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Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Titel: Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Autoren: Romana R. K.
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gelegenen Straße, hinter einer alten,
morschen, hölzernen Tür, die zu einer verlassenen Scheune mit eingeschlagenen
Fenstern und zahlreicher Rattenlöchern in den dünnen Steinmauern führte,
versteckte sich im Schutze der Dunkelheit eine vermummte Person und wartete, bis
auch das letzte Stimmengewirr der fast schon unbeholfenen Wachen außer Hörweite
war.
    Erleichtert
atmete sie auf und entfernte sich von der großen Tür in eine entlegene Ecke.
Geschützt vor neugierigen Blicken, entzündete sie dann eine kleine Kerze mit
Hilfe zweier Feuersteine und erhellte den dunklen nassen Ort mit einem
unheimlichen Leuchten, das alles zum Vorschein brachte, was sich darin verbarg.
Unmengen alter Holzkisten, in denen sich wahrscheinlich mal Ware vom Marktplatz
befunden hatte, lagen überall herum und stapelten sich sogar neben der Tür bis
zur Decke hoch. Leinentücher auf dem Boden, zusammen mit einem mit Federn
gefüllten Sack, schienen eine Art gemütliches Bett darstellen zu wollen, das
jedoch eher an ein Schlachtfeld erinnerte. Eine große verdreckte Holzkiste lag
umgedreht unter der Kerze und diente als Tisch. Auf der anderen Seite des kleinen
Raumes spiegelte sich das ruhige Flackern der Kerze in verblichenem Eisen
wieder. Es war ein rostiger Kessel, gefüllt mit dem Regenwasser der letzten Wochen
und einiger zerbrochener Schmiedeharken darin. Dicht daneben erhob sich ein
steinerner Ambos aus dem matschigen Untergrund, der eher einem kleinen See als
einer großen Pfütze glich.
    Es
war offensichtlich, dass dieses Gemäuer einst als Schmiede genutzt wurde,
jedoch wohl seit Jahren nicht mehr in Betrieb war. Vielleicht war der Besitzer
verarmt, umgezogen oder sogar verstorben. Es war ein perfekter Unterschlupf für
jemanden, der nicht gefunden werden wollte. Sie lag in einem der ansehnlichen
Vierteln der Stadt, dieses schien aber allein durch die bloße Erscheinung des
erschreckend runtergekommenen Gesteins eher einem Armenviertel zu gleichen, doch
wer sollte sie abreißen? Wer würde die Extrakosten für die Verschönerung der
Polis aufbringen, in der Armut und die Bedrohung durch die Perser auf dem
Vormarsch war? - Niemand!
    Die
Wahrheit ist, dass in diesem Teil der Stadt überwiegend eine ältere Generation
Athener residierte, abgeschieden von jeglicher Unruhe, die sie aus ihrem
langweiligen, tristen Alltag reißen könnte. Sie waren es gewohnt für sich zu
leben, nur für sich zu sorgen und wegzuschauen, wenn es an Hilfe bedarf. So
waren sie aufgewachsen. So waren sie von ihren Eltern erzogen worden und so
gaben sie es auch an ihre Kinder weiter. Die einzigen, die sie achteten, waren
die Götter selbst und angesichts des bevorstehenden Aufstandes aus den eigenen
Reihen und der Bedrohung, die sich hinter den Grenzen aufbaute, war deren Gunst
nötiger denn je.
    Doch
ahnten sie nicht einmal, dass die Gefahr, die sie hinter den großen dicken
Steinmauern Athens glaubten, wohlmöglich in unmittelbarer Nähe in den Ruinen
einer Schmiede gleich um die Ecke lauerte und gerade in diesem Moment einen
Sack gestohlener Äpfel auf den hölzernen Tisch neben die Kerze warf. Es war der
Dieb vom Markt, der zum Schutz vor den aufgebrachten Wachen Athens, Zuflucht in
der tiefen kalten Dunkelheit dieses alten Gemäuers gesucht hatte. Im stillen
Dasein lauschte er dem leisen Plätschern der Regentropfen, die von der modrigen
Holzdecke fielen und sich in großen Pfützen aus dreckigem Wasser, Erde und
Unkraut, das durch die Erdkruste brach, sammelte und von dem schweren Unwetter
der letzten Nacht zeugte.
    Im
ruhigen Schein der Kerze wanderte der Schatten direkt auf den hölzernen Tisch
zu und kniete davor nieder. Einige Sekunden schien sie die eleganten Bewegungen
der Flamme zu beobachten, wie sie geradlinig empor stieg und sich manchmal, nur
von Zeit zu Zeit, unter ihrem ruhigen Atem sanft hin und her wog. Dann hob sich
die schwarze Kutte. Aus zwei schmalen Löchern kamen verschmutzte Hände zum
Vorschein und griffen nach der Kapuze, doch es waren nicht die starken rauen
Hände eines Mannes, so wie erwartet wurde. Es waren die schmalen Hände einer
Frau. Und auch als die Kapuze nach hinten fiel und das warme Kerzenlicht ein
zierliches junges Gesicht mit liebreizenden großen goldbraunen Augen zum Vorschein
brachte, wiedersprach alles den Vermutungen des Hauptmannes, dass ein grässlicher
bärtiger Mann hinter den Überfällen stecken musste.
    Den
ruhigen Kerzenschein noch einmal betrachtend, entledigte sich die junge Frau
der
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