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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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actionreichsten Romane, vor einigen Jahren in Russland erfolgreich verfilmt), nur harmlos-apolitisch geriet es nicht: Die Bewohner eines Landes auf dem Planeten werden mit einer Art Hypnosestrahlung in den Zustand unkritischer Begeisterung versetzt, die wenigen, die dagegen immun sind, als potentielle oder tatsächliche Regimegegner verfolgt, doch es stellt sich heraus, dass auch die gesamte Herrscherclique aus solchen »Entarteten« besteht, die nur herrschen können, weil sie ihre eigenen Parolen nicht glauben; und zum Schluss erweist sich auch noch, dass dieses ganze System der Psychomanipulation von einem Agenten der kommunistischen Erde eingerichtet worden war, wenngleich mit den allerbesten Absichten. Die Frage, welcher Zweck welche Mittel heiligt, ist uralt, aber es ist gewiss kein Zufall, dass (nach einem stark gekürzten Vorabdruck) die Buchversion nur unter der Bedingung erscheinen durfte, dass nicht nur alle russischen Namen, sondern sogar typisch russische Alltagsgegenstände aus dem Roman entfernt werden mussten.
    Die Schwierigkeiten erreichten den Höhepunkt, als Mitte der Siebzigerjahre das gesamte SF-Lektorat ihres Stammverlages Molodaja gwardija ausgewechselt wurde und fortan dort Leute bestimmten, die nicht nur weisungsgemäß schärfere ideologische Vorgaben durchsetzten, sondern offensichtlich auch aus eigenem Antrieb den Strugatzkis (und etlichen anderen guten sowjetischen SF-Autoren) feindlich gesinnt waren, wobei in einigen Fällen wohl Korruption eine Rolle spielte, vor allem aber und ganz offensichtlich gewöhnlicher Neid. (Besonders deutlich wird das im Falle des mit dieser Mafia verbandelten SF-Autors Kasanzew, der in den Sechzigerjahren den Anschluss an die neue sowjetische Science Fiction verpasst hatte und seitdem immer wieder erfolgreichere Kollegen bei hohen Parteiinstanzen denunzierte.) Diese Leute streuten nicht nur das Gerücht, die Strugatzkis hätten die Ausreise nach Israel beantragt, sondern fälschten sogar ein angeblich von den beiden verfasstes antisowjetisches Pamphlet. Wer exakt diese Fälschung fabriziert hatte, ist nicht bekannt; nachzuweisen war aber, dass die Unterschriften der Autoren von einem Vertrag abkopiert wurden, den sie früher mit dem Verlag Molodaja gwardija geschlossen hatten.
    Fast ein Jahrzehnt lang konnten die Strugatzkis zwar ab und zu ein neues Werk als Fortsetzungsabdruck in einer Zeitschrift veröffentlichen – zu ihrem wichtigsten Refugium wurde das populärwissenschaftliche Magazin Snanie – sila (»Wissen ist Macht«), das traditionell auch Science Fiction veröffentlichte –, aber es erschienen kaum noch Bücher von ihnen in sowjetischen Verlagen. Um 1970 hielten sich die beiden mit Übersetzungen über Wasser 4 , Boris soll in den Siebzigerjahren auch wieder Aufträge für das Observatorium in Pulkowo erledigt haben. Finanziell gerettet wurden die Strugatzkis aber vor allem dadurch, dass ihre Bücher in den anderen sozialistischen Ländern erschienen und in den Siebzigerjahren die Veröffentlichungen im Westen deutlich zunahmen. Gegen harte Währung vergab die staatliche sowjetische Autorenagentur mitunter sogar Rechte für Werke, die in der Sowjetunion nicht mehr gedruckt werden durften; die langjährige Lektorin der Strugatzkis im Verlag Molodaja gwardija war nach den Säuberungen im dortigen SF-Lektorat just in diese Agentur abgeschoben worden und tat ihr Bestes …
    Die beiden schrieben damals eines ihrer Meisterwerke, »Das Experiment«, ganz bewusst »für die Schublade«, denn sie hatten keine Hoffnung, es jemals veröffentlichen zu können (es erschien dann in der Perestroika-Zeit). Wie ihnen zumute war, kann man recht gut anhand von »Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang« (1976) nachfühlen, wo eine nicht zu fassende Über-Macht – möglicherweise das Universum selbst! – auf eine Gruppe von Wissenschaftlern einwirkt, um sie von ihren Forschungen auf ganz verschiedenen Gebieten abzuhalten. Manche lassen sich einschüchtern, manche korrumpieren, und nur einer beharrt. Während die Autoren an dem Roman schrieben, hatte einer von ihnen, nämlich Boris, zum ersten Mal direkt mit dem KGB zu tun, dem Komitee für Staatssicherheit – nicht als Angeklagter, sondern »nur« als Zeuge in der Sache eines Freundes, was schlimm genug war. (Man findet einschlägige Szenen in seinem Roman »Die Suche nach der Vorherbestimmung« wieder.)
    Paradoxerweise hat vielleicht gerade das KGB dazu beigetragen, dass sich die Lage der Strugatzkis
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