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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals
Autoren: L. R. Powell
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»Für mich nicht, danke.«
    »Glauben Sie, dass der Hof der Stäbe behaupten kann, Flora – wir – hätten uns eingemischt und Ihnen so den Sieg in diesem Spielzug verschafft?«, fragte Blaine den Ritter. Er ging zu Liam und durchsuchte seine Taschen.
    »Hm.« Der Mann rieb sich über das stoppelige Kinn. »Noch bin ich nicht wieder auf der anderen Seite. Dafür muss ich erst zur Schwelle kommen. Was dieses verräterische Wiesel betrifft … nun, alle Buben sind nichtsnutzige Betrüger. Ich denke, ich hätte ihn auch allein überwältigt, aber beschwören kann ich es natürlich nicht. Wie auch immer, die Sache steht auf der Kippe.« Er trank noch einen Schluck aus seinem Flachmann und rülpste laut.
    »Das klingt nicht sehr beruhigend«, regte sich Toby auf. »Bei dem augenblicklichen Spielstand werden die Könige und Königinnen jede Gelegenheit wahrnehmen, um einen von uns des Spiels zu verweisen.«
    »Dann ist es ja umso besser, dass Liam das hier bei
sich hatte.« Blaine hielt das schmale schwarze Feuerzeug hoch, das der Magier in das Ass der Stäbe verwandelt hatte.
    Die anderen drei Joker stießen einen Seufzer der Erleichterung aus. »Gott sei Dank«, flüsterte Flora.
    »Wisst ihr«, sagte der Ritter nachdenklich. »Ich bin noch nie einem Joker begegnet, geschweige denn vieren auf einmal. Ich habe auch noch nie so einen Vogel gesehen. Die Regeln ändern, sagt ihr …« Er blickte sie aus zusammengekniffenen, feuchten Augen an und stieß dann ein raues Kichern aus. »Ich weiß, ich weiß: Stell keine Fragen, gib keine Antworten. Ich muss mich auf das konzentrieren, was ich noch zu erledigen habe, wenn ich mit heiler Haut über die Schwelle treten will.«
    »Was ist, wenn die anderen Buben Sie außerhalb des Arkanums erwischen?« Cat dachte an die Hetzjagd durch Soho.
    »Ach nein, Buben überqueren die Schwelle nicht. Nur wenn ein Ritter versucht, auszubüxen, ehe der Spielzug beendet ist.« Er ging zur Tür und schaute sich im Flur um. »Außerdem ist diese Bande wohl kaum das Beste, was der Hof der Stäbe zu bieten hat, wenn sie unserem rattengesichtigen Freund hier allein die Bewachung des Feuers überlassen haben. Ich denke, ich habe eine gute Chance, mich durchzuschlagen.«
    »Wir sollten auch machen, dass wir wegkommen«, meinte Blaine. »Es ist schade, dass wir den Würfel verloren haben, aber von jetzt an kann er uns ohnehin nicht mehr viel nutzen. Wir haben alles, weswegen wir hierherkamen
– und das Temple House liegt direkt vor unserer Nase.«
    »Aha, ihr seid zum Hauptquartier unterwegs. Ihr müsst nur durch den Keller gehen, drei Häuser weiter nach rechts. Soweit ich weiß, hängen die Gebäude auf dieser Seite der Schwelle alle miteinander zusammen. Und wie bei jedem anständigen Schleichweg gibt’s jede Menge Mauselöcher.«
    Nach einem letzten Schluck verstaute der Ritter den Flachmann in den Falten seiner Kleidung, streckte sich ausgiebig und fuhr sich mit den Händen durch das schmutzige graue Haar. »Los geht’s. Macht’s gut, ihr Narren.«
    Er zog eine Streichholzschachtel aus der Tasche, entzündete eins der Hölzchen und verschwand leise singend nach links in der Dunkelheit des Flurs. »Glück, sei mir hold heute Nacht … «
    »Kommt, gehen wir.« Müde wandte sich Flora in die entgegengesetzte Richtung.
    »Was ist mit ihm?« Cat stieß Liam mit dem Fuß an. Der Bube rührte sich und stöhnte leise.
    »Sollen ihn seine Kumpane einsammeln«, sagte Blaine. »Wir haben Wichtigeres zu erledigen.«
    Die anderen nickten grimmig. Sie waren ihrem Ziel so nah. Aber sie wagten kaum zu hoffen. Noch nicht.
    Der Ritter hatte recht: Es war ein Schleichweg. Der Flur ging schon bald in einen verwinkelten Gang über, voller Spalten und Ritzen und mit überraschenden Biegungen und Kurven; nach einer Weile wechselte auch die
Einrichtung. Statt Büromöbeln standen hier nun Schränke und Kommoden, Stühle und Tische. Aber auch diese Gegenstände waren mit Staub und Dreck bedeckt. An einigen Stellen ließen sich nackte Glühbirnen zu einem trübsinnigen Leben erwecken, an anderen war Tobys Taschenlampe das einzige Licht, das sie führte. Das Ass der Stäbe blieb in Blaines Hosentasche verstaut.
    Cat ließ sich zu Flora zurückfallen. »Danke. Für das, was du getan hast, und das Risiko, das du eingehen wolltest. «
    »Ach, es hätte keiner von uns dabeigestanden und zugesehen, wie der Kerl dir die Kehle durchschneidet. Ich war nur die Erste, die reagiert hat«, sagte Flora gelassen. »Obwohl es …
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