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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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des Erlösers vorbei, die entlang des Weges knieten. Ein paar stöhnten von den Nachwirkungen des nächtlichen Tanzes. Andere starrten in den Schlamm vor ihren Knien, mit hängenden Köpfen, während brauner Schleim aus ihren weit offenen Mündern troff. Oh, dies mochte wie Verderbtheit aussehen, aber solche Missverständnisse interessierten Gradithan nicht.
    Der Sterbende Gott war wichtiger als Schwarz-Korall und seine verdrießlichen Oberherren. Wichtiger als der Erlöser und sein armseliger Kult. Das Lied des Sterbenden Gottes war ein Lied des Schmerzes, und war Schmerz nicht der Fluch der Sterblichkeit?
    Er hatte von einem anderen Kult gehört, einem fremden, der jemandem ergeben war, der der Verkrüppelte Gott genannt wurde.
    Vielleicht , hatte Mönchratt an diesem Morgen gesagt, zeichnet sich da eine Tendenz ab?
    Diese Feststellung hatte etwas Blasphemisches, und Gradithan erinnerte sich daran, dass er den Magier auspeitschen lassen würde – aber jetzt noch nicht. Gradithan brauchte Mönchratt, zumindest im Moment.
    Er betrat das Heilige Zelt.
    Ja, sie tanzte immer noch, wand sich jetzt auf dem aus festgestampfter Erde bestehenden Fußboden, vielleicht zu erschöpft, um stehen zu können, doch die sinnlichen Bewegungen waren immer noch machtvoll genug, um Gradithan den Atem zu rauben. Es spielte keine Rolle mehr, dass sie ein Kind des Toten Samens war. Schließlich konnte niemand sich seine Eltern aussuchen. Außerdem war sie inzwischen adoptiert worden. Vom Sterbenden Gott, vom gesegneten Schmerz und der Ekstase, die er übermittelte.
    Lass sie weitertanzen, ja, bis das Tor gewaltsam geöffnet wurde.
    Gradithan hob den Kopf, schnüffelte – oh, das Blut wurde vergossen, das Opfer näherte sich rasch der Schwelle. Ganz nah jetzt.
    Der Sterbende Gott blutete. Sterbliche Anhänger tranken das Blut. Und spuckten es aus, verändert, so dass der Sterbende Gott es wieder in sich aufnehmen konnte. Dies war die geheime Wahrheit hinter allen Blutopfern. Der Gott gibt, und die Sterblichen geben zurück. Der ganze Rest … nichts weiter als verschnörkelte Fassade, nichts weiter als Verschleierung.
    Sterbt, meine fernen Freunde. Sterbt in Scharen. Wir sind fast da.
    »Du stirbst.«
    Domänenser öffnete die Augen. Ein unbekanntes Gesicht starrte auf ihn herunter.
    »Es blutet in deinem Hirn, Segda Travos. Sie wollen dich missbrauchen. Wollen dich mit schrecklichen Anblicken foltern – der Urdo namens Gradithan glaubt, dass du ein Verräter bist. Er will, dass du leidest, aber du wirst ihm diesen Spaß versagen, denn du stirbst.«
    »Wer – was …«
    »Ich bin Itkovian. Ich bin der Erlöser.«
    »Es – es tut mir leid.«
    Der Mann lächelte, und Domänenser konnte sehen, wie dieses Lächeln zu diesen freundlichen Gesichtszügen gehörte, den sanften Augen. So viel Mitgefühl war … »falsch«.
    »Vielleicht sieht es so aus, aber du bist stark – dein Geist ist sehr stark, Segda Travos. Du glaubst, dass ich ohne echtes Mitgefühl bin. Du glaubst, dass ich das Leiden aus selbstsüchtigem Verlangen umarme, um einen Hunger zu stillen, eine Sucht.« Itkovians sanfte Augen wandten sich ab. »Vielleicht hast du recht.«
    Domänenser setzte sich langsam auf. Und sah einen kuppelförmigen Himmel, der glitzerte wie von Millionen und Abermillionen Sternen, einen dichten Haufen, der um jeden Platz wetteiferte, so dass jeder Splitter und Wirbel aus Dunkelheit im Rückzug begriffen zu sein schien. Der Anblick machte ihn schwindlig, und er schaute rasch wieder nach unten. Und stellte fest, dass er auf einem Boden kniete, der vollständig aus Münzen bestand. Kupfer, Zinn, Messing, ein paar Spritzer Silber, noch ein paar weniger Gold. Da und dort glänzten Edelsteine. »Wir sind«, sagte er ehrfürchtig flüsternd, »in deinem Grabhügel.«
    »Ja?«
    Domänenser warf dem Gott einen schnellen Blick zu. »Du wusstest nicht …«
    »Ist es denn notwendig zu wissen, Segda Travos?«
    »Ich benutze diesen Namen nicht mehr. Segda Travos ist tot. Ich bin Domänenser.«
    »Kriegerpriester des Pannionischen Sehers. Ich sehe den Krieger in dir, aber nicht den Priester.«
    »Offenbar bin ich als Krieger nicht mehr der Rede wert«, bemerkte Domänenser. »Ich bin gekommen, um sie zu retten.«
    »Und jetzt musst du gegen sie kämpfen, mein Freund.«
    »Was?«
    Itkovian deutete.
    Domänenser wirbelte auf den Knien herum. Ein Sturm baute sich auf, sickerte in die Kuppel aus Opfergaben, und er sah, wie die Schwärze die leuchtenden Sterne
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