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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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herrichten lassen.«
    Der Raum war kleiner als der andere mit seinem hohen Bett, aber ebenso wohnlich eingerichtet.
    »Fürstlich!«, flüsterte Ismael, als wir eintraten.
    »Eine Ehre, Herr Ulrich.«
    »Eine Notwendigkeit.« Er wies auf eine zweite Tür zwischen den Gobelins an den Wänden. »Wenn Ihr mich sprechen wollt, könnt Ihr durch diese Tür zu mir kommen.
Doch steigt nicht in die Kemenaten über Euch, dort sind zwei edle Jungfern und eine Hofdame untergebracht, und die Äbtissin von Rolandswerth hält über sie Wacht.«
    Die dritte Überraschung.
    »Die Äbtissin Margarethe von Fleckenstein?«
    »Ihr kennt sie?«
    »Flüchtig.«
    Mein Lächeln blieb schütter.
    »Eine Novizin wartet ihr auf. Hildegunda meine ich sie genannt gehört zu haben. Eine Kammerjungfer dient der Hofdame.«
    Das Novizchen und die Jungfer mochten Ismaels Interesse erregen, ich stellte die wichtigere Frage: »Wen habt Ihr ansonsten noch eingeladen, Herr Ulrich?«
    »Ihr werdet sie bei der Abendandacht kennenlernen, Meister Hardo.«
    »Ich ziehe es vor, jetzt schon ihre Namen zu wissen.«
    »Kein Freund von Überraschungen, was?«
    »Ebenso wenig wie Ihr, Herr Ulrich.«
    Ja, es war ein Kräftemessen.
    Der Ritter gab nach, und ich erfuhr, dass ein achtbarer Gelehrter der Kölner Universität und der Stiftsherr von Sankt Gereon zu Köln am Vortag eingetroffen waren.
    Ich nickte, Gelehrte, Stiftsherren und eine Äbtissin. Und dann wir. Na ja. Als er mir zudem noch den Domgraf von Speyer, einen Höfling König Ruperts und seine Begleiterin, Frau Loretta, ankündigte, bemühte ich mich um völlige Ausdruckslosigkeit und sah, dass Ismael ein ähnlich unbewegtes Gesicht zeigte. Das konnte heiter werden!
    »Ein Handelsherr aus Köln mit seiner Tochter erreichten die Burg kurz vor Euch, Meister Hardo.«
    Heilige Apollonia von den Zahnschmerzen, was für ein Auftrieb.
    »Ein erlauchter Kreis, Herr Ulrich. Und zu welchem Zweck treffen wir uns hier?«
    »Um Eurer Kunst zu lauschen, Meister Lautenschläger.
Singt uns Euer minniglich Lied, und erzählt uns Heldenmären, um uns zu erbauen.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr Ulrich. Wes’ Brot ich ess, des’ Lied ich sing«, sagte ich mit einer übertriebenen Verbeugung.
    »Eine nützliche Einstellung, Meister Lautenschläger«, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene. »Die Galerie der Musikanten steht Euch zur Verfügung. Ich verlasse Euch nun. Wenn Ihr etwas benötigt, schickt nach den Knechten. Euer junger Freund kann sich mit meinem Knappen Dietrich zusammentun, er kennt sich hier bereits aus.«
    Mit einem höflichen Abschiedsgruß verließ der Ritter das Gemach, und ich setzte mich in den breiten Scherensessel am Fenster, um die Situation zu überdenken.
    »Ich hole unser Gepäck, Meister«, erklärte sich Ismael unaufgefordert bereit. Ich nickte ihm nur kurz zu.
    Was hatte sich Ulrich von der Arken nur dabei gedacht?
    Er hatte sich etwas dabei gedacht, das war ganz sicher.
    Ob er aber auch bedacht hatte, was die eingeladenen Personen für mich bedeuteten?
    Wusste er überhaupt, dass einige von ihnen meinen Weg bereits gekreuzt hatten?
    Nicht immer zu unserer gegenseitigen Freude.
    Ich fragte mich, wer von ihnen mich heute noch erkennen würde.
    In der Stille des herrschaftlichen Gemachs mit seinen mit Wandteppichen behängten Mauern spann ich meine Gedankenfäden und versuchte, ein Muster darin zu erkennen. Es gab natürlich eins, und so ganz langsam wurde aus der einen Silbe hier und der anderen dort ein Reim und ein Vers, schließlich sogar die erste Strophe eines ganzen Liedes.
    Minniglich war es nicht.

Ihrer Herren Diener
    Ismael hatte sich einen schnellen, aber gründlichen Überblick über die Burg verschafft. Das war eines seiner Talente, und er war stolz darauf. Er besaß einen guten Orientierungssinn und einen Instinkt für allerlei Annehmlichkeiten. Zunächst hatte er sich im Hof umgesehen, im Geist den Gebäuden in etwa ihre Funktion zugeordnet, war dann wieder durch den Torbogen zwischen Kapelle und Mannschaftsquartieren geschlüpft, um eine Runde durch den Zwinger zu machen. Wichtig war es immer zu wissen, wie man aus einem Gebäude, das man betreten hatte, wieder herauskam. Das war etwas, das ihm Meister Hardo nicht erst hatte erklären müssen. Und ebenso wichtig war es zu wissen, wo die Pferde standen.
    Meister Hardo hatte die unerwartete Einladung angenommen, aber ihm wenig Erklärungen dazu gegeben. Ismael war ihm zwar willig nach Langel gefolgt, doch da er seinen Herrn recht gut
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