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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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sie alle möglichen Tricks gebraucht, um sich vor den Steuern zu drücken. Sie trauten keiner Bank, weil sie überzeugt waren, daß die Banken den Finanzämtern gegenüber nicht dicht hielten.«
    Leonora schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Ich glaube wirklich nicht, daß Sie mir helfen können, Mr. Gonsalez, und wünsche beinahe, ich hätte überhaupt nicht geschrieben. Das Geld ist nicht da, und wir wissen nicht einmal sicher, ob es überhaupt existiert. Mir macht das, ehrlich gesagt, nicht so viel aus ... Ich kann arbeiten. Ich habe Stenografie und Schreibmaschine gelernt und auf dem Gut noch tüchtig geübt, da ich Onkels ganze Korrespondenz erledigen mußte.«
    »War Onkel Cornelius während der letzten Krankheit seines Bruders auf dessen Hof?«
    Sie nickte.
    »Die ganze Zeit hindurch?«
    Sie nickte von neuem.
    »Und wie lange blieb er?«
    »Gleich nach Onkel Roos' Tod ging er weg. Seit der Zeit habe ich ihn nicht wieder gesehen und erhielt nur einmal einen Brief, in dem er mir mitteilte, daß ich jetzt meinen eigenen Lebensunterhalt verdienen müßte und nicht auf ihn rechnen dürfte. Und ..., was soll ich da nun machen?«
    Leon überlegte geraume Zeit.
    »Ich will Ihnen gegenüber ganz offen sein«, fuhr sie fort. »Ich bin fest überzeugt, daß Onkel Cornelius alles Geld, das im Haus war, mitgenommen hat ..., und Mr. Jones denkt wie ich.«
    »Denken? Ich weiß es!« rief Jones aufgebracht. »Ich habe ihn doch aus dem Keller kommen sehen ... mit einem großen Lederkoffer. Der alte Roos hatte die Angewohnheit, den Schlüssel der Stahlkammer unter seinem Kopfkissen aufzubewahren. Als er starb, war der Schlüssel nicht mehr da; ich habe ihn später auf dem Kaminsims in der Küche wiedergefunden.«
    Als die beiden sich verabschiedeten, gelang es Leon, einige Augenblicke mit Miss Malan allein zu sprechen.
    »Wer und was ist denn Jones?«
    Die Frage brachte sie etwas in Verlegenheit.
    »Wie ich schon sagte, er war Onkels Inspektor - er war mir gegenüber immer sehr nett ..., zu nett manchmal.«
    Leon nickte verständnisvoll und fragte sie nach ihren weiteren Plänen. Wie sie sagte, wollte sie vorläufig noch eine Woche in London bleiben, um sich nach einer passenden Beschäftigung umzusehen. Als er sich ihre Adresse aufgeschrieben und sich von den Besuchern verabschiedet hatte, ging er nachdenklich in das gemeinsame Wohnzimmer, wo er seine beiden Freunde am Schachbrett fand - einer sehr müßigen Beschäftigung für elf Uhr vormittags.
    »Sie ist auffallend hübsch«, sagte Poiccart, ohne von dem Läufer aufzublicken, den er in der Hand hielt, »und hat ihrer Erbschaft wegen um Rat gefragt. Der Mann in ihrer Begleitung taugt nichts.«
    »Du warst wohl mit dem Ohr am Schlüsselloch?« klagte ihn Leon an.
    »Ich habe die Provinzzeitungen nachgelesen: Mr. Roos Malan hinterließ nicht einen Penny, nicht einmal so viel, um die rückständigen Steuern zu bezahlen« - Poiccart bot Manfred ›Schach‹.
    »Die beiden Brüder waren als ausgesprochene Geizhälse bekannt, beide sind fabelhaft reich ... , und über beide rauft sich das Finanzamt die Haare aus!«
    »... und selbstverständlich«, fuhr George Manfred fort, »sollst du ihr helfen, das Vermögen zu finden. Was wollte denn ihr Begleiter?«
    Er lehnte sich seufzend in den Stuhl zurück.
    »Wenn wir nur nicht so entsetzlich - ehrbar wären! Wie leicht war es doch für uns vor zehn, fünfzehn Jahren! Ich kenne verschiedene unfehlbare Mittel, um den guten Cornelius zu veranlassen, Miss Leonoras Geld herauszurücken.«
    »Und ich habe eins gefunden«, unterbrach Leon. »Wenn meine Annahmen stimmen - und ich kann mir kaum denken, daß ich mich irre -, wird ›Mr. Drake‹ schon dafür sorgen, daß Leonora zu ihrem Geld kommt.«
    »Wer?« Poiccart blickte stirnrunzelnd auf.
    »Mr. Drake«, wiederholte Leon gemächlich; »ein lieber, alter Gegner von mir. Seit zehn Jahren bekämpfen wir uns schon auf das schärfste. Er ist hinter eines meiner wichtigsten Geheimnisse gekommen, und ich lebe in so tödlicher Angst vor ihm, daß ich mich endlich dazu entschlossen habe, seiner unbequemen Tätigkeit ein Ende zu machen.«
    George starrte ihn erst verdutzt an, dann breitete sich langsam ein verständnisvolles Lächeln über sein Gesicht aus.
    »Ich glaube, ich kenne deinen geheimnisvollen Mr. Drake! Haben wir ihn nicht schon einmal - benutzt?«
    »Allerdings«, gab Leon ernsthaft zu. »Aber diesmal wird er endgültig eines schaurigen Todes sterben!«
    »Wer ist denn dieser Jones?«
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