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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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erfasste, sie einen nach dem anderen ertränkte. Unter den wild wogenden Wolken war eine Gestalt. Sie tanzte. Und mit jedem wilden Schwingen eines Arms wirbelte noch mehr mitternächtliche Macht nach außen, hinauf in die anschwellende Sturmwolke. Sie schien tausend oder mehr Schritt weit weg zu sein, wurde aber mit jedem Moment größer.
    Er konnte ihren Mund sehen, weit offen stehend wie ein Abgrund, aus dem die böse Flüssigkeit sprudelte, nach unten lief, in alle Richtungen spritzte, während sie wirbelte.
    Salind. Bei den Göttern, was ist mit ihr geschehen?
    »Sie will mich«, sagte Itkovian. »Es ist ihr Bedürfnis, verstehst du.«
    »Ihr Bedürfnis?«
    »Ja. Sie sucht Antworten. Was kann ein Gott mehr fürchten als eine Sterbliche, die nach Antworten verlangt?«
    »Schick sie weg!«
    »Das kann ich nicht. Also, Krieger, wirst du mich verteidigen?«
    »Dagegen kann ich nicht ankämpfen!«
    »Dann bin ich verloren, mein Freund.«
    Salind kam näher, und als sie es tat, bewegten sich ihre Gliedmaßen wie verschmierte Wischer in der Luft, als ihr Körper von einer Position zur nächsten waberte. Ihre Arme schienen sich zu vervielfältigen, und in jedem hielt sie eine Waffe, wie er nun sah. Braunfleckiges Eisen, knorriges Holz, an dem ein paar Haarsträhnen hingen, Dolche aus Obsidian, Sensen aus roter Bronze.
    Über ihrem fleckigen, weinenden Mund loderten ihre Augen in wahnsinnigem Feuer.
    »Erlöser«, flüsterte Domänenser.
    »Ja?«
    »Ich bitte dich – beantworte mir eine Frage.«
    »Frag.«
    Und er sah den Gott an. »Bist du es wert?«
    »Ob ich das Opfer wert bin, das du bringen musst? Nein, ich glaube nicht.«
    »Du wirst nicht darum bitten, gerettet zu werden?«
    Itkovian lächelte. »Wirst du es denn tun?«
    Nein. Habe ich nie getan. Er stand auf, stellte fest, dass er den Tulwar noch immer in der Hand hielt. Er hob die Waffe und beäugte Salind. Kann ich ihr Verlangen abweisen? Kann ich wirklich dagegen bestehen? »Wenn da nicht deine Demut wäre, würde ich weggehen, Erlöser. Wenn da nicht deine … Unsicherheit wäre, deine Zweifel, deine Menschlichkeit .«
    Und da er keine Antwort von dem Gott erwartete, machte er sich auf, sich ihr in den Weg zu stellen.
    Die plötzliche Stille in der Kolkschenke drang schließlich doch noch durch den Schleier aus Trunkenheit hindurch, der Spinnock Durav umgab. Blinzelnd hob er den Kopf und stellte fest, dass er seinen Lord ansah.
    Der sagte: »Es ist so weit, mein Freund.«
    »Ihr schickt mich jetzt weg?«, fragte Spinnock.
    »Ja. Ich schicke dich jetzt weg.«
    Spinnock Durav stand schwankend auf. Sein Gesicht war gefühllos. Die Welt schien ein ekelhafter Ort zu sein, und sie wollte herein. Er holte tief Luft.
    »Meine Bitte bereitet dir Schmerzen – warum?«
    Er hätte es ihm sagen können. Er hätte von dieser außergewöhnlichen Gnade der Liebe sprechen können. Zu einer menschlichen Frau. Er hätte Anomander Rake von seinem Scheitern erzählen können, und wenn er das getan hätte, hätte er den Sohn der Dunkelheit auf seine schäbige Notlage aufmerksam gemacht.
    Hätte er all das getan, hätte Anomander Rake ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: Dann must du bleiben, mein Freund. Für die Liebe musst du bleiben – geh zu ihr, jetzt gleich. Jetzt, Spinnock Durav. Es ist das letzte Geschenk, das sich in unserer Reichweite befindet. Das letzte – hast du tatsächlich geglaubt, ich würde dem im Wege stehen? Dass ich zu dem Schluss kommen würde, dass mein Anliegen größer wäre?
    Hast du geglaubt, ich könnte so etwas tun, wo ich doch aufgrund meiner eigenen Liebe hier und jetzt zu dir komme? Meiner Liebe zu dir? Zu unserem Volk?
    Geh zu ihr, Spinnock Durav. Geh.
    Doch Spinnock Durav sagte nichts. Stattdessen verbeugte er sich vor seinem Lord. »Ich werde tun, worum Ihr mich bittet.«
    Und Anomander Rake sagte: »Es ist in Ordnung zu scheitern, Freund. Ich verlange nichts Unmögliches von dir. Weine nicht in jenem Augenblick. Finde ein Lächeln für mich, Spinnock Durav, um das Ende zu verkünden. Lebe wohl.«
    Das Töten schien kein Ende zu nehmen. Skinticks Schwertarm schmerzte, die Muskeln waren kraftlos und schwer, und sie kamen immer noch – mit vor Verbissenheit und Verzweiflung verzerrten Gesichtern, deren Ausdruck sich veränderte, wenn sie sich um tödliche Wunden zusammenkrümmten, als wäre scharfer Stahl eine segnende Berührung, ein ganz besonderes Geschenk. Er stand zwischen Kedeviss und Nenanda, und sie waren mittlerweile bis
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