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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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aber wurde es dämmerig; sie zündeten Kerzen an, und Engelin spitzte mehr und mehr die Ohren.
    »Du wirst deinem Vater morgen noch mehr Tanderadei beichten müssen«, murmelte Casta, die das Aufleuchten in Engelins Gesicht bemerkte, als sie Hardos Stimme im Zwinger hörten.
    »Hoffentlich.«

Die Macht der Freundschaft
    Als das Kirchenglöckchen scheppernd zur Vesper geläutet hatte, waren Ismael und ich über die Felder gesprengt. Vereinzelte Wolkenschatten zogen über Land und Strom, Kühe trotteten, von jungen Kuhhirten getrieben, über die Weiden zu den Ställen, Ackergäule, vom Kummet befreit, grasten friedlich auf den Koppeln, eine Schar Enten kreiste über einem Weiher, und der Geruch von Holzrauch hing in der Luft. Man würde sich in den Katen und Hütten zum Essen zusammenfinden, später noch die Tiere versorgen und dann den kurzen Schlaf der Frühsommernächte suchen.
    »Da vorne ist eine Schenke, Ismael. Wollen wir mal sehen, ob ich uns noch ein Essen zu schnorren in der Lage bin.«
    »Seid Ihr blank?«
    »Aber nein, es geht mir ums Prinzip.«
    Wir stiegen vor dem strohgedeckten Gebäude ab, das von den Rheinschiffern und Fischern offensichtlich gerne besucht wurde. Doch bevor wir eintraten, legte ich Ismael den Arm um die Schultern.
    »Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gleichgestellte sehen, Ismael. Ich rede dich mit dem Du an, tu du es zukünftig bei mir auch.«

    »Hardo?«
    »Du bist kein Junge mehr. Du bist ein Mann und mein Freund.«
    »Es hat mir nie etwas ausgemacht, Euch … dich mit Herr oder Meister zu titulieren.«
    »Ich weiß. Gehen wir einen Krug Bier auf das Neue trinken!«
    Die Taverne war voll, doch man rückte bereitwillig zusammen, um uns auf der Bank Platz zu machen. Das Bier war frisch und kühl und schäumte ein wenig, der Kessel enthielt ein schmackhaftes Ragout aus allerlei Fleisch und Gemüse, das Brot war grob, aber knusprig. Und als wir gesättigt waren, holte ich meine Flöte aus dem Beutel und spielte eine lustige Melodie. Ismael klapperte mit den Löffeln auf der Holzschale, und als alle zuhörten, sang ich zwei, drei zotige Lieder, die großen Gefallen fanden.
     
    Wir brauchten nichts zu zahlen, und unter dem Sternenhimmel ritten wir zur Burg zurück.
    Doch dann kam es mir plötzlich sehr seltsam vor, als ich auf das barsche »Wer da?« der Wachen antwortete: »Hardo von Langel!«
    Als ich mein Ross am Zügel durch das Tor führte, tauchte an meinem Bein ein kleiner grauer Schatten auf.
    »Patta, kleiner Streuner! Hast du nach Hause gefunden?«
    »Brrmmmp«, sagte der Kater und rieb seinen Kopf an meinem Stiefel.
    »Morgen früh sollst du deinen Topf Milch bekommen«, versprach ich ihm. Doch er hatte wohl die Hoffnung noch nicht aufgegeben, diese Vergünstigung schon heute Nacht zu erhalten. Erhobenen Schwanzes strebte er auf die Küche zu.
    Ismael sah ihm sinnend nach; vermutlich erhoffte er sich für diese Nacht auch noch ein Naschen an einem Sahnetöpfchen. Und wie der Zufall es wollte, fragte der kleine Stallbursche, der ihm sein Pferd abnahm: »Seid Ihr der Herr Ismael?«
    Der Herr Ismael wuchs bei der ehrerbietigen Anrede um eine Handspanne und nickte.
    »Dann soll ich Euch von Herrn Dietrich und Herrn Sebastian ausrichten, dass Ihr zum Lindenhain kommen möchtet, wenn Ihr Lust habt.«
    »Habe ich Lust dazu, Hardo?«
    »Ich bin ganz sicher. Ich finde alleine zu Bett. Aber du könntest dem Kater folgen und den harten Männern noch einen Krug Wein mitnehmen.«
    Das Sahnetöpfchen würde sich von selbst unter den Linden finden, vermutete ich.
    Ismael strebte grinsend auf die Küche zu.
    Ich schlenderte in Richtung Obstgarten.
    Ebenfalls in Erwartung möglicher Genüsse.

Unter harten Männern
    Die Köchin und ihre Helferinnen hatten die Reste vom Abendessen für hungrige Besucher bereitgestellt, und Ismael nahm nicht nur den Weinkrug, sondern auch etliche Scheiben kalten Braten und Brot mit. Das Essen in der Taverne war zwar gut gewesen, aber die Nacht war noch jung, und vermutlich würde er zudem seine Kräfte brauchen.
    Die kleine Gesellschaft war nicht schwer zu finden. Als er durch das Manntor getreten war, wandte er sich in Richtung Heiligenhäuschen, und schon hörte er leises Gelächter und Gesprächsfetzen. Nicht nur männliche Stimmen, nein, auch weibliche lockten ihn durch den lichten Baumbestand. Ein Feuer brannte in einem ordentlichen Steinkreis, und da das weiche Gras seine Schritte dämpfte, blieb er einen Augenblick stehen, um zu lauschen.
    Dietrich,
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