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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz
Autoren: Claudia Puhlfürst
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der minderbemittelte Frank Studer und der von seiner Lust besessene André Mann viel zu einfältig waren, um sich solch perfekte Verbrechen auszudenken, dass ihr eingeschränkter Geist sich immer nur mit sich selbst beschäftigt hat.
    Jeder, der über einen einigermaßen gesunden Menschenverstand verfügt – und dazu muss man nicht Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sein, meine Lieben –, jeder Neandertaler also konnte sehen, was dann letztendlich diese kleine Journalistenpute und ihr übereifriger Fotografenfreund entdeckt haben, dass nämlich Studer und Mann nur Hampelmänner, Marionetten waren und dass hinter dem Ganzen ein besonderer Plan, ein wirklich großer Geist stand.
    Schon mal was von posthypnotischer Fremdsteuerung gehört? Nein? Dann recherchiert das gefälligst! Ich habe die Methode jahrelang angewandt und es darin bis zur Perfektion gebracht. Die idealen Kandidaten für solche Zwecke sind Schwache, Geistesgestörte, Kinder und Jugendliche. Ich hatte von allen im Übermaß zur Verfügung.
    Zusätzlich zu meinen posthypnotischen Befehlen habe ich den Kunstgriff mit den Elektroden angewendet. Studer hat besser darauf reagiert als Mann. Genial einfach. Der Idiot hat wirklich geglaubt, man hätte ihm da am Hinterkopf etwas eingepflanzt. Studer ist am besten auf die abstruse Story mit den Elektroden in seinem Kopf, die ich ihm suggeriert hatte, angesprungen. Wie eine hölzerne Kasperpuppe mit Fernsteuerung ist er jedes Mal, wenn ich ihn angerufen habe, losgezogen, um eine neue Nutte in Tschechien aufzureißen, sie mit den Mitteln, die ich ihm zur Verfügung gestellt habe, ruhigzustellen und die Spenderin dann in sein Haus in Taucha zu bringen.
    Ich hätte die Inszenierung auch in Berlin statt in Leipzig durchführen können, aber erstens lebte Studer in Leipzig, zweitens war der Weg mit den bewusstlosen Opfern und dann mit den Herzen in den Behältern einfach zu weit bis nach Berlin, und drittens hatte ich keine Lust, zu dicht am Geschehen zu sein. Nicht dass einer von meinen Marionetten plötzlich noch auf die Idee kam, mich persönlich zu besuchen. Man weiß ja nie, nicht? Für die ersten Funde hatte ich diese stillgelegte Fabrik ausgewählt. Ein ideales Gelände, um mehrere Thermobehälter zu verstecken und Funkkameras anzubringen, die das gesamte Geschehen in Echtzeit auf meinen Rechner übertrugen.
    Warum ich gerade die Tagespresse gewählt habe, wollen Sie wissen? Zufall. Zufall und der Tipp, dass Mark Grünthal dort eine kleine Freundin hatte, mit der er in den Vorjahren eifrig zusammengearbeitet haben soll. Leider habe ich zu spät bemerkt, dass die kleine Schlampe gar nicht mehr dort angestellt war. In Anbetracht dessen, was diese Lara Birkenfeld und ihr Fotografenfreund später für eine Rolle gespielt haben, wäre es besser gewesen, eine andere Zeitung zu bevorzugen, aber nachträgliches Lamentieren ist nicht mein Ding.
    Nach den ersten drei Herzen bekam ich schnell den Eindruck, dass die Schreibroboter von der Tagespresse die Zusammenhänge nicht erkannten, und beschloss deshalb, ab Herz Nummer vier den Fundort etwas deutlicher mit den dort deponierten Schaustücken zu verknüpfen und ein paar anonyme Tipps zu versenden. Natürlich habe nicht ich die Briefe verschickt, so blöd bin ich nicht. Ich habe sie Studer und später Mann gemailt, die haben sie ausgedruckt und nach meinen Anweisungen weitergereicht.
    Bei Herz Nummer fünf wollte ich Mark deutlicher ins Spiel bringen, irgendwann sollte auch der dümmste Bulle darauf kommen, dass Studer Marks Adjutant war, der für ihn mordete, aber dann begann dieser Dummkopf Studer plötzlich, eigene Wege zu gehen, bevor seine Zeit abgelaufen war.
    Ich bin heute noch zornig, wenn ich daran denke, wie er mir voller Stolz erzählt hat, was er mit der kleinen Spionin aus seiner Therapiegruppe gemacht hat … Er hatte sogar einen Fundort ausgesucht, der etwas mit Herzen zu tun hatte. Wie unüberlegt. Diese gedankenlose Aktion hätte mein ganzes wunderbares Konstrukt zum Einstürzen bringen können! Nun war er jemand, der mit einem der Opfer in Verbindung stand. Also musste er weg. Schnellstens, damit er nicht noch weiteres Unheil anrichten konnte. Wer weiß, was der Idiot noch alles angestellt hätte, wenn ich ihn nicht aus dem Rennen genommen hätte.
    Durch Frank Studers geistloses Handeln war ich gezwungen, ein wenig umzudisponieren, und dabei muss es wohl angefangen haben, dass ich die Kontrolle verlor. Aber ich kann es mir nicht leisten, dass meine
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