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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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Säure in den Augen schmerzen. Spuren und gebrochene Speichen, Tonscherben, Lachen mit trübem Wasser, entblößte Wurzeln, die wie das Nackenfell der Erde aussahen – alles das verlangte heftig nach seiner Aufmerksamkeit. Wir sind, wie es ist , schienen sie zu rufen, wir sind alles, was da ist! Wir sind …
    Es war nicht sein Kampf, doch Spinnock hatte nicht verstanden. Er war ein Tiste Andii. Er war ein Geschöpf, das jahrhundertealt war, und was an einem Tag vermieden wurde, um das konnte man sich später noch kümmern – Jahrzehnte, Jahrtausende, ganze Zeitalter später. In ihren Augen änderte sich nichts. Konnte sich nichts ändern. Sie waren ein gefallenes Volk. Der Traum, wieder nach oben zu kommen, war zu Staub zerfallen.
    Sie war weggegangen. Allein. Hinaus, wo die Verschwörer im Tageslicht herumstolzierten, wahnsinnigerweise die Rückkehr des Leidens planten. Wo sie die Zuflucht eines gleichgültigen Gottes missbrauchten. Vielleicht war sie jetzt wieder bei ihresgleichen – wenn das stimmte, dann verdiente Spinnock Durav es, die Wahrheit darüber zu hören.
    Ein paar Schritte vor ihm huschte eine Ratte in den Graben. Er kam dem Dreck des Lagers näher, dessen Gestank so übel war, dass nicht einmal der Regen ihn wegwaschen konnte.
    Würde er herausgefordert werden? Er hoffte es. Wenn die Verschwörer sich versteckten, würde er vielleicht Probleme haben, sie aufzuspüren. Und wenn sie beschloss, sich zu verstecken, nun, er würde jede schäbige Hütte und jeden Unterschlupf eintreten müssen, in jedes undichte Zelt und jeden vom Rost befallenen Wagen eindringen müssen.
    Vogelgezwitscher trieb von den Bäumen auf dem Hang auf der gegenüberliegenden Seite des Lagers heran; das Geräusch war überraschend klar. Rauchfäden von regendampfenden Kochfeuern schlängelten sich aufwärts, jeder in Domänensers Augen so fest wie eine Schlange. Er marschierte, wie ihm klar wurde, in ihr Nest.
    Aber Spinnock, du brauchst das nicht zu tun, du brauchst das noch nicht einmal zu wissen. Dies sind menschliche Angelegenheiten, und wenn sie will, dann ja, werde ich sie hier wegholen. Zu dir zurückbringen. Eine kann gerettet werden, und das sollte genug sein.
    Er fragte sich, ob der Erlöser wohl jemals die Dinge auf diese Weise sah. Wenn er eine Seele in seine Umarmung nahm, und tausend andere schauten sehnsüchtig zu – aber nein, er wählte nicht, zog nicht eine der anderen vor. Er nahm sie alle.
    Domänenser wurde klar, dass es ihn nicht kümmerte. Dieser Gott war nicht für ihn. Erlösung war nie der Grund gewesen, warum er vor dem Grabhügel gekniet hatte. Ich war einsam. Ich dachte, ihm ginge es genauso. Verdammt, Hohepriesterin, warum hast du mich nicht einfach in Ruhe gelassen?
    Nicht meine Sauerei.
    Spinnock, du schuldest mir was, und du wirst es niemals wissen. Ich werde nichts sagen – ich werde diesen Regen das Blut von meinen Händen waschen lassen …
    Er hatte diesen Marsch halb betrunken begonnen, doch davon war nichts mehr geblieben. Jetzt stand alles in Flammen.
    Er erreichte die Steigung des Hauptwegs, der zum Lager führte, und begann mit dem Anstieg. Der Regen war so fein wie Nebel, doch er war rasch durchnässt, und Dampf stieg von seinen Unterarmen auf. Der Boden schwabbelte bei jedem Schritt unter seinen Stiefelsohlen. Er erreichte den Grat weit vornübergebeugt, krabbelnd in seiner Hast.
    Als er sich aufrichtete, blitzte etwas vor ihm auf. Er hörte ein Schnappen, ein Knirschen, das in seinem Kopf explodierte, und dann nichts mehr.
    Gradithan stand über dem lang hingestreckten Körper Domänensers und starrte auf das zerschlagene, blutige Gesicht hinunter. Mönchratt kam näher und kauerte sich neben dem Körper hin.
    »Er lebt. Er wird an seinem Blut ersticken, wenn ich ihn nicht herumrolle, Urdo. Was wünschst du?«
    »Ja, dreh ihn um – ich will ihn lebendig, zumindest zunächst einmal. Nimm ihm seine Waffen ab, binde ihm Hände und Füße zusammen, und dann schlepp ihn zum Heiligen Zelt.«
    Gradithan leckte sich die Lippen, schmeckte die Schalheit von getrocknetem Kelyk. Er wollte mehr, frisch, bitter und süß, aber er brauchte seinen Verstand. Brauchte ihn scharf, wach, bewusst.
    Als Mönchratt zwei seiner Urdomen anwies, sich um den Domänenser zu kümmern, begab Gradithan sich zum Heiligen Zelt. Geheiligter Boden, ja, aber nur vorübergehend. Bald würden sie den Grabhügel selbst haben. Den Grabhügel und den Unwissenden Gott in seinem Innern.
    Er kam an den ehemaligen Gläubigen
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