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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition)
Autoren: Petra Schier
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Eine Wiedergutmachung sozusagen, denn schließlich haben wir ihn lange Zeit fälschlicherweise verdächtigt. Außerdem ist Hartwig nach wie vor der oberste Zunftgreve …»
    «Aber nur aufgrund der Großherzigkeit Eures Gemahls, nicht wahr?»
    «Hartwig ist ein Hitzkopf, und wir werden seine Gesellschaft so weit wie möglich meiden. Doch nachdem nun Christophs Herkunft zweifelsfrei bewiesen wurde, gibt es keinen Grund mehr für familiäre Zwistigkeiten.»
    Der Domherr schmunzelte. «Ich denke, darauf wird sich Euer Cousin gar nicht einlassen wollen, jetzt, wo sich herausgestellt hat, mit wem er sich anlegen würde. Wie mir zu Ohren kam, ist Euer Gemahl nicht nur weit herumgekommen, sondern besitzt darüber hinaus ein erkleckliches Vermögen.» Er zwinkerte vielsagend.
    «Das habt Ihr also gehört?»
    «O ja, Gerüchte über eine unerhört großzügige Morgengabe machten bereits die Runde, noch bevor Vater Achatius den Segen über Euch gesprochen hatte.» Van Oenne lachte verhalten.
    In diesem Moment trat Bruder Jacobus neben Marysa und verbeugte sich leicht. «Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche, aber ich möchte mich nun verabschieden. Wichtige Geschäfte rufen mich an die Seite des Erzbischofs. Meine Männer haben die Pferde bereits gesattelt, wir brechen unverzüglich auf.»
    «Jetzt schon?» Marysa stand eilig auf und strich ihr neues, mit bestem Waid blaugefärbtes und mit üppigen Falten versehenes Kleid glatt. «Wollt Ihr nicht erst etwas essen? Die Tafel wird noch lange nicht aufgehoben, und später wird es noch Gesang und Tanz geben.»
    «Nein, leider können wir nicht bleiben», sagte Jacobus mit sichtlichem Bedauern.
    «Ihr wollt schon fort?», fragte nun auch Christoph, der bis eben noch mit dem Wirt gesprochen hatte und jetzt an die Seite seiner Braut trat. «Das ist schade, denn gerne hätte ich mit Euch das eine oder andere Wort gesprochen.» Er blickte den Dominikaner vielsagend an, woraufhin dieser mit ernster Miene nickte.
    «Ihr habt recht, eine Sache muss ich Euch noch erklären, Meister Schreinemaker, nicht hier jedoch, vor allen Leuten.»
    Marysa und Christoph sahen einander vielsagend an, dann folgten sie Bruder Jacobus hinaus vor den Eingang des Gasthauses. Die beiden jungen Dominikaner hatten die Reittiere bereits herbeigeführt und waren selbst aufgestiegen.
    Christoph warf einen kurzen Blick über die Schulter in die Gaststube, dann wandte er sich an den Inquisitor. «Nun denn, Jacobus von Moers, beantwortet mir endlich die einzige Frage, über die Ihr bislang geschwiegen habt: Warum?»
    Jacobus erwiderte seinen Blick nachdenklich. «Lange Zeit habe ich mich gefragt, ob Ihr Euch nur verstellt oder Euch tatsächlich nicht an mich erinnert. Letzteres ist offensichtlich der Fall, vermutlich waren die Umstände damals zu verwirrend und belastend für einen Jungen von gerade einmal sechzehn Jahren.»
    «Was meint Ihr damit?» Verwirrt sah Marysa zwischen Jacobus und Christoph hin und her.
    Auch Christoph war die Verblüffung anzumerken. «Sprecht Ihr von jenen Ereignissen, die …»
    «… zum Tode Eurer Eltern führten», ergänzte Jacobus ernst. «Euer Vater war ein guter Mann, Meister Schreinemaker. Leider habe ich das erst viel zu spät begriffen.»
    «Was soll das heißen?» Christophs Stimme wurde unvermittelt scharf.
    Jacobus senkte für einen winzigen Moment den Blick, richtete ihn aber sogleich wieder auf sein Gegenüber. «Euer Vater war ein Freund der jüdischen Bewohner Frankfurts. Sicher wisst Ihr, dass dies vielen Leuten ein Dorn im Auge war.»
    «Es gab Auseinandersetzungen mit dem Rat», antwortete Christoph vorsichtig.
    «Die dazu führten, dass Euer Vater mehrfach das Opfer von Anfeindungen und Übergriffen wurde», ergänzte Jacobus. Seine Stimme klang nicht so fest wie sonst. Es fiel ihm offenbar nicht leicht, über jene vergangenen Tage zu sprechen. «Was Ihr nicht wisst – nicht wissen könnt –, ist, dass ich es bin, der die Schuld am Tode Eurer Eltern trägt.»
    «Was?», fragte Christoph entsetzt.
    Marysa griff nach seinem Arm und drückte ihn leicht.
    Auf Jacobus’ Gesicht trat nun ein Ausdruck tiefen Bedauerns. «Ich war sehr eifrig damals, noch nicht im Dienste der Inquisition, jedoch mit dem Ehrgeiz, in diese Position so bald wie möglich aufzusteigen.» Er schwieg kurz. «Fanatisch wäre vielleicht der passendere Ausdruck. Was mir fehlte, waren Menschenkenntnis und Erfahrung, Meister Schreinemaker. Die immer wiederkehrenden Ausschreitungen gegen die Juden
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