden. Auch wenn es sinnvoll ist, solche Konfrontationen zu vermeiden, besteht der sicherste Schutz im Denken und Verhalten.
    Sie kennen vielleicht den Satz »Kunst entsteht im Kopf des Betrachters«. Er lässt sich auf dieses Beispiel beziehen. Sucht entsteht im Kopf. Der Alkohol macht niemanden süchtig. Sonst würde jeder, der etwas trinkt, abhängig werden. (Dass mit der Zeit eine körperliche Sucht entstehen kann, trifft zu. Sie ist aber im Vergleich zur psychischen Abhängigkeit geringfügig.)
    Kommen wir auf Assagiolis Aussagen zurück. Das Beste an ihnen ist, dass sie nicht nur reine Theorie sind, sondern enorme praktische Bedeutung haben, wie sie an den Beispielen sehen. Das Bewusstsein ist die Voraussetzung dafür, seinem Leben eine bestimmte Richtung zu geben. Ohne das Bewusstsein wäre es unmöglich, das Denken und Verhalten zu ändern. Allein die Funktion des Wahrnehmens versetzt uns in die Lage, innezuhalten, die Tatsachen zu erkennen und eine Wahl zu treffen.
    Leider ist es tatsächlich so, dass wir oft im Zustand des Nichtbewusstseins handeln. Wir glauben in solchen Phasen: »Ich bin nun mal so, wie ich bin. Ich kann mich nicht ändern. Basta.« In Wirklichkeit haben wir immer die Wahl. Wir können so oder anders denken, uns so oder anders verhalten. Wir können sogar unsere Gefühle beherrschen –
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