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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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nachließen, und um zu trinken, wann immer sie klares Wasser fanden.
    Die Dämmerung brach herein, Wolken zogen auf. Es
begann zu regnen, sehr zu Hughs Freude. Er hatte den Fäulnisgestank des Modders
auf seiner Haut satt.
    Außerdem bot der Regen ihnen Deckung, nachdem
sie den dichten Wald hinter sich gelassen hatten und einen kahlen, steinigen
Hang hinaufstiegen.
    Selbst in den Bergen bereitete es keine Mühe,
die Fährte des Drachen zu erkennen – solange es hell genug war, um etwas zu
sehen. Er hinterließ tief eingegrabene Prankenabdrücke, Krallenspuren im
felsigen Boden, zermalmte Steine. Doch es wurde Abend.
    Ob der Drache in der Nacht Rast machte,
vielleicht in irgendeiner Höhle? Oder hatte er vor, zu seinem Lager
zurückzukehren, um sich dort in aller Ruhe mit seinem Opfer befassen zu können?
Und sollten sie ihm folgen, auch nach Einbruch der Dunkelheit?
    »Wenn wir rasten und der Drache nicht, gewinnt
er bis zum Morgen einen großen Vorsprung«, argumentierte Hugh.
    »Ich weiß.« Marit nagte unentschlossen an der
Unterlippe und dachte nach.
    Der Assassine wartete darauf, daß sie fortfuhr.
Als das Schweigen zu lange dauerte, zuckte er die Schultern und sprach weiter.
    »Ich bin kein Neuling auf dem Gebiet und schon
oft in einer Lage wie dieser gewesen. Gewöhnlich verlasse ich mich auf das, was
ich über meine Beute weiß, und versuche, mich in sie hineinzuversetzen. Aber
ich bin daran gewöhnt, menschliches Wild zu jagen, nicht irgendwelche
übernatürlichen Geschöpfe. Ich überlasse dir die Entscheidung.«
    »Wir folgen ihm«, entschied sie. »Mein
Runenlicht wird uns helfen.« Der bläuliche Schimmer der eintätowierten Sigel
hüllte sie von Kopf bis Fuß in eine geisterhafte Aura. »Aber wir müssen
langsam gehen und aufpassen, daß wir in der Dunkelheit nicht zufällig über
sein Lager stolpern. Wenn der Drache uns kommen hört…« Sie schüttelte den Kopf.
»Ich erinnere mich, wie Haplo und ich einmal…«
    Sie biß sich auf die Zunge. Weshalb rede ich
ständig von Haplo? Es tut nur weh.
    Hugh hatte sich hingesetzt und war mit seiner Abendmahlzeit
aus Trockenfleisch beschäftigt. Marit kaute ohne Appetit auf ihrer Ration
herum. Sie konnte sich nicht überwinden, die fade, geschmacklose Masse hinunterzuschlucken.
Es war töricht, an Haplo zu denken, seinen Namen auszusprechen. Als wäre er
eine Zauberformel, beschwor sie damit sein Bild herauf und verlor sich in
Träumereien, während doch ihr Leben davon abhing, daß sie sich voll und ganz
auf die gefährliche Situation konzentrierte, in der sie und Hugh sich befanden.
    Haplo war dem Tode nahe gewesen, als Xar mit ihm
verschwand. Marit schloß die Augen und sah die tödliche Wunde in seiner Brust,
die zerstörte Herzrune. Xar hatte die Macht, ihn zu retten. Und er würde ihn
retten. Er konnte ihn nicht sterben lassen – seinen Schüler, seine rechte Hand,
seinen Sohn, wie er ihn genannt hatte…
    Marit berührte mit den Fingerspitzen das Sigel
an ihrer Stirn. Sie wußte es besser. Unsinnig, sich etwas vorzumachen.
Überdeutlich sah sie Haplos Gesicht vor sich, die Überraschung, den Schmerz,
als er erfuhr, daß sie und Xar verbunden waren. In dem Moment hatte er
aufgegeben. Seine Wunden waren zu schwer, als daß er überleben konnte. Er hatte
alles, was ihm noch geblieben war – sein Volk –, in ihre Obhut gegeben.
    Eine Hand schloß sich mit festem Griff um die
ihre.
    »Haplo wird nichts geschehen.« Hughs Stimme
klang belegt, er war es nicht gewohnt, Trost zu spenden. »Er ist ein zäher
Bursche.«
    Marit drängte die Tränen zurück und ärgerte sich
über ihre Schwäche.
    »Wir sollten weitergehen«, meinte sie frostig,
stand auf und stieg auf dem Pfad des Drachen den Hang hinauf, ohne darauf zu
achten, ob Hugh ihr folgte.
    Der Regen hatte aufgehört, aber die
tiefhängenden Wolken verhießen nichts Gutes. Einheftiger Schauer, und die
Fährte war ausgelöscht. Marit kletterte auf einen Felsblock und spähte voraus,
um vielleicht einen Blick auf den Drachen zu erhaschen und sich zu orientieren.
Statt dessen wurde ihre Aufmerksamkeit von dem düsteren roten Schein über dem
gezackten Schattenriß der Berggipfel angezogen. Sie betrachtete ihn mit
angstvoller Faszination.
    Woher kam dieses Leuchten? War es der Feueratem
der Drachenschlangen, vereint zu einem flammenden Signal, um alle Verbündeten
zur Entscheidungsschlacht zu rufen? Brannte der Nexus? Oder handelte es sich um
ein
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