Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
„Es gibt keine Kohle!“
    Dann packte ich ihn am Kinn und schaute ihm tief in die Augen. Sie waren ganz gelb, er schaute irgendwie nicht sehr gesund aus. Da fragte er: „Scheiße, bist du ein Bulle?“
    Er wollte aussteigen, aber ich packte ihn am Genick und sagte: „Du bleibst jetzt hier und hörst mir zu: Vorgestern, als du noch bei Rott im Geschäft warst, habt ihr kurz vor Geschäftsschluss einen Anruf reingekriegt, eine Bestellung für ein paar Kilo Wurst. Rosi sagte, dass du den Anruf entgegengenommen hast. Kannst du dich erinnern?“
    „Ja.“
    „Mann oder Frau?“
    „Ein Mann.“
    „Was noch?“
    „Klang so ein bisschen, als käme er aus den Bergen.“
    „Tirol?“
    „Keine Ahnung.“
    Der Junge war noch nie aus Wien rausgekommen und wusste gar nicht, wo Tirol lag. Er war keine 18 Jahre alt und sterbenskrank. Ich tadelte ihn also wegen der Zettelchen von der Volksfront Türkenbelagerung – nein danke!, die er hier verteilt hatte, und sagte ihm:
    „Sieh es mal so, Junge: Falls du noch ein paar Jahre schaffst und dir irgendwann der Schließmuskel versagt, wer soll dir denn dann die Scheiße wegwischen, hm? Das machen doch heute nur noch die Ausländer!“
    Er sagte: „Oooooch!“
    Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Sofort ging ihm einer in die Hosen, der das strenge Odeur nackter Angst versprühte, ich sagte: „Das fängt ja früher an, als ich dachte! Herrgott!“
    Er sagte: „Entschuldigung.“
    Weil er so schlecht drauf war, bot ich ihm ein Schlückchen aus der Pulle an, aber er lehnte ab. Ich fragte: „Was zu rauchen?“
    „Nein.“
    Dann Tabletten also. Ich schaute im Handschuhfach nach, ob Lemmy da was drinnen hatte, das war ja schließlich seine Seite. Es war bis oben hin voll, und ich sagte zu Manuela, dass er sich bedienen sollte. Er griff so beherzt zu, dass ich ihn schließlich bremsen musste: „He! Nicht alles!“
    Dann kam ich noch auf eine rechtliche Frage zu sprechen: „Hast du einen Gummi genommen, wenn du Rott in den Arsch gefickt hast?“
    „Nein, das wollte er nicht.“
    Das dachte ich mir. Immer nahe am Abgrund, diese verdammten Fleischhauer! Ich fasste ihn also an der Hand und sagte: „Pass auf, Junge. Rott wird nicht mehr herausfinden können, wo er sich seine Krankheit genau geholt hat. Aber sobald die ersten Schreiberlinge von der Gosse geschnallt kriegen, dass er schwul war und in diesem Solarium da drüben verkehrte, werden sie keine zwei Stunden brauchen, um auch dich zu finden, und dann werden sie dich zuerst in kleine Stücke reißen, und dann werden sie dich grillen. Denn was du getan hast, nennt man gefährliche Körperverletzung, verstehst du das?“
    „Echt? Scheiße, Alter!“
    „Nix Scheiße, Alter. Von mir aus solltest du dafür ja einen Orden kriegen, aber wie gesagt – da wird es andere geben, die das anders sehen werden. Ich gebe dir also den guten Rat, deinen süßen Arsch in den nächsten Jahren hier nicht mehr hin und her zu tragen, wenn du noch ein paar Jährchen leben willst. Falls dich nicht sowieso vorher deine Krankheit fällt. Kennst du dich in Bratislava aus?“
    „Nein.“
    „Egal! Ich geb’ dir die Nummer von einem Kerl, der heißt Lovegod. Ich muss dir jetzt hoffentlich nicht erklären, warum er Lovegod heißt?“
    „Warum?“
    Ich erklärte es ihm, dann sagte ich: „Dem kannst du erzählen, dass du ein Freund von Rock bist, der wiederum ein Freund von Happiness ist, okay? Du wirst ihm gefallen, und er wird dir dort weiterhelfen und dir zeigen, wo der örtliche Schwulenstrich ist. Wahlweise kannst du auch Meth und andere Designerdrogen für ihn verkaufen, da kannst du dir vielleicht sogar was ansparen für die Rente. Hast du’s geschnallt?“
    Er sah mich jetzt mit großen, verzweifelten Augen an. Irgendwie dämmerte ihm wohl gerade, dass er für immer die Auffahrt auf die gerade Autobahn verpasst hatte, die ihn sorglos in Richtung Pension bringen würde. Aber er war mir irgendwie auch dankbar, also drückte er mir einen Kuss auf die Wange und stieg aus. Dann beugte er sich noch mal zu mir herein und fragte: „Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“
    Er war mir mittlerweile ans Herz gewachsen. In einem anderen Leben hätten wir Freunde werden können, aber in diesem wohl nicht mehr, also sagte ich: „Heute Nacht nicht.“
    * * *
    Als ich wieder zurück ins Quattro Stazzione kam, war es weit nach Mitternacht, und Lemmy sagte zu mir: „Gut, dass du endlich da bist!“
    Ich fragte: „Was ist denn?“
    „Guttmann ist aufs
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher