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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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guten Vaters.
    Warum konnte er nur nicht zufrieden sein mit dem, was er erreicht hatte? Seine beiden Söhne waren gesund und klug und arbeiteten an seiner Seite, ihre jüngere Schwester hatte einen Pelzhändler geheiratet und ihm bereits zwei Enkelkinder geschenkt, ihre Mutter war eine umsichtige Hausfrau, die auch genügend Geschäftssinn besaß, um ihm bei der Buchführung zu helfen. Er war Mitglied der angesehenen Gaffel Himmelreich und schon einmal in den Rat der Stadt gewählt worden.
    Doch war es ihm nicht genug.
    Er wollte unbedingt eine Verbindung zum Adel.

    Um sein Ziel zu erreichen, hatte er sogar dem Erzbischof große Summen geliehen.
    Und das, obwohl - oder wahrscheinlich eher, weil - er ein sehr geschäftsmäßiges Verhältnis zur Kirche hatte. Er glaubte auf seine Weise, und die bedeutete, dass man die Gunst der himmlischen Mächte erkaufen konnte - mit Ablasszahlungen, Kerzenopfern und Almosen. Andererseits war er aber nie besonders erstaunt darüber, wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkamen.
    Bei den irdischen Vertretern dieser Mächte sah das anders aus.
    Die hatten ihren Vertrag zu erfüllen.
    »Schau, da liegt die Burg!«
    Puckl riss Engelin aus ihrer philosophischen Betrachtung und wedelte begeistert mit der Hand.
    Trutzig lag die Wehrmauer vor ihnen. Sie hatten den Rhein schon in Köln überquert und waren den Windungen des Stromes nach Süden gefolgt. Nun bewegten sie sich auf die wuchtige Torburg zu.
    »Mann, ist die groß! Hoffentlich lassen sie mich auf die Wehrtürme!«
    Engelin lächelte ihren Vetter an. Er war auf seine Weise ebenso von den Rittern fasziniert wie ihr Vater. Doch selbst wenn er ein Edelknabe von Geburt wäre, dachte sie traurig, sein Wunsch, ein kämpferisches Leben zu führen, würde nie in Erfüllung gehen.
    Seine verwachsene Schulter war ein Hindernis, das es ihm auf immer versagte.
    So wie ihrem Vater der Wunsch versagt geblieben war, dass sie einen Herrn von Adel ehelichte, nur um Hinrich van Dyke zu diesen Kreisen Zutritt zu verschaffen.
    Sie hatte das schon einmal in ihrem jungen Leben sehr deutlich gemacht.
    Nicht dass sie sich gegen eine Ehe gewehrt hätte. Durchaus nicht, und ihr war auch vollkommen klar, dass das so vielbesungene Gefühl der minniglichen Liebe nur etwas
war, was in der schönen Dichtung vorkam. Bei einer Heirat kam es darauf an, dass die wirtschaftlichen Bedingungen stimmten; eine Frau musste versorgt sein, damit sie ihre Kinder mit Anstand großziehen konnte. Von Vorteil war es auch, wenn die Eheleute sich in Freundschaft begegneten, so wie ihre Eltern es taten.
    Aber sie würde nie einen Mann heiraten, der ihr zuwider war.
    Das hatte, trotz allem, ihr Vater nun verstanden.
    Aber von seiner Sehnsucht ließ er nicht ab, und darum waren sie nun auf dem Weg zur Burg Langel, die ein zu vergebendes Lehen war, das dieser Tage einem neuen Herrn zugesprochen werden sollte.
    In diese Angelegenheit hatte ihr Vater investiert, als er Friedrich von Saarwerden, dem ewig von Schulden geplagten Kölner Erzbischof, Kredite gewährt hatte. Der und der Herzog von Jülich und Berg waren nämlich gemeinsam Eigentümer der vor ihnen aufragenden Burg, und van Dyke hoffte, seine reichen Gaben würden das Zünglein an der Waage zu seinen Gunsten ausschlagen lassen.
    Sie würde es ihm gönnen. Die Einkünfte aus einem solch großen Lehen waren nicht unbeträchtlich, und es war in den letzten Jahren immer mal wieder üblich geworden, auch reichen Kaufleuten, nicht nur ritterlichen Vasallen, derartige Ländereien zuzusprechen.
    Wenngleich ihr Vater nicht viel über die Gesellschaft gesprochen hatte, die sich auf der Burg versammeln würde, so war es Engelin doch vollkommen klar, dass es auch andere Anwärter auf das Lehen gab. Er hatte ihr erlaubt, ihn zu begleiten, und das hatte sie Casta zu verdanken, der Tochter der Äbtissin von Rolandswerth, die sie vor vier Jahren in Koblenz kennengelernt hatte. Seither verband sie beide eine innige Freundschaft, und das edle Fräulein wiederzutreffen erfüllte Engelin mit heiterer Freude und Dankbarkeit ihrem Vater gegenüber.
    Außerdem, das musste sie zugeben, war auch sie neugierig
darauf, wie sich das Leben auf einer Burg abspielte. Von außen hatte sie schon oft diese gewaltigen Bauwerke betrachtet, die Türme mit ihren Zinnen, die mächtigen Mauern, die sie umgaben. Sie hatte von prachtvollen Rittersälen gehört, von heimeligen Kemenaten, von ummauerten, zauberhaften Gärten und natürlich auch von finsteren
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