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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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kannte, hatte er auch dessen leichte Anspannung gespürt, die sich vertiefte, je näher sie der Burg gekommen waren. Also sah er, sein Diener und Gefolgsmann, es als seine Aufgabe an, so viel wie möglich über die Umstände des Besuchs in Erfahrung zu bringen. Insbesondere der Ritter hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Auch über ihn hatte Hardo kein Wort verloren.
    Im Stall fand er ihre Pferde gut untergebracht, und nachdem er ihre beiden Satteltaschen an sich genommen hatte, wollte er versuchen, einige Auskünfte über Ulrich von der Arken einzuholen. Der Knappe des Ritters mochte ihm dazu nützlich sein, denn entweder war er bereit, allerlei über seinen Herrn auszuplaudern, oder er gab sich loyal und schwieg. Beides würde ihm einiges über den Charakter des Mannes offenbaren. Ein kleiner, schmuddeliger Stallbursche verwies ihn in den Stall nahe der Torburg, und hier fand er den jungen Mann dann auch.

    Ismael stellte das Gepäck ab und lehnte sich lässig an einen Pfosten am Eingang.
    »Du bist doch der edle Knabe, der dem schartigen Ritter aufwartet«, sagte er zu dem Knappen, der auf einem Schemel saß und das Lederzeug eines großen, schwarzen Schlachtrosses ölte.
    Der Jüngling, flachsblond, schlank und schlicht, aber vornehm gewandet, sah ihn mit ruhigen Augen an.
    »Ja, ich bin der Knappe des Herrn Ulrich von der Arken.«
    »Und warum machst du dir dann die Finger an dem Zeug hier schmutzig? Das gibt doch später schmierige Flecken auf seiner blanken Rüstung.«
    »Es gehört zu meinen Aufgaben, für das Pferd meines Herrn zu sorgen.«
    Aha, ein Gefolgsmann der schweigsamen Art, schloss Ismael und ging zum Angriff über.
    »Und wozu sind die Stallburschen da? Na, ist ja dein Vergnügen. He, weißt du, wo man hier baden kann?«
    »Es mag zwar meine niedrige Aufgabe sein, für das Ross meines Herrn zu sorgen, hergelaufenen Fremden Auskünfte zu geben, gehört nicht zu meinen Pflichten.«
    »Wir sind ebenso standesgemäß hergeritten, Knapperich, wie die Edelleute.«
    »Ihr mögt auf edlen Pferden geritten sein …«
    Der Jüngling stand auf und hängte das Zaumzeug an einen Haken an der Wand, dabei drehte er Ismael demonstrativ den Rücken zu. Weshalb er das kleine, boshafte Lächeln nicht bemerkte, das um dessen Mundwinkel zuckte. Ismael genoss es, andere herauszufordern.
    »Dein Herr hat mir anempfohlen, mich deiner Hilfe zu versichern.«
    »Dann versuch das mal.«
    Ismael zog eine Silbermünze aus dem Beutel und warf sie gekonnt auf und ab.
    »Willst du geschmiert werden?«
    Kühl wurde er von oben bis unten gemustert.

    »Huch, was sind wir hochnäsig.« Geschmeidig trat Ismael einen Schritt vor und streifte dabei leicht den Knappen, der unwillig zurückwich.
    »Könnte ich deine Hilfe möglicherweise damit erkaufen?«
    Grinsend schlenkerte er ein goldenes Kettchen am Finger, an dem ein zierliches Kreuz hing.
    Ein wenig fassungslos starrte der Knappe erst darauf, dann fasste er in die Tasche am Gürtel.
    »Gibt das sofort wieder her, du Langfinger!«
    »Dein Beutel hängt unversehrt an dem Gurt, aber die Kette schlüpfte so gefällig in meine Finger. Du solltest sie am Hals unter dem Wams tragen, sonst wird sie dir noch geklaut.«
    Mit freundlicher Miene, aber durchaus zufrieden über die Reaktion seines Gegenübers, betrachtete Ismael den Knappen. Der rang mit seiner Haltung; vermutlich wäre er gerne handgreiflich geworden. Stattdessen blieb er gefasst und nickte nur.
    »Ich werde meinen Herrn bitten, dir zu befehlen, mir das Kreuz zurückzugeben. Und nun lass mich meine Arbeit hier erledigen.«
    »Schade!«
    »Was heißt schade?«
    »Ich hätte mich gerne mit dir gerauft. Knappen werden doch im Kämpfen ausgebildet, oder nicht?«
    »Wir kämpfen in der Schlacht, nicht gegen Schwächere oder niedriger Gestellte.«
    Ismael lachte auf. Immerhin konnte der steife Jüngling ordentlich mit Worten fechten.
    »Also, ich kämpfe auch gegen hochnäsige Edelknaben. Aber alles zu seiner Zeit. Hier, dein Kreuz. Wo ist die Badestube? Meister Hardo Lautenschläger wünscht ein Bad.«
    In der ausgestreckten Hand hielt Ismael dem jungen Mann das Kettchen hin. Der sah ihn misstrauisch an, nahm es mit links an sich und nickte dann.

    »Du bist Meister Hardos Kammerdiener?«
    »Wie’s scheint.«
    »Das hättest du gleich sagen können.«
    »Dann wärst du gefälliger gewesen?«
    »So hat mein Herr es mir aufgetragen.«
    »Und du tust alles, was dein Herr sagt?«
    »Du nicht?«
    Ismael grinste.
    »Manchmal mehr,
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