Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition)
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Roberta», sagte er zu dem kleinen Mädchen, welches er auf seine Hüfte gehoben hatte. «Hier liegt dein Onkel begraben. Der, von dem du deinen Namen hast.»
    Roberta gluckste vergnügt und patschte ihm erneut ins Gesicht.
    Marysa lachte. «Vielleicht sollten wir mit dieser Geschichte noch ein wenig warten, bis die Zwillinge größer sind und sie verstehen können.»
    «Wie recht du hast.» Christoph zog sie an sich und gab ihr einen Kuss.
    Wieder lachte sie. «Außerdem sollten wir uns allmählich auf den Weg machen. Es sind noch ein paar Stunden Fahrt bis Aachen. Der Besuch bei Vater Achatius war zwar sehr schön, aber ich fürchte, wir haben seine Gastfreundschaft viel zu lange in Anspruch genommen.»
    «Er wollte es nicht anders.»
    «Ich weiß, aber in wenigen Tagen beginnt die Kirmes in Aachen. Wir können nur hoffen, dass Hannes und Gerolf unsere Lager mit genügend Reliquiaren aufgefüllt haben. Außerdem muss der Reliquienschrank für die Chorhalle fertiggestellt werden, Vater Simeon von den Dominikanern wartet sicherlich auch schon auf den neuen Schrein und …»
    «Schon gut, schon gut!» Christoph lachte herzlich. «Die Arbeit wird uns schon nicht davonlaufen. Außerdem wird Milo den beiden Gesellen tatkräftig geholfen haben. Er stellt sich immer geschickter mit dem Schnitzmesser an. Wahrscheinlich hat er den neuen Verkaufsstand bereits fertig gebaut.» Er blickte zu dem Reisewagen, der in der Nähe der kleinen Kirche stand. Zwei bewaffnete Reiter warteten daneben auf ihre Anweisungen. Was die Sicherheit seiner Familie betraf, ging Christoph keinerlei Risiken ein.
    Etwas abseits auf einer niedrigen Mauer saßen Jaromir und Geruscha nebeneinander. Christoph machte Marysa auf die beiden aufmerksam. «Vielleicht warten wir mit der Abfahrt doch noch ein Weilchen, bis unser Gesinde des Händchenhaltens überdrüssig geworden ist.»
    «Darauf können wir wohl lange warten», befand Marysa, lächelte jedoch nachsichtig. «Ab morgen werden die Verkaufsplätze auf dem Parvisch vergeben. Ich will nicht, dass Hartwig uns den besten Standplatz vor der Nase wegschnappt.»
    «Das wird er nicht.» Christoph zwinkerte ihr zu. «Das habe ich mit Rochus van Oenne längst abgemacht.»
    Argwöhnisch hob Marysa den Kopf. «Du hast ihn doch nicht etwa …»
    «Bestochen? Gott bewahre!» Ein breites Grinsen erschien auf Christophs Gesicht. «Ich habe ihm lediglich eine saftige Spende für die neue Kapelle in Aussicht gestellt.»
    «Ich bin mit einem Schurken verheiratet», seufzte Marysa, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen.
    «Worauf du dich verlassen kannst», sagte Christoph und verschloss ihre Lippen mit einem innigen Kuss.

HISTORISCHE NACHBEMERKUNG
    Bei der Vorbereitung eines historischen Romans stehe ich nicht selten vor der Frage, welche historische Begebenheit sich für einen Roman eignet, ob sie mit der Geschichte zusammenpasst, die mir vorschwebt. Zu «Das silberne Zeichen» gab nicht ein Ereignis den Ausschlag, sondern eine Besonderheit in der Aachener Rechtspraxis des späten Mittelalters, die mir schon bei der Recherche zu den ersten beiden Büchern der Reihe um die Reliquienhändlerin Marysa immer wieder begegnet ist.
    In den mannigfaltigen Quellen und Aufsätzen über Aachen, die ich gelesen habe, tauchten immer wieder Hinweise auf die Spannungen zwischen der städtischen Gerichtsbarkeit und jener des Marienstifts auf. Offensichtlich gab es jahrhundertelang immer wieder Streitigkeiten über die Zuständigkeiten beider Gerichte. Diese spitzten sich immer dann zu, wenn das Marienstift sich das kirchliche Asylrecht zunutze machte, um seine Interessen durchzusetzen.
    Grundsätzlich galt dieses Asylrecht in allen christlichen Einrichtungen, hauptsächlich in Kirchen und Kapellen. Flüchtete sich ein Delinquent in das kirchliche Asyl, durften weltliche Behörden ihn daraus nicht ohne weiteres herausführen. Zu erheblichen Auseinandersetzungen mit der Stadt Aachen kam es, als das Marienstift begann, den Anspruch auf das Asylrecht auf weltliche Straßen und Plätze auszuweiten. Wenn zu hohen Festtagen, wie z.   B. Fronleichnam oder dem Ägidiustag, eine Prozession durch die Straßen Aachens führte, mussten nach einem alten Brauch sowohl die Tore der Gefängnisse als auch die Türen der Gefängniszellen geöffnet, den Gefangenen die Fesseln abgenommen werden. Wenn dann einer dieser Gefangenen es schaffte, das Gefängnis zu verlassen, die Prozession zu erreichen und dort entweder das Kreuz oder aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher