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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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Puckl, Ännchen und die schüchterne Novizin hatten sich hier versammelt, Becher, Krüge, Körbe standen in Griffweite.

    »Und von dem Bazar hat er erzählt. Von den kostbaren Brokaten und von Damaszenerklingen und Wohlgerüchen«, schwärmte Puckl.
    »Ja, und einen Bären hat er uns aufgebunden mit der morgenländischen Prinzessin«, ergänzte der Knappe nüchterner.
    »Ich weiß nicht, Dietrich. Ich glaube, zumindest den Bazar hat er gesehen.«
    Ismael trat näher und setzte sich lautlos neben Ännchen.
    »Ein kleines Bärchen nur«, sagte er und lächelte in die Runde. »In Damaskus waren wir, nur bis Aleppo haben wir es nicht geschafft.«
    »Du und dein Meister Hardo, nicht der entflohene Sklave.«
    »Richtig, Hardo und ich. Eine morgenländische Prinzessin habe ich auch kennengelernt. Allerdings durfte ich ihr nicht bis in den Hammam folgen. Sie haben mich schon im Vorhof zu den Frauengemächern erwischt.« Er grinste, entblößte dabei seinen angeschlagenen Vorderzahn und wies mit dem Finger darauf. »Es ist - ähm - verhältnismäßig glimpflich abgelaufen. Edlere Teile als dies hier büßte ich nicht ein.«
    »Kann ich bestätigen«, murmelte Ännchen, und Hildegunda versteckte ihr Gesicht schamhaft hinter dem weiten Ärmel ihres grauen Gewandes.
    »Und nun wirst du wieder mit ihm auf Reisen gehen?«
    »Ja, Puckl, wir werden wieder unseren Geschäften nachgehen.«
    Der Secretarius sah unglücklich drein, und Ismael verstand. Selbst wenn seine Schulter nicht verwachsen gewesen wäre, ein kämpferischer Ritter wäre er nie geworden. Zu sehr lebte er in seinen Sagen und Mären. Auch als weitgereisten Fernhändler konnte er sich ihn nicht vorstellen. Vielleicht war er nicht wirklich feige - wenn er mit seinen Büchern und Auflistungen argumentieren konnte, dann vertrat er tapfer seinen Standpunkt. Das hatte Engelin ihm bestätigt. Aber die Gefahren und Abenteuer der Welt erlebte Puckl lieber im Geiste.

    Eine Möglichkeit flog Ismael an, als er seinen Becher zum Mund führte. Er trank und sagte dann: »Morgen wird sich weisen, wer das Lehen erhält, Puckl. Es bleiben eigentlich nur noch dein Oheim und Fräulein Casta. Aber weder van Dyke noch das Edelfräulein werden die Burg selbst verwalten. Und der Vogt, der es bisher tat, ist tot. Es wäre die richtige Aufgabe für dich, meinst du nicht auch?«
    »Ich?«
    Puckl schrak zusammen, und Ännchen lachte.
    Aber Dietrich nickte.
    »Ja, da hat Ismael recht. Mein Herr ist sehr angetan davon, wie du den Wirrwarr in den Büchern gelichtet hast.«
    »Ja, aber … aber es könnte doch auch Meist … Herr Hardo das Lehen zugesprochen bekommen.«
    »Da seien die heilige Apollonia, der gebratene Laurentius, Sancta Maria und alle sonstigen Heiligen vor. Und selbst wenn, Puckl: Hardo wird nie hierbleiben, um sich um Burg und Ländereien zu kümmern.«
    »Ja, mhm …« Puckl starrte verträumt in die Flammen.
    »Du sagst gar nicht mehr Meister oder Herr, wenn du von dem Minnesänger sprichst«, unterbrach Ännchen die sinnende Stille.
    »Nein, er ist nicht mehr mein Herr oder Meister. Er hat mir seine Freundschaft angeboten«, antwortete Ismael leise.
    »Oh«, war Dietrichs Kommentar, und Puckl sah auf.
    »Damit also hat er deine bedingungslose Loyalität gekauft.«
    »Meine Loyalität, Puckl, besaß er schon immer. Bedingungslos.«
    »Ja, den Eindruck hatte ich auch«, sagte Dietrich.
    Wieder schwiegen sie eine Weile, und die Novizin rückte näher an Ännchen heran, wie um Schutz zu suchen. Ismael bemerkte es und fragte: »Was werdet Ihr zukünftig tun, Hildegunda? Hoffentlich nicht mit Margarethe ins Preußenland ziehen?«
    Die Novizin schüttelte den Kopf und seufzte.

    »Fräulein Casta hat gemeint, sie will Rat für sie beim Domgraf suchen.«
    »Keine schlechte Idee. Wollt Ihr denn in ein Kloster eintreten?«
    Wieder schüttelte Hildegunda den Kopf.
    »Sie ist schrecklich schüchtern«, zischte Ännchen, aber drückte das magere Mädchen an sich.
    »Es gibt da einen Beginen-Konvent in Köln. Als Hardo und ich die Gutsherrn in Villip besucht haben, erzählte die Herrin davon. Sie hat dort selbst gelebt, und sie und der Herr haben das Patronat über diesen Konvent übernommen. Wenn ich mit Hardo rede, wird er bestimmt für Euch gutsprechen, Hildegunda. Die Beginen sind keusche Frauen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten, aber sie legen keine Gelübde ab und können den Konvent auch wieder verlassen.«
    »Das würdet Ihr für mich tun, Herr Ismael?«
    Ismael gluckste
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