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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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Fidels Gesicht prangte auf seinem 200-Euro-T-Shirt aus dem Kinderladen von da drüben, der vor einem Monat in das Sauerkrautdetailgeschäft eingezogen war.
    Wir quälten uns durch ein unglaublich verstaubtes, nur noch von Holzbalken getragenes Stiegenhaus hinauf in den dritten Stock, und in jedem der Stockwerke, die wir passierten, würden bald glückliche Jungfamilien wohnen, die viel Geld für ihren Jungfamilientraum hingelegt hatten.
    Im vierten Stock endlich wohnte dieser Himmelfreundpointhner. Wir läuteten und warteten, und dann öffnete eine schwangere Frau, völlig aufgelöst im Elend ihrer Schwangerschaft, erschlagen von Staub und Lärm. Guttmann fragte: „Frau Himmelfreundpointhner?“
    Aber sie sagte: „Noch nicht.“
    Guttmann konnte in ihrer Stimme nicht diese leise Verzweiflung darüber hören, dass sie von diesem Himmelfreundpointhner noch gar nicht gefragt worden war, ob sie ihn heiraten möchte. Ich wollte schon einen witzigen Spruch anbringen, aber plötzlich schaute mich die Lady so komisch an, als wäre ich der, mit dem man Mitleid haben musste, und da wusste ich auf einmal: Die hier in der Tür stand, das war verdammt noch mal Darjeeling-Silke.
    Ohne ihren Wickelrock hätte ich sie beinahe nicht erkannt, und die langen grauen Haare hingen ihr jetzt vorne ins Gesicht und hinten bis zum Arsch hinunter, anstatt zum Haarkranz geflochten auf ihrem Kopf zu ruhen. Sie trug ein allzu kurzes Nachthemd, unter dem man ihre weißen, fleischigen Schenkel sehen konnte, und dieser Anblick machte mich fast blind. Ich dachte: Himmel! Sie sah jetzt noch beschissener aus als sonst. Ich flüsterte Gutti ins Ohr, dass das die Teeverkäuferin mit dem Fahrrad war, die Anführerin der „Besorgten Mütter“, die uns mit ihrer Selbstgewissheit aus unserem angestammten Revier drängen wollten; die keine Wurst aßen und keine Pornofilme mochten. Und dann sorgte Guttmann doch noch dafür, dass die Runde letztlich an uns mit den Eiern in der Hose ging, denn er zog seine Marke und sagte: „Du bist verhaftet!“
    Dafür lebte man als Bulle. Dass man einmal zu einer Spinatwachtel „Du bist verhaftet!“ sagen konnte.
    Aber die hier wollte es natürlich unnötig kompliziert machen und fragte noch: „Haben Sie denn einen Haftbefehl?“
    Da übernahm ich. Ich packte die Klingel aus und hielt sie ihr ans Ohr, und wie der Weihnachtsmann sang ich: „Kling, Glöckchen, klingelingeling ...“ Sie bat mich inständig, damit aufzuhören, und ich erklärte ihr, wo wir sie gefunden hatten und wie man so etwas vor Gericht nannte: „Das ist ein Beweisstück.“
    Da spielte sie die sterbende Schwangere, die gleich ihr Kind verlieren würde, und rief nach ihrem Schatz. Aber der war ja auf Drogen und wollte gar nicht mehr aus den Federn kriechen, so sehr bedrückte ihn die Vorstellung, dass er Darjeeling-Silke wohl oder übel doch irgendwann heiraten würde müssen, und sei es im Gefängnis.
    * * *
    Wir hatten die beiden mittlerweile ins Kommissariat West gebracht, wo wir sie in jeweils eigenen Zellen nonstop verhörten.
    Mit dem Griffelschwinger war die Sache einfach, denn der hatte noch weniger Eier in der Hose als Danner. Er war ein verkrachter Schreiberling, der im Leben nichts recht auf die Reihe kriegte, seit auch er aus Tirol hierher zugewandert war, und froh war, dass er seinen Schwanz noch in die zugewachsene Dose seiner Landsfrau Silke hineinhängen durfte, ab dann tat er alles für sie. Er gab also sofort zu, dass er es war, der bei Rosi angerufen hatte, der bei Danner angerufen hatte und der den Issik angesprochen und den Deal mit ihm organisiert hatte, während er sich oben beim Huberpark herumtrieb und nach Drogen Ausschau hielt. Aber laut seinen Aussagen war es Silke, die zu all dem die Idee hatte, weil sie ihr Kind in eine andere Welt hineingebären wollte als die, die sie vorfand. Und sie war es schließlich auch, die selbst mit ihrem Elektrofahrrad hinausgefahren war zu dieser Reha-Klinik, um dort zu fotografieren, wie Issik ihrem liebsten Feind Rott das Licht ausblies – Hauptsache Elektrofahrrad, und Hauptsache alles schön öko! Sogar beim Morden.
    Wie vermutet, hatte er Silke bei seiner Recherche über das aufstrebende Boboviertel Brunnenmarkt kennengelernt, die dann in den Artikel mündete, der an Lemmys Klotür hing. Und davon erzählten wir ihm natürlich auch: Dass der Scheiß, den er da über unsere Heimat schrieb, bei den Leuten auch dort hing, wo er hingehörte. Er war darüber tief verletzt und verlangte
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