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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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Dinner for One . (Für die deutschen Leser wäre es lange vor J. K. Rowling wohl auch eine Entdeckung gewesen, doch die bundesdeutsche Ausgabe litt an ihrer miserablen Übersetzung, die später in der DDR erschienene ging in den Wirren der Wende unter.)
    Ein anderer Roman, »Die Schnecke am Hang«, glitt den Strugatzkis unter der Hand aus dem Zyklus um die Welt des Mittags hinaus: Einer der beiden Handlungsstränge, die 1966 in einer Anthologie vorabgedruckten Wald-Kapitel, stellt in einer sehr dicht erzählten, sehr fantastischen Handlung die Frage, ob man dem Fortschritt immer folgen darf, nur weil er eben der Fortschritt ist; der andere Handlungsstrang, durchaus lesbar und mit einigen originellen SF-Einfällen, erschien den Autoren aber zu zahm (er wurde viel später unter dem Titel »Unruhe« veröffentlicht), und sie ersetzten ihn durch eine völlig neue Geschichte, die partout nicht mehr in die utopische Welt des Mittags passt – eine in ihrer Machart eher an Kafka als an traditionelle Science Fiction erinnernde, ätzende Satire auf eine wildgewordene Bürokratie, die schon wegen der russischen Namen ihr Vorbild nicht verhehlen konnte.

    Die Zeit, da die Strugatzkis ihre ernsten, bedeutsamen Themen durch Versuch und Irrtum fanden – und durch die Beharrlichkeit, sich mit weniger nicht zu begnügen –, war nun eigentlich schon vorbei (abgesehen vom Sonderfall um »Die bewohnte Insel«, der ihnen noch bevorstand), aber noch immer drängte die Wirklichkeit sie weiter, als sie zunächst dachten. Als Satire auf die Bürokratie – und auf ideologisch bemäntelte Scharlatanerie in der Wissenschaft – war »Das Märchen von der Troika«, die Fortsetzung von »Der Montag fängt am Samstag an«, von Anfang an angelegt. Sie boten das Manuskript reihum allen einschlägigen Buchverlagen und Zeitschriften an, erhielten überall politisch motivierte Absagen und verfassten eine zweite, deutlich kürzere Fassung, um sie in einer Anthologie unterzubringen, in der für lange Texte kein Platz war. Sie brachten sie schließlich tatsächlich unter: in einer sibirischen Provinzzeitschrift, deren Chefredakteur daraufhin entlassen wurde. Die beiden Fassungen unterscheiden sich derart stark voneinander, dass russische Werkausgaben der Strugatzkis grundsätzlich beide enthalten; dabei liegt der Unterschied weniger in den einzelnen Szenen – von denen viele übereinstimmen –, sondern in der Ausrichtung: In der ersten, längeren Fassung gelingt es den Helden, die Bürokraten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen; in der zweiten scheitern sie, und das ist natürlich die realistischere.
    Das Verhältnis der verantwortlichen Verlags- und Redaktionschefs zu den Strugatzkis verschlechterte sich naturgemäß, weil auch an sich wohlmeinende Leute in den Verlagen nicht gern Kopf und Kragen riskieren. Sie hatten Glück, dass ihr wohl bekanntestes Werk »Picknick am Wegesrand« (1972) noch ohne gravierende Probleme die diversen Kontrollinstanzen durchlief, allerdings mussten sie zahlreiche Formulierungen ändern, die irgendjemandem aus kaum nachvollziehbaren Gründen nicht passten. Ihre Lage verschärfte sich, als ein russischer Emigrantenverlag in der Bundesrepublik nicht nur die beiden Bürokratie-Satiren »Die Schnecke am Hang« und »Das Märchen von der Troika« nachdruckte, sondern auch den in der Sowjetunion noch nirgends publizierten Roman »Die hässlichen Schwäne« herausbrachte – vermutlich hatten mehrere Verlagslektoren und Zeitschriftenredakteure, die das Buch nicht drucken durften, für ihren Privatgebrauch Kopien angefertigt 3 , und eine davon war im Westen gelandet. Die Strugatzkis mussten tun, was alle sowjetischen Schriftsteller in solcher Lage taten und ihnen durchaus zuwider war: in der wöchentlich erscheinenden »Literaturzeitung« eine Stellungnahme veröffentlichen, in der sie die nicht genehmigte Veröffentlichung im Westen entschieden verurteilten. Sie mussten es tun, denn sie wollten weder in der Versenkung verschwinden noch emigrieren, sondern weiter für ihr Publikum, die sowjetischen Leser, schreiben. In einer Art Trotzreaktion beschlossen sie, als Nächstes einen ganz harmlosen, ganz apolitischen Roman über die Abenteuer eines »Komsomolzen der Zukunft« auf einem fremden Planeten zu verfassen (Komsomolzen nannte man die Mitglieder des kommunistischen Jugendverbandes). Es ging nicht. Heraus kam »Die bewohnte Insel« (1969/71), Held und Abenteuer gerieten annähernd wie geplant (es ist einer ihrer
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