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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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zu den zweiten Türen zurückgedrängt worden. Überall auf dem gesamten Fußboden lagen haufenweise Leichen, umgeben von zähflüssigen Lachen aus Blut und allen möglichen anderen Körperflüssigkeiten. Die Wände ringsum waren mit Blutspritzern und anderem besprenkelt.
    Durch die äußeren Türen konnte er Tageslicht sehen – der Morgen zog sich in die Länge. Doch aus dem Durchgang in ihrem Rücken war … nichts gekommen. Waren die da drin alle tot? Verbluteten sie auf dem Altarstein? Oder hatten sie festgestellt, dass sie irgendwie gefangen oder dass sie verloren waren, weil sie keine Antworten fanden – war Clip jetzt tot, oder war er in die Hände des Sterbenden Gottes übergeben worden?
    Die Angreifer hatten fast keinen Platz mehr – es waren einfach zu viele Leichen –, und die meisten krochen oder schlitterten jetzt sogar in Reichweite der Waffen.
    »Irgendwas stimmt nicht«, keuchte Kedeviss. »Skintick – geh – wir können sie im Moment allein aufhalten. Geh – finde raus, ob …«
    Ob wir unsere Zeit vergeuden. Ich verstehe. Er zog sich zurück, stieß sich die Schulter am Rahmen der Eingangstür. Dann wirbelte er herum und ging den Korridor entlang. Wenn die Welt von Entsetzen heimgesucht wurde, war es, als würde jede grimmige Wahrheit offengelegt werden. Der Lebenskampf endete immer im Scheitern. Kein Sieg war rein oder klar. Triumph war eine tröstliche Lüge und entlarvte sich immer selbst als flüchtig, hohl und kurzlebig. Das ist es, was den Geist bedrängte, wenn er sich von Angesicht zu Angesicht dem Entsetzen gegenübersah.
    Und nur so wenige verstanden das. So wenige …
    Er kämpfte sich durch üblen Rauch, hörte, wie sein eigener Herzschlag langsamer wurde, schleppend, während seine Atemzüge schwanden. Was – was passiert? Blindheit. Stille, ein Ende jeglicher Bewegung. Skintick versuchte sich vorwärtszuschieben, nur um herauszufinden, dass ein jegliches Verlangen leer war, wenn der Wille fehlte und keine Kraft mehr vorhanden war, war auch der Wille selbst eine Täuschung. Glyphen strömten wie schwarzer Regen auf ihn herab, auf sein Gesicht, seinen Hals und seine Hände, flossen heiß wie Blut an ihm hinunter.
    Irgendwie kämpfte er sich weiter, sein ganzer Körper schleppte sich hinter ihm her, als wäre er halb tot, ein Anhängsel, ein Ding, das man vergessen sollte. Er wollte sich von ihm frei machen, auch wenn er verstand, dass sein Körper alles war, was ihn am Leben hielt – doch er sehnte sich nach Auflösung, und diese Sehnsucht nahm allmählich verzweifelte Züge an.
    Warte. Das ist nicht die Art, wie ich die Welt sehe. Das ist nicht das Spiel, das zu spielen ich mich entscheide – ich will nicht an diese klägliche … Aufgabe glauben.
    Es ist das, was der Kelyk anbietet. Das Blut des Sterbenden Gottes gewährt Flucht – vor all dem, was eine Rolle spielt. Die Einladung ist so verführerisch, das Versprechen so hinreißend.
    Tanzt! Überall um euch herum verrottet die Welt. Tanzt! Gift in euren Mündern und Gift aus euren Mündern. Tanzt, verdammt im Staub eurer Träume. Ich habe euch in die Augen gesehen, und ich habe gesehen, dass ihr nichts seid. Dass ihr leer seid.
    Bei den Göttern, was für eine verführerische Einladung!
    Die Erkenntnis ernüchterte ihn so abrupt wie ein Schlag ins Gesicht. Er stellte fest, dass er auf den Fliesen des Korridors lag und die inneren Türen fast in Reichweite waren. Im Zimmer dahinter wallte und wogte Dunkelheit wie dichter Rauch, wie ein Sturm, der unter dem kuppelförmigen Dach gefangen war. Er hörte Gesang, sanften Gesang – die Stimme eines Kindes.
    Er konnte Nimander nirgends sehen, oder Desra oder Aranatha. Clips Körper lag lang ausgestreckt keine fünf Schritt hinter dem Eingang, mit dem Gesicht nach oben, die Augen offen, der Blick starr und ins Leere gerichtet.
    Zitternd vor Schwäche zog Skintick sich weiter.
    Als Nimander sich den Weg in den Altarraum erzwungen hatte, hatte er gespürt, wie in jenem Augenblick etwas zerrissen war, als wäre er durch gazedünnen Stoff gegangen. Aus dem brodelnden Sturm, in den er sich gestürzt hatte, war er in unvermittelte Ruhe geraten, umgeben von sanftem Licht und freundlichen Strömungen warmer Luft. Sein erster Schritt landete auf etwas Unebenem, das sich unter seinem Gewicht verdrehte. Als er nach unten schaute, sah er eine kleine, aus Gras und Zweigen gewobene Puppe. Und überall auf dem Boden lagen noch mehr solcher Figuren herum. Manche aus Stoffstreifen, andere aus
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