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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
Autoren: Jeanne Ryan
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könnte ich es schaffen. Und damit das » klein « aus Matthews Wortschatz streichen, das er grundsätzlich mit meinem Namen verbindet, selbst wenn er mir eine SMS schreibt, was er seit Beginn der Proben regelmäßig macht. Er schreibt süßes, flirtendes Zeug, vor allem spätabends.
    Ich sehe Tommy abschätzend an. » Willst du mal etwas Außergewöhnliches tun? «
    Er wird rot. » Du möchtest dich doch nicht für die Live-Runde bewerben, oder? «
    » Auf keinen Fall. Es ist sowieso ziemlich spät, um noch ausgewählt zu werden. Aber wäre es nicht lustig, mal eine der Challenges auszuprobieren? Nur um zu sehen, wie das ist? «
    » Äh, nein, eigentlich nicht. « Er blinzelt hektisch, als würden seine Kontaktlinsen auch langsam Feierabend machen. » Du weißt doch, dass diese Probe-Challenges sofort auf der Risk -Seite gepostet werden, und da man sich die Vorrunden kostenlos ansehen kann, werden das vermutlich jede Menge Leute tun. «
    » Genau darum geht es ja. «
    Er legt den Kopf schief. » Bist du sicher, dass es dir gut geht? «
    Ich marschiere zum Schrank, um die Sprühflasche wegzuschließen. » Mir geht es gut. Und du musst auch nicht mitkommen. Ich habe nur gedacht, dass es lustig werden würde. «
    » Vielleicht schon « , nickt er. Offensichtlich muss er nachdenken. » Okay, ich drehe das Video. «
    Stimmt! Ich habe ganz vergessen, dass ich jemanden brauche, der mich dabei filmt. Ich nehme meine Tasche und gehe zielstrebig an ihm vorbei, ganz Lara Croft. » Also los! «
    Er beeilt sich, zu mir aufzuschließen. » Wir können meinen Wagen nehmen. « Seine Eltern haben ihm zum Geburtstag einen actionfilmreifen Audi geschenkt.
    » Nein « , widerspreche ich. » Wir nehmen meinen. «
    Schließlich ist es meine Challenge.
    In der Luft draußen hängt eine Feuchtigkeit, die zuvor noch nicht spürbar gewesen ist. Auch wenn ich mir gleich Wasser über den Kopf schütten werde, ist mir jetzt nicht nach Regen zumute. Tommy und ich laufen zu meinem zehn Jahre alten Subaru, dessen Lenkrad jedes Mal klappert, wenn ich auf die Bremse trete. Aber er gehört mir und er ist gemütlich. Wir steigen ein und fahren los.
    Ich versuche, einen Hip-Hop-Song aus dem Radio mitzusummen, aber meine Stimme zittert vor Nervosität.
    » Meinst du, irgendjemand im Gotta-Hava-Java checkt, dass es um eine Challenge für Risk geht? «
    Tommy betrachtet das Armaturenbrett, als würde er versuchen, dort etwas Interessanteres zu entdecken als das mickrige Autoradio mit dem kleinen handgeschriebenen » Pump up the Volume! « -Sticker auf dem Lautstärkeknopf
    » Ich glaube, die Stammkundschaft dort gehört nicht zur Risk -Zielgruppe. «
    Lustig, wie leicht ihm der Begriff » Zielgruppe « über die Lippen kommt, als wäre er ein Marketingexperte. So etwas könnte auch mein Dad sagen. Plötzlich wird mir mulmig, als ich an das blasse Gesicht meines Vaters vor ein paar Monaten denke. Fassungslos saß er an meinem Bett im Krankenhaus und sagte immer wieder, wie wenig das, was ich getan hatte, zu mir passen würde. Mädchen wie ich würden nicht mit laufendem Motor in einer geschlossenen Garage enden. Stimmt genau, hatte ich geantwortet.
    Ich schüttele den Gedanken ab.
    » Dann mache ich mich also vor einem Haufen Leute zum Idioten, die keine Ahnung haben, dass das für ein Spiel ist. Perfekt. «
    Letzten Monat hatte ein Sprecher den Zuschauern in verschwörerischem Flüsterton verkündet, dass die Spieler nicht sagen durften, dass es sich um eine Challenge handelt.
    Tommys hochgezogene Augenbrauen sagen deutlich, was er von meinem Vorhaben hält, aber er ist viel zu höflich, um es laut auszusprechen. Stattdessen erzählt er mir von einer Doku über eine Business-Uni, an der mit knallharten Samurai-Methoden unterrichtet wird und deren Studenten sich beispielsweise an belebte Straßenecken stellen und singen müssen, um ihre Hemmungen zu überwinden.
    » Vielleicht bringt dir das Ganze ja irgendwas « , meint er.
    Ich betrachte ihn genauer. Eigentlich sieht er besser aus, als ich es vor mir selbst zugeben würde. Nicht dass wir je mehr als Freunde sein könnten. Mit seinen gut geschnittenen Gesichtszügen, seiner zuversichtlich-zupackenden Art und den reichen Börsenmakler-Eltern wird er wahrscheinlich noch vor unserem zehnjährigen Klassentreffen für ein politisches Amt kandidieren.
    Plötzlich fällt mir ein, dass ich noch nicht einmal das Bewerbungsformular ausgefüllt habe.
    » Kannst du schnell mal auf die Risk -Seite gehen und meine
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