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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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zum Leben haben.«
    Aber bei dem Auto mußte Cornelius zugeben, daß seine Kräfte doch nicht genügten, und so lief er noch einmal nach dem Hof zurück, wo er in einem geheimnisvollen Winkel zwei verhungert aussehende Feldarbeiter auftrieb. Mit Planken und Tauen brachten sie endlich den Wagen auf die Straße zurück.
    »Das kostet Sie zehn Schilling, mein Freund.« Cornelius Malan verleugnete seine eigenste Natur nicht. »Ich kann es mir nicht leisten, die Leute auch noch für Extraarbeit zu bezahlen.
    Ich bin ein armer Mann, und wer weiß, ob ich jetzt nicht auch noch, wo Roos tot ist, das faule Mädel zu mir nehmen muß.«
    Feierlich zog Leon einen Schein aus der Tasche, den er dem alten Geizhals in die Hand steckte.
    In der Curzon Street berichtete er ausführlich seine Erlebnisse.
    »Ich möchte wetten, daß ich mit Cornelius noch ein drittes Mal zusammentreffe.« Leon war der festen Überzeugung, daß bestimmte Ereignisse sich dreimal wiederholen. »Es ist merkwürdig, aber ich glaube unbedingt daran. Gelegentlich werde ich mal ein Buch über - na, wie soll ich es gleich nennen - ›das Gesetz der Zufälle‹ schreiben ... Ich kann eine Unzahl von Beweisen anführen.«
    »Hier ist noch einer«, sagte Poiccart und warf ihm einen Brief zu.
    Das erste, was Leon las, war eine Adresse in Oxfordshire, dann wandte er das Blatt um und sah nach der Unterschrift: Leonora Malan. Manfred beobachtete ihn lächelnd. »Etwas für dich, Leon.« Und Leon las die folgenden Zeilen:
    Sehr geehrte Herren.
    Vor einiger Zeit suchte einer von Ihnen hier in Oxfordshire meinen Onkel auf, der kürzlich gestorben ist. Ich möchte Sie bitten, Sie am Mittwoch morgen aufsuchen zu dürfen, um mit Ihnen über die Hinterlassenschaft meines Onkels zu sprechen. Ich glaube ja kaum, daß Sie mir in der Angelegenheit helfen können, aber ich möchte doch nichts unversucht lassen.
    Hochachtungsvoll Leonora Malan
    Und dann folgte noch eine Nachschrift:
    Bitte teilen Sie meinem Onkel Cornelius nicht mit, daß ich an Sie geschrieben habe.
    Leon rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Leon und Leonora«, murmelte Manfred, »das allein genügt schon für ein Kapital deines Werks über ›die Macht der Zufälle‹.«
    Am Mittwoch morgen, es war ein stürmischer, regnerischer Tag, erschien Miss Malan in Begleitung eines jungen Mannes, der der vierte und größte aller Zufälle war.
    Mr. Jones, ein etwa dreißigjähriger, hagerer Mann mit unregelmäßigen Gesichtszügen und unruhig flackernden Augen, war der Vorarbeiter und Vertraute ihres verstorbenen Onkels.
    Leonora Malan war auffallend hübsch - das war der erste Eindruck, den Leon von ihr hatte. Leonora war für Leon ein ganz unmöglicher Name, und ›Malan‹ wies auf Südafrika und die Buren. Darum hatte er ein kräftiges, dralles Mädchen mit nichtssagenden Gesichtszügen erwartet. Dies junge Mädchen mit den klaren Augen und dem feinen Teint warf alle seine Annahmen über den Haufen, und Leon war froh darüber.
    In dem kleinen, hübschen Salon, der den ›Drei Gerechten‹ als Sprechzimmer diente, nahm sie auf einem Stuhl Platz, den ihr Poiccart in seiner Rolle als Haushofmeister und Diener respektvoll hingeschoben hatte.
    Fröhlich blickte sie Leon an.
    »Ich weiß, daß Sie mir doch nicht helfen können, Mr. Gonsalez, aber Mr. Jones bestand darauf, daß ich Sie aufsuchte«, sagte sie mit einem vertrauensvollen Blick auf ihren Begleiter, der auf Gonsalez einen höchst ungünstigen Eindruck machte.
    »Der Anfang verspricht herzlich wenig, nicht wahr? Sie werden sich jedenfalls fragen, warum ich überhaupt Ihre Zeit in Anspruch nehme, wenn ich mir ein so wenig günstiges Resultat unserer Unterredung verspreche, aber - wie ein Ertrinkender greife ich nach einem Strohhalm und ...«
    »In diesem Fall ein - recht ausgewachsener Strohhalm«, unterbrach sie Leon lachend.
    Jetzt ließ sich Mr. Jones gewöhnliche Stimme vernehmen.
    »Die Sache ist die: Leonora hat Anspruch auf ungefähr achtzigtausend Pfund. Ich weiß: Das Geld war da, bevor der Alte starb. Hast du das Testament bei dir, Leonora?«
    Sie nickte und öffnete mit einem leichten Seufzer ihre Handtasche, nahm mechanisch ein silbernes Zigarettenetui heraus, steckte es aber hastig wieder weg und schnappte die Tasche energisch zu. Leon schob ihr die Dose mit Zigaretten hin.
    »Kennen Sie meinen Onkel?« fragte sie und nahm eine Zigarette. »Onkel Roos hat oft genug von Ihnen gesprochen ...«
    »Und in wenig schmeichelhafter Weise, davon bin ich
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