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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals
Autoren: L. R. Powell
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Pech war, dass ein Ritter im Spiel war.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich hoffe bloß, dass wir bei dem Gehängten sind, ehe mich die Strafe erreicht.«
    »Das werden wir nicht zulassen. Wir stecken da gemeinsam drin.«
    »Nein, wir stecken jeder für sich da drin«, entgegnete Flora. »Versteh mich nicht falsch – ich will nicht, dass dir oder Toby oder Blaine irgendetwas zustößt. Das ist ja der Grund, warum ich mich eingemischt habe. Aber letztendlich ist es doch so, dass wir vier aufeinander aufpassen müssen, weil wir so die beste Chance haben, zu überleben und unser Ziel zu erreichen.«
    Cat wusste, dass Flora recht hatte. Sie musste nur einen Moment lang nicht Acht geben, und schon brannten in ihr wieder jener schreckliche Hunger nach den Erinnerungen, die von der Sechs der Kelche erweckt worden
waren, und jene alles verschlingende Trauer über das, was danach folgte. Es war eine Menge Selbstbeherrschung nötig, um diese Gefühle im Zaum zu halten, damit sie sich auf die Aufgabe konzentrieren konnte, die vor ihr lag. Aber obwohl sie eine Expertin darin war, ihre eigenen Hoffnungen und Ängste zu unterdrücken, merkte Cat, dass es etwas ganz anderes war, wenn es um die Gefühle anderer Menschen ging.
    Tobys Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Wir sind da, Leute. Wir stehen unter dem Temple House.«
    Sie hatte sich schon gefragt, ob und wie sie es merken würden, weil es nahezu unmöglich war, die Dimensionen und Entfernungen in dieser unterirdischen Welt abzuschätzen. Jetzt sah sie, dass der nächste Wegabschnitt durch ein Tor abgetrennt war – ein Tor, in dessen rostige Streben das Zeichen des Rads eingearbeitet war. Eine Reihe niedriger Räume gingen rechts und links vom Weg ab, aber anders als die Krypta des Gehängten waren sie mit weißer Farbe gestrichen, die an einigen Stellen abblätterte. Die Luft roch feucht.
    »Ihr sagtet, dass unser … ähm, verzauberter Baum unterhalb dieses Kellers wächst?«, fragte Blaine und fuhr mit den Füßen über den Steinboden.
    Toby nickte ernst. »Weit unterhalb. Als wir abstiegen, kam mir der Weg kilometerlang vor.«
    »Und der Weg müsste da hinten verlaufen«, sagte Cat und deutete durch zwei niedrige Bögen auf die Steinwand am anderen Ende des Gangs. Sie waren am Ende angelangt, nicht nur am Ende des Kellers unter dem Temple
House, sondern anscheinend auch am Ende des chaotischen Labyrinths, durch das sie hierhergelangt waren. »Hast du den Schlüssel, Flora?«
    »Bereit zum Einsatz.« Flora zog den kleinen Silberschlüssel hervor, den sie die ganze Zeit lang bei sich getragen hatte.
    Die Stimmung hob sich. Sie hatten dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen und ihre Runde gewonnen, und jetzt waren sie genau da angekommen, wo sie hinwollten. Nur ein paar Stockwerke unterhalb der Spiegeltür, die sie zu ihrem Ziel führte.

KAPITEL 18
    Als sie den Keller verließen, merkten sie, dass das Innere des Temple House seit ihrem letzten Besuch wieder einmal ein Kaleidoskop von Veränderungen in Zeit und Raum durchlaufen hatte. Die Laken über den Möbeln und die Werbepost waren verschwunden, ebenso wie der muffige Geruch. Die Möbel glänzten, und eine träge Süße zog durch die Luft. Die Halle lag verlassen da, und der goldene Brokatvorhang war zugezogen.
    Trotzdem haftete der Stille etwas Beunruhigendes an. Während sie die Treppe zum zweiten Stock hinaufstiegen, hatten sie das Gefühl, als würde das Haus den Atem anhalten.
    »Dieser Ort gehört allen Spielern, denkt daran«, sagte Flora, wie um sich selbst Sicherheit zu geben. »Wir können tun, was wir wollen.«
    »Ach, meine Liebe«, sagte die Königin der Münzen. »Ich fürchte, in dieser Beziehung irrst du dich.«
    Lucrezia war durch die schwarz-goldenen Türen am Kopf der Treppe getreten. Ihre Miene war belustigt und ein wenig nachsichtig: eine Erwachsene, die unartige Kinder
zurechtweist. Sie trug ein üppig dekoriertes Abendkleid, und die smaragdfarbenen Röcke rauschten beim Gehen. »Denn solange die Höfe die Herrschaft haben, müssen wir alle den Regeln folgen. Und eine dieser Regeln besagt, dass das Spiel unterbrochen wird, wenn eine Lotterie stattfindet.« Sie lächelte strahlend. »Und da dies am heutigen Abend geschehen wird, müsst ihr, so fürchte ich, warten.«
    Ihre drei Gefährten folgten ihr dichtauf. Alastor, der schläfrig und zerzaust wirkte, war der Letzte, der erschien. Er zog eine leere Karte aus der Manteltasche und strich mit der Hand über die Vorderseite. Als er sie in die Höhe
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