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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
Autoren: Jeanne Ryan
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den gepolsterten rosa BH angezogen?
    » Nein, mein Handy speichert keine Kopien von Video-Chats. Das verbraucht zu viel Speicherplatz. «
    Wir steigen in meinen Wagen, und ich wende ihm den Rücken zu, während ich schnell meine Jacke anziehe. Auch wenn ich gerne hier sitzen bleiben und über einen Ausweg aus dieser Katastrophe nachdenken würde– als ob es einen gäbe!–, muss ich doch in einer Viertelstunde zu Hause sein. Ich lasse den Motor an und stelle die Heizung auf volle Stärke, während ich zur Schule zurückfahre.
    Tommy werkelt an seinem Handy herum. » Vielleicht gibt es ja irgendeine Möglichkeit, deinen Beitrag zurückzuziehen. «
    » Ja, tu das! Sag ihnen, dass ich ihnen mein Einverständnis nicht erteile! «
    Kurz darauf räuspert er sich. » Da steht, dass alles, was gepostet ist, automatisch das Eigentum von Risk ist. Mit der Registrierung für das Spiel hast du ihnen die Rechte für das Video übertragen. «
    Ich schlage aufs Armaturenbrett. » Verdammt! «
    In diesem Moment kommen wir am Schulparkplatz an. Bevor er aussteigt, sagt Tommy: » Denk dran, es gibt Tausende solcher Videos, und die meisten sind wahrscheinlich viel schlimmer als deins. Die Leute machen die verrücktesten Dinge, um für die Live-Runden ausgewählt zu werden. «
    » Hoffentlich hast du recht. Aber ich muss in neun Minuten zu Hause sein, sonst… ich muss es einfach schaffen. «
    » Ich verspreche dir, mit niemandem darüber zu reden. « Er legt kurz eine Hand aufs Herz und schlägt dann die Tür zu.
    Ich muss schlucken und habe ein dumpfes Gefühl im Magen, während ich davonfahre. Wie hatte ich nur so dämlich sein können? Wagemut gehört einfach nicht zu meinen Charaktereigenschafen. Schüchtern, fleißig, loyal… die ganzen langweiligen Steinbock-Eigenschaften: Das bin ich.
    Unter Missachtung sämtlicher Geschwindigkeitsbegrenzungen rase ich nach Hause– wieder ein neuer Aspekt meiner Persönlichkeit. Aber ich bin nicht schnell genug. Als ich die Tür öffne, die von unserer Garage ins Haus führt, ist es zwei Minuten nach zehn.
    Mom wartet wie ein Grenzposten. » Wo bist du gewesen? «
    » Bei der Aufführung. Es gab ein kleines Problem mit dem Waschbecken im Umkleideraum, dabei bin ich nass geworden. Ich hab versucht, mich so schnell wie möglich wieder trocken zu bekommen. Tut mir leid, dass ich ein bisschen zu spät bin. «
    Am liebsten würde ich mich übergeben, weil ich so lüge, aber es wäre auch niemandem geholfen, wenn ich die Wahrheit sagen würde.
    Moms Gesichtsausdruck bleibt streng. » Du hast versprochen, um zehn zu Hause zu sein! «
    » Mom, bitte! Es war ein Unfall! « Zu spät erkenne ich meinen Fehler. Irgendetwas als » Unfall « zu bezeichnen, versetzt meine Eltern selbst jetzt, fünf Monate später, noch in Panik.
    Dad kommt aus der Küche zu uns. » Alles in Ordnung? «
    Ob es noch andere Elftklässlerinnen gibt, deren Eltern um zehn Uhr abends hinter der Tür auf sie warten?
    Ich ziehe die Jacke fester zu und streiche mir die feuchten Haare aus dem Gesicht. » Ja, nur ein kleines Waschbecken-Problem. Es tut mir leid. «
    Dad versucht, locker zu klingen, aber seine Miene ist angespannt. » Warum hast du nicht angerufen? «
    » Ich hab gedacht, ich würde es rechtzeitig schaffen. Aber da war eine rote Ampel zu viel. «
    Gibt es eine Möglichkeit, den Verkehrsfluss zwischen hier und dem Theater zu überprüfen, um diese letzte Lüge auffliegen zu lassen?
    Dad stellt sich neben Mom. Ich stehe einen Meter vor ihnen und wünsche mir, ich könnte aus meinen feuchten Sachen raus, aber so schnell komme ich an den beiden nicht vorbei. Sie sieht ihn an, er sieht sie an.
    Ich verschränke die Arme.
    » Alle meine Freunde sind jetzt gerade auf einer Party, während ich die ganzen Kostüme reinigen und mich um ein kaputtes Waschbecken kümmern musste. Findet ihr nicht, dass das genug Strafe für zwei Minuten Zuspätkommen ist? «
    Sie sehen sich noch einmal an, dann seufzt Dad: » Gut, wir glauben dir. «
    Wieder plagen mich Schuldgefühle, aber im Grunde genommen habe ich nichts Verwerfliches gemacht. Okay, wenn man davon absieht, dass ich mich gerade halb nackt vor einem weiß Gott wie großen Online-Publikum zur Schau gestellt habe.
    » Danke. Ich gehe ins Bett, schließlich ist morgen Schule. « Ich halte die Luft an und hoffe, dass ich die Rolle der pflichtbewussten Tochter nicht übertrieben habe.
    » Gute Nacht, Süße « , sagen sie wie aus einem Mund und umarmen mich. Manchmal glaube ich, es
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