Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals
Autoren: L. R. Powell
Vom Netzwerk:
hielt, sahen sie die Gestalt eines Diebes mit gierigem Blick.
    »Die Sieben der Schwerter«, sagte er mit seiner üblichen Unbekümmertheit. »Oder, anders gesagt, die Herrschaft der Vergeblichkeit.«
    Hinter ihm erzitterten die Türen zum Ballsaal und verschmolzen dann zu einer undurchdringlichen Wand. Sie hatten den einzigen Weg zum Grab des Gehängten unpassierbar gemacht.
    »Aber … aber die Lotterie hat noch nicht einmal angefangen – das können Sie doch nicht machen!«, keuchte Toby empört auf.
    Ahab betrachtete sie leidenschaftslos. »Es sieht so aus, als hätten wir es gerade getan.«
    Blaine machte einen Schritt nach vorn, als wollte er sich auf ihn stürzen, aber Flora fiel ihm in den Arm. »Schon gut«, sagte sie mit schmalen Lippen. »Wir warten
ganz einfach, bis die Lotterie vorbei ist. Danach können sie uns nicht mehr aufhalten.«
    Die Könige und Königinnen schienen nicht im Mindesten besorgt zu sein. Alastor schlenderte voraus, leise vor sich hin pfeifend. Sie gingen die Treppe hinunter in die Eingangshalle und dann durch den Vorhang, ohne die Joker auch nur eines einzigen weiteren Blicks zu würdigen.
    Draußen auf dem Platz drängten sich die Menschen, und die Ankunft der Spielführer wurde mit tosendem Applaus begrüßt. Der Tisch und das Rad waren aus dem Ballsaal gebracht und auf dem Rasen aufgestellt worden. Der Kirschbaum dahinter präsentierte eine Wolke aus weißen Blüten vor einem rosig angehauchten Himmel. Als die Könige und Königinnen ihre Plätze eingenommen hatten, erhob sich die Stimme des Türstehers über das Gemurmel der Gäste. »Meine Damen und Herren, Prinzen und Vagabunden, ihr Spieler … «
    Die vier Joker lungerten an der Türschwelle herum. Im Augenblick hatten sie keine andere Möglichkeit, als abzuwarten.
    »Wo sind wir überhaupt?«, fragte Cat unglücklich. »Sind wir immer noch in der Fünf der Stäbe, im Spielzug vom letzten Samstag? Oder hat das Temple House uns ins … Jetzt zurückgebracht?«
    »Hat es letzten Samstag geschneit?«, fragte Toby.
    »Ähm, nein.«
    »Dann sind wir wieder in der Gegenwart.«
    Er deutete zur anderen Seite des Platzes, wo jenseits des zarten Gitterwerks aus Frühlingslaub und blinkenden
Lichtern sich der rosige Himmel verdunkelte. Schneeflocken trudelten auf das Pflaster. Ein einsamer, dick vermummter Fußgänger hastete vorbei, ohne auch nur einen Blick in den Park zu werfen.
    »Trotzdem stimmt etwas nicht.« Flora runzelte die Stirn. Ihre Stimme klang eher verwirrt als wütend. »Der Magier sagte, sie könnten uns nicht aufhalten, es sei denn durch Strafen. Ich verstehe nicht, wie sie uns einfach den Weg blockieren können. Ich verstehe es einfach nicht … «
    »Wir könnten irgendetwas mit unseren Assen tun«, schlug Toby vor. »Sie haben doch angeblich Superkräfte.«
    »Nicht in ihrer jetzigen Form. Was willst du machen? Willst du das Haar des Königs der Stäbe mit einem Feuerzeug anzünden? Der Königin der Kelche einen Eiswürfel in den Ausschnitt stecken? Nein, wir müssen die Asse zu dem Baum des Gehängten bringen, das ist unsere einzige Hoffnung.«
    Danach wusste niemand mehr etwas zu sagen. Sie verfielen in düsteres Schweigen. Die Energie und Erregung, die sie so weit gebracht hatten, waren versickert. Selbst die Angst war gewichen. Während der Vogel sich das Gefieder putzte und das Publikum lachte, klatschte oder seufzte, je nach Situation, spürte Cat, wie sie langsam eindöste.
    »Was …?«
    Jemand – Blaine – schüttelte sie leicht, und sie schreckte aus ihrem Tagtraum auf. »Sie rufen nach uns. Komm.«
    Benommen rieb sich Cat die Augen und stand auf. Der Vogelkäfig kam ihr ungewöhnlich schwer vor und zog
ihren Arm nach unten. Die anderen wirkten ähnlich orientierungslos, als sich die Menge vor ihnen teilte, um sie durchzulassen. Die Reihen aus Gesichtern rechts und links waren zwei schier endlose, bleiche Schlangen, bestückt mit Augen. Es schien außerordentlich lange zu dauern, bis sie den Rasen überquert hatten und vor den Spielführern standen.
    Ahab sprach als Erster. »Es sieht so aus«, sagte er schwerfällig, »als würde den Höfen eine Entschädigung zustehen. Es ist eine regelwidrige Einmischung vorgekommen. «
    Das Publikum zischte vor Empörung und Entzücken.
    Cat war jetzt hellwach. »Nein«, sagte sie und merkte selbst, wie kindlich hoch und dünn ihre Stimme klang. »Nein, Sie irren sich. Der Ritter hätte sich selbst aus Li… aus der Gefangenschaft des Buben der Stäbe befreien
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher