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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals
Autoren: L. R. Powell
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können, auch ohne uns. Sie können nicht sicher sein, ob unsere Anwesenheit dort einen Unterschied gemacht hat oder ob er seinen Zug auch so gewonnen hätte.«
    »Da stimme ich dir völlig zu«, schnurrte Lucrezia. »Diese ganze Angelegenheit ist viel zu kompliziert, um sich die Mühe zu machen, sie zu entwirren. Sowohl der Hof der Stäbe als auch der Hof der Münzen sind einverstanden, die Sache zu vergessen.«
    »Der Fall, der hier zur Debatte steht«, sagte Odile mit ihrer hellen, klaren Stimme, »betrifft eine Petition, die vom Hof der Kelche vorgebracht wurde.«
    Der Türsteher trat vor. »Ich rufe den Ritter der Kelche als Zeugen.«

    Ein plumper, ängstlich wirkender junger Mann trat aus der Menge. Es war der Ritter aus dem Trumpf der Sterne.
    Mit zitternder Hand deutete er auf die vier Joker. »Ihr«, rief er mit weinerlicher Stimme. »Ihr habt den Ritter der Schwerter aus dem Eis befreit. Er hat mich an der Schwelle geschnappt. Bei unserem Kampf zerbrach das Gefäß und das Wasser wurde verschüttet. Ihr habt alles ruiniert!«
    Die vier Joker schwiegen verblüfft.
    Dann explodierte Toby. »Aber Sie hatten doch eine Ewigkeit Zeit, um den Spielzug zu verlassen! Warum zum Teufel haben Sie an der Schwelle herumgehangen und getrödelt?«
    »Ich brauchte Zeit, um meine Kräfte zu sammeln«, sagte der Ritter gekränkt. »Ich war ein emotionales Wrack – ihr habt mich doch gesehen. Ich dachte, ich wäre in Sicherheit. Ich dachte, ich hätte gewonnen. Und das hatte ich ja auch, bis ihr euch eingemischt habt und …«
    »Die Situation ist eindeutig«, unterbrach ihn Alastor und sah von den sanft kreisenden Eiswürfeln in seinem Glas, das er leicht hin und her schwenkte, auf. »Diese vier haben den Hof der Kelche den Sieg gekostet. Sie alle müssen bestraft werden.«
    »In der Tat. Und da die möglichen Auswirkungen der Einmischung im Falle Stäbe gegen Münzen ebenfalls ungeklärt sind, schlage ich vor, dass jedem Hof ein Bube zugewiesen wird.«
    »Einverstanden«, sagte Odile. »Lucrezia?«
    »Aber sicher.«

    »Aber Sie haben uns betrogen!«, rief Flora rasend vor Wut. »Wir wollten gerade zu dem Gehängten gehen und Sie …«
    »Die Höfe respektieren die Regeln des Spiels«, schnitt Alastors Stimme, so kalt wie Stahl, ihr das Wort ab. Sein träger Charme war verschwunden. »Wir haben euch die Gelegenheit gegeben, euren Zug zu vollenden. Fortunae te regendum dedisti, dominae moribus oportet obtemperes. « Er zeigte auf das Rad. »Das Spiel soll beginnen.«
    Der Türsteher trat zu dem Rad. Wenn es zum Stillstand kommen würde, wären alle vier Joker an die Höfe gebunden, bis sie ihre Strafe abgeleistet hatten. Keine Narren mehr, sondern Sklaven.

    Die Zeit zögerte. Cat sah die anderen, wie eingefroren in völligem Unglauben, weißgesichtig und mit geweiteten Augen.
    Irgendwo anders summte das Publikum vor Erregung, während die Spielführer sich zurücklehnten und gähnten. Über ihnen rauschte der Kirschbaum, als ob er sich in einem Wind wiegen würde, den nur er fühlen konnte. Ein Mann in vorderster Reihe zog spöttisch lächelnd den Hut vor Cat …
    Ta-ta!
    Rundherum drehte sich das Rad, schneller und schneller, hin zu dem Moment, in dem es langsamer werden würde, um schließlich stillzustehen …
    Wie droben, so auch unten …
    Der Schatten eines größeren Baums …

    Kehrt zu Yggdrasil zurück. Jeder von euch muss eine Wurzel einpflanzen …
    Es war, wie sie es schon einmal auf dem Mercury Square erlebt hatte: Ihre Stimme klang eingerostet und ihre Bewegungen waren träge und unbeholfen, als wäre sie unter Wasser. »Der Baum«, krächzte sie und fummelte an dem Türchen des Vogelkäfigs herum. »Wie droben … der Baum … es ist derselbe … wie unten …«
    Toby begriff als Erster, und er war auch derjenige, der als Erster reagierte. Während das Rad sich in einen rasenden Schemen verwandelte und auch die Welt um sie herum zu kreiseln schien, holte er die Tonscheibe aus der Tasche und zerdrückte sie in seiner Faust. Er stürzte am Tisch vorbei und schleuderte die Handvoll Staub unter den Baum.
    Die Erde begann zu zittern. Eine Scholle schob sich ruckartig nach oben und kippte das Rad um, das krachend zu Boden fiel. Die Menge, erfasst von plötzlichem Aufruhr, schrie vor Angst auf; der Baum stöhnte und schwankte, die Wurzeln entblößt vom gewaltsamen Aufbrechen der Erde. Das Beben hörte auf. Der Baum war verkrüppelt, aber sein schlanker Stamm blieb standhaft.
    Die Könige und Königinnen waren
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