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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz
Autoren: Claudia Puhlfürst
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DNA-Material, das scheinbar beweist, dass er mit der sechsten Leiche in Berührung gekommen sein muss, er kannte Geroldsen, er ging in Obersprung ein und aus, er therapierte Studer und könnte ihn dabei leicht als willfähriges Werkzeug instrumentalisiert haben. Beweise der Staatsanwaltschaft mal das Gegenteil! Das passt alles viel zu gut zusammen!«
    »Zum Glück weiß Frau Doktor French nicht, was wir heute herausgefunden haben. Das ist unser einziger Vorteil.«
    »Und wir haben ihr noch Hinweise geliefert! Sie muss Mark unglaublich hassen, wenn sie ihm das alles anhängen will. Glaubst du , dass sie jetzt aufhört, wo sie ihr Ziel erreicht hat und Mark festgenommen wurde?«
    »Könnte sein. Allerdings kann sie sich nicht sicher sein, dass er nicht doch wieder freikommt. Er wird versuchen, Alibis beizubringen, außerdem könnten neue Beweise auftauchen, die ihn entlasten.«
    »Neue Morde kann sie ihm ja schlecht anlasten, jetzt, wo er hinter Gittern ist. Wenn meine Theorie stimmt und sie ihm also weiter schaden oder ihn gar zerstören will, was könnte sie denn deiner Meinung nach jetzt noch tun?«
    »Ich wüsste da etwas.« Jo fuhr sich durch die Haare, die daraufhin wie bei einem Igel nach allen Seiten abstanden, und atmete rasselnd ein. »Sie könnte seiner Familie schaden. Zum Beispiel den Kindern etwas antun. Das würde Mark vernichten und ihm jeden Kampfeswillen nehmen.«
    »Das wäre perfide.« Lara sah die kleine Joanna vor sich und schluckte den aufkommenden Brechreiz hinunter.
    » Du glaubst doch, dass sie so diabolisch ist, ich habe das nur weitergedacht.«
    »Was wollen wir unternehmen?«
    »Lass uns zu Marks Frau fahren und sie warnen. Wenn es ein Fehlschuss ist, halb so wild. Aber lieber einmal übervorsichtig sein, als zu spät zu kommen. Auf der Fahrt könntest du ein paar Telefonate führen.« Ohne sich wieder anzuschnallen, gab Jo Gas. »Ruf den Rechtsanwalt an und erzähle ihm von unserer Theorie. Vielleicht kannst du auch Schädlich erreichen. Er würde sich deine Hypothese wenigstens anhören. Was für ein Pech, dass wir ausgerechnet Sonntag haben!« Jo ballte die Rechte und boxte damit in die Luft, ehe er die Finger wieder auf den Schaltknauf legte. »Dieser Chef von Obersprung – wie hieß er noch gleich … Solomon könnte doch auch daran interessiert sein, was seine Kollegin da treibt. Vielleicht bekommst du seine Nummer heraus.« Die Reifen des Hondas quietschten, dann schlingerte das Auto um die Kurve. Jetzt war Lara sein Fahrstil jedoch egal. »Soll ich auch Anna anrufen und ihr sagen, dass wir vorbeikommen?«
    »Lieber nicht. So ›aufgeschlossen‹, wie sie dir gegenübersteht … Wir überrumpeln sie besser.«
    »Geht klar.« Lara, die die Nummer des Anwalts im Telefonspeicher gefunden hatte, wählte.
    *
    Da waren sie ja … Agnes French bemerkte nicht, dass sie lächelte. Durch das große Panoramafenster im rückwärtigen Bereich des Hauses konnte man hervorragend in die Küche sehen.
    Anna Grünthal trug eine Küchenschürze und legte gerade das Nudelholz beiseite. Ihre Tochter, die mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck neben ihr stand, hatte bereits eine dieser Ausstechförmchen in der Hand und schien darauf zu warten, loslegen zu können. Marks Sohn lümmelte auf einem Stuhl und daddelte mit dem Handy herum. Er wirkte gelangweilt. Vielleicht hatte die Mutter ihn gezwungen, beim vorweihnachtlichen Plätzchenbacken dabei zu sein, und jetzt wusste er nichts mit sich anzufangen.
    Die Kleine sah ihrer Mutter ähnlich, der Sohn dem Vater. Agnes dachte an den Inhalt ihrer Tasche und dass es ihr wohl den meisten Spaß machen würde, diesen mürrischen jugendlichen Mark-Grünthal-Verschnitt leiden zu sehen. Sie trat einen halben Schritt beiseite, um besser hinter dem großen Lebensbaum verborgen zu sein, als sich Anna umdrehte, zur Spüle ging und die Hände aneinanderklopfte. Weiße Mehlwölkchen stoben in die Luft. Die Kleine hatte unterdessen begonnen, die silberne Form auf den Teig zu stempeln, ihre Zungenspitze, die aus dem Mund hervorlugte, schwenkte dabei im Takt von links nach rechts.
    Für einen außenstehenden Beobachter wirkte das Ganze wie ein pastellfarben koloriertes Abziehbild einer heilen Familie. Nur an Annas gequältem Gesichtsausdruck, wenn sie sich so wie jetzt an der Spüle unbeobachtet fühlte, konnte man erahnen, dass etwas an dem süßlichen Klischee nicht stimmen konnte.
    Agnes lockerte ihren Klammergriff um die Henkel der Tasche. Nur noch ein paar Minuten, und
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