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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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wurde richtig herum aufgesagt.
    Nach der Messe trat der Priester - ein hageres, grauhaariges Männchen - demütig auf den Ritter zu, und sie hörte ihn die Bitte vortragen, dass der Herr der Burg die Saat segnen möge.
    »Einmal um die Felder reiten, Herr. Das hat der Herr Eberhart von Langel an Pfingsten immer getan.«
    »Ich bin nicht der Herr der Burg, Priester, aber noch heute soll er benannt werden. Und er wird seine Pflicht erfüllen.«
    »Danke, Herr. Und wenn Ihr oder Eure hohen Gäste Lust habt, dann besucht unser Fest. Wir feiern auf dem Dorfplatz mit reichlich Essen und Tanz.«
    »Vielleicht.«
    »Er ist ziemlich hochnäsig, dein Ritter«, flüsterte Engelin Casta ins Ohr.
    »Er kann doch nichts zusagen. Aber ich hätte schon Lust auf einen ausgelassenen Tanz.«
    »Ich auch!«
    »Dann wird das wohl zu machen sein.«
    »Mhm.«
     
    Das edle Fräulein und meine Herrin waren in ausgesprochen fröhlicher Laune. Ich sah sie miteinander kichern und schwatzen. Aber auch ich fühlte mich wie von einer Last befreit. Die sieben Tage Eingeschlossenseins in der Burg waren bedrückend gewesen - wie sehr, das hatte ich erst gestern bemerkt, als ich über die Felder geritten war.
    Morgen würde ich Langel verlassen. Es war an der Zeit, dass ich mich wieder um meine Geschäfte kümmerte. Beinahe ein halbes Jahr hatte ich sie ruhen lassen. Speyer, dann Venedig und dann wahrscheinlich wieder eine Reise über das mittelländische Meer.
    Nur eine Angelegenheit musste ich hier noch klären.
    Wir überquerten die Zugbrücke und traten in den Burghof. Die Mägde und Knechte hatten Bänke und Tische im Hof aufgestellt, die Köchin ein gewaltiges Mahl zubereitet, das nun aufgetragen wurde.

    Van Dyke versuchte, an meine Seite zu kommen, aber ich gab ihm nicht die Gelegenheit dazu. Mir war recht klar, was er vorhatte. Seine entschlossene Miene deutete an, dass er von seiner Tochter einige Wahrheiten erfahren hatte und mich nun zur Rechenschaft ziehen wollte.
    Ulrich winkte mich zum Ehrenplatz in der Mitte der Tafel, der Handelsherr musste sich mit einem Platz weiter unten begnügen. Saftige Braten wurden aufgetragen, Schüsseln mit Gemüse, gewürzten Soßen, Körbe mit weißem Brot, Kannen voll Most, Wein und Bier, und selbst jene, die am nächsten Tag ihre Bußen aufnehmen würden, wurden von der frohgemuten Stimmung angesteckt. Als die Sonne begann, lange Schatten in den Hof zu werfen, wurde die Tafel schließlich aufgehoben, und Ulrich gab Weisung, sich im Saal zu versammeln.
    Er schritt zur Hohen Tafel, mit ihm der Stiftsherr von Sankt Gereon.
    Jetzt also sollte die Entscheidung fallen.
    Das Gemurmel erstarb, und er verkündete noch einmal, warum wir uns versammelt hatten und wer seine Ansprüche auf das Lehen geltend gemacht hatte.
    »Doktor Humbert hat sich als unwürdig erwiesen, als Fürsprecher für seinen Neffen Lucas van Roide aufzutreten. Der Herr Lucas van Roide hat ebenfalls durch sein schändliches Tun jeden Anspruch auf das Lehen verloren. So haben wir entschieden.«
    Das war zu erwarten.
    »Stiftsherr Anselm van Huysen, Vertreter des Erzbischofs von Köln, Miteigner dieser Kon-Dominion, und ich als Vertreter des Herzogs von Jülich haben beschlossen, dass weder dem Herrn Hinrich van Dyke, auch wenn er ein ehrenwerter Mann, noch dem edlen Fräulein Casta von Langel das Lehen zugesprochen werden soll. Es soll derjenige erhalten, der nicht nur in der Blutlinie von Herrn Hardo von Langel, dem Vater des getöteten Eberhart von Langel und dessen Marschall Gerwin, abstammt, sondern durch die Umstände
dieses Todes auch den größten Schaden genommen hat. Als Wiedergutmachung angesichts des Todes seines unschuldigen Vaters erhält Hardo von Langel, auch genannt Meister Lautenschläger, von uns die Burg zum Erblehen.«
    Das hatte ich irgendwie befürchtet. Eigentlich hätte ich nun vortreten müssen, um mein Einverständnis zu zeigen, doch hatte ich mir bereits ein anderes Vorgehen überlegt.
    Hinrich van Dyke und meine schöne Herrin, seine Tochter Engelin, standen einige Schritt entfernt von mir. Auf beide ging ich zu, beugte mein Knie vor dem Handelsherrn und bat: »Wohledler Herr! Vor sechs Jahren trat eine hässliche kleine Kröte in mein Leben und heftete sich beharrlich an meinen Kittel. Ich habe dieses Kind, das mir vertraute und zu mir aufsah, mit mir zankte und mich schikanierte, mich tröstete und erheiterte, herzlos verlassen. Als das gütige Schicksal sie wieder meinen Weg kreuzen ließ, war sie eine schöne
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