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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Schweifs entwurzelte Baumriesen, Büsche und Sträucher wurden von den riesigen
Pranken niedergetreten. Würgeranken, die versucht hatten, ihre arglistigen
Schlingen nach dem Koloß auszuwerfen, merkten zu spät, was sie gefangen hatten.
Ein Ascheteppich breitete sich aus, wo das Dickicht gewesen war.
    Obgleich der Drache einen großen Vorsprung
hatte, bestand Marit darauf, daß sie größte Vorsicht walten ließen, auch wenn
Hugh meinte, daß ihre leisen Schritte wohl kaum so weit zu hören waren, »erst
recht nicht bei dem Lärm, den unser Freund veranstaltet«. Und als der Leviathan
eine andere Richtung einschlug, blieb Marit stehen, um sich mit übelriechendem
Schlamm aus einem Tümpel einzureiben. Sie zwang Hugh, das gleiche zu tun.
    »Ich habe erlebt, wie ein Drache ein Siedlerdorf
angriff«, erzählte sie und bedeckte ihre Beine mit dem Modder. »Das Ungeheuer
war schlau. Es hätte das Dorf zerstören und niederbrennen können und sämtliche
Einwohner töten, aber das wäre nur ein kurzes Vergnügen gewesen. Statt dessen
fing es zwei Männer lebendig junge, starke Männer. Und dann begann es, sie zu
foltern.
    Wir hörten ihre Schreie – entsetzliche Schreie.
Zwei Tage lang. Der Obmann beschloß, den Drachen anzugreifen und seine Männer
zu retten oder wenigstens von ihren Qualen zu erlösen. Haplo war zu der Zeit
noch bei mir«, fügte sie leise hinzu. »Wir kannten die roten Drachen. Wir
sagten dem Obmann, er wäre ein Narr, doch er wollte nicht auf uns hören.
Ausgerüstet mit ihren durch Zauberkraft verstärkten Waffen, marschierten die
Krieger zur Höhle des Drachen.
    Der Drache kam heraus und trug in jeder
Krallenhand eines seiner Opfer. Die Krieger schossen Runenpfeile auf ihn ab,
Pfeile, die niemals ihr Ziel verfehlen. Doch der Drache veränderte durch seine
eigene Magie die Runen, so daß die Pfeile langsamer flogen und er sie auffangen
konnte – mit den Leibern der beiden Männer.
    Die Toten warf der Drache ihren Gefährten hin.
Inzwischen hatten einige der Pfeile doch getroffen, der Drache war verwundet
und wurde ärgerlich. Er schlug mit dem Schweif nach den Angreifern, und seine
Bewegungen waren so schnell, daß man nicht ausweichen konnte. Wen der Stachel
traf, der schrie auf und fiel zu Boden, und der Drache nahm die Ärmsten und
brachte sie in seine Höhle, zum späteren Zeitvertreib.
    Der Obmann sah sich gezwungen, den Rückzug anzutreten.
Bei dem Versuch, zwei Männer zu retten, hatte er mehr als zwanzig verloren.
Haplo riet ihm, aufzugeben und ins Dorf zurückzukehren, aber der Obmann war
außer sich und schwor, die Gefangenen aus der Gewalt des Ungeheuers zu
befreien. – Dreh dich um«, befahl sie unvermittelt. »Ich kümmere mich um deinen
Rücken.«
    Hugh gehorchte. »Und weiter?« fragte er
mürrisch.
    Marit zuckte die Schultern. »Haplo und ich
beschlossen, unserer Wege zu gehen. Später trafen wir einen der Siedler, einen
der wenigen Überlebenden des aussichtslosen Unterfangens. Er berichtete, der
Drache habe eine ganze Woche sein Spiel mit ihnen getrieben.
    Er kam aus seiner Höhle, holte sich neue Opfer
und verbrachte die Nächte damit, sie zu Tode zu quälen. Endlich, als niemand
mehr übrig war, außer den Kranken und Schwachen, die für sein Vergnügen nicht
taugten, machte er das Dorf dem Erdboden gleich.
    Verstehst du jetzt?« Marit sah ihn an. »Eine
Armee von Patrynkriegern könnte nicht einen dieser Drachen besiegen.
Begreifst du, womit wir es zu tun haben?«
    Hugh antwortete nicht sofort und verteilte
weiter Schlamm auf Armen und Händen. »Was hast du also für einen Plan?«
erkundigte er sich schließlich.
    »Der Drache braucht Nahrung, und das heißt, er
wird sich entfernen, um zu jagen…«
    »Falls er sich nicht entschließt, Alfred zu
verspeisen.«
    Marit schüttelte verneinend den Kopf. »Rote
Drachen fressen ihre Opfer nicht, wo bliebe dabei der Spaß? Außerdem plagt
diesen die Neugier. Er hat nie zuvor einen Sartan gesehen. Nein, er wird Alfred
am Leben erhalten, wahrscheinlich länger, als es ihm lieb ist. Sobald der
Drache die Höhle verläßt, um auf die Jagd zu gehen, schleichen wir hinein und
befreien Alfred.«
    »Wenn es noch etwas zu befreien gibt«, murmelte
Hugh.
    Marit sagte nichts dazu.
    Die Fährte des Drachen führte sie durch den Wald
und zu den Ausläufern der Berge, in Richtung des nächsten Tores. Marit und Hugh
folgten ihr Stunde um Stunde, rasteten nur, um etwas zu essen, wenn ihre Kräfte
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