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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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überzeugt«, warf Leon ein.
    Sie nickte.
    »Er konnte Sie nicht leiden, hatte eigentlich Angst vor Ihnen - und dann hatten Sie ihm Geldausgaben verursacht!«
    Roos Malan war in einen der kleineren Fälle verwickelt gewesen, die Leon bearbeitet hatte. Roos und sein Bruder Cornelius hatten zur Zeit des Burenkrieges große Farmen im Freistaat besessen, sich aber auf die Seite der Engländer gestellt. Begreiflicherweise war das Leben nach dem Waffenstillstand nicht sehr angenehm für sie. Dann wurde auf ihrem Land Gold entdeckt, und mit einem Male waren die beiden wohlhabenden Farmer zu schwerreichen Männern geworden. Beide übersiedelten nach England und ließen sich auf zwei einsam liegenden Gutshöfen nieder. Roos hatte das Baby seiner verstorbenen Schwester bei sich aufgenommen; aber das war nicht ohne Schelten, Klagen und Jammern vor sich gegangen, denn genau wie sein Bruder war er einer jener Geizhälse, die nicht einmal sich selbst einen Penny gönnen. Dabei waren aber beide Brüder scharfsinnige, gerissene Spekulanten - gelegentlich sogar zu gerissen. Und ein solcher Fall, bei dem Habsucht die Oberhand über ihre Klugheit gewonnen hatte, war Veranlassung gewesen, daß sich Leon eingehender mit den beiden Brüdern beschäftigt hatte.
    »Onkel Roos«, begann das junge Mädchen, »war wirklich nicht so schlecht, wie Sie annehmen. Er war allerdings schrecklich genau, geizte mit jedem Penny und machte einem das Leben oft recht schwer. Aber dann konnte er auch wieder nett und freundlich sein, und ich komme mir ganz abscheulich vor, daß ich mir um sein Geld den Kopf zerbreche.«
    »Das ist ja Unsinn«, unterbrach sie Jones ungeduldig.
    »Sie haben also herausgefunden, daß überhaupt kein Geld mehr vorhanden war?« fragte Leon und durchflog noch einmal das Schreiben, das sie ihm gesandt hatte.
    »Ja - und ich kann das nicht verstehen«, sagte sie.
    »Zeig doch mal das Testament«, fuhr Jones sie an.
    Sie öffnete ihre Handtasche und nahm ein zusammengefaltetes Papier heraus.
    »Bitte ..., hier ist die Abschrift.«
    Einige wenige Zeilen in holländischer Sprache - die englische Übersetzung stand darunter -, in denen Roos Malan sein ganzes Besitztum seiner Nichte Leonora Minie Malan vermachte.
    »Jeden Penny«, unterstrich Jones mit Befriedigung. »Leonora und ich wollen zusammen was unternehmen. Ihr Geld und mein Kopf! Sie verstehen doch?«
    Leon verstand nur zu gut.
    »Wann starb Mr. Roos?« fragte er.
    »Vor sechs Monaten.« Wie bei einer unangenehmen Erinnerung runzelte Leonora die Stirn. »Sie werden mich sicherlich für herzlos halten, aber ich kann mir nicht helfen. Liebe empfand ich nicht für ihn, wenn wir auch ab und zu ganz gute Freunde waren.«
    »Und das Vermögen?« fragte Leon.
    Sie schnitt eine unmutige Grimasse.
    »Die ganze Erbschaft scheint nur aus dem Gut und den Möbeln zu bestehen. Der Wert soll ungefähr zweitausend Pfund betragen; auf dem Grundstück lastet aber eine Hypothek von fünfzehnhundert Pfund. Das Geld stammt von Onkel Cornelius. Und doch muß Onkel Roos sehr reich gewesen sein. Er hatte Einkünfte von seinen südafrikanischen Besitzungen, die ihm alle drei Monate und immer in Banknoten ausgezahlt wurden. Ich habe oft genug gesehen, daß er viel Geld im Haus hatte.«
    »Die Hypothek kann ich ganz gut erklären«, begann Jones. »Die beiden alten Geizkragen wechselten miteinander Hypotheken aus, um sich vor der Steuer zu drücken. Aber das Geld ist verschwunden, Mister ... hm ... Ich habe das ganze Haus vom Keller bis zum Boden durchsucht. In der Ecke des Kellers ist eine Stahlkammer eingebaut - wir haben die Tür aufbrechen lassen, fanden aber nicht einen einzigen Penny. Die Malans haben eine besondere Vorliebe für Stahlkammern und Geldschränke - ich weiß auch, wo Cornelius seinen hat. Er hat keine Ahnung, daß ich dahintergekommen bin, aber wenn er das Mädel hier übers Ohr hauen will, wird er mich kennen lernen!«
    Das junge Mädchen schien durch diese eifrige Parteinahme etwas verlegen. Die Freundschaft machte einen mehr einseitigen Eindruck, und man hatte die Empfindung, als ob der Gedanke, ›etwas zusammen zu unternehmen‹ hauptsächlich von Mr. Jones stammte.
    Wie Jones erzählte, hatte keiner der Brüder Bankkonten. Obwohl sie intensiv, aber vorsichtig mit südafrikanischen Werten spekulierten, zahlten sie ausnahmslos in bar und bestanden auf Barzahlung an sie selbst.
    »Die beiden alten Knauser lagen sich ständig mit den Finanzämtern in den Haaren. Nach dem Krieg haben
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