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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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weh!“ Jack war Privatdetektiv und auf Eifersuchts- und Scheidungsdelikte spezialisiert. Er saß in seinem Büro am Cielo Drive, L.A. und hatte die spitzen Schuhe am Schreibtisch, seine gewaltige Zunge war noch nicht ganz auf Betriebstemperatur, als er ihr mit seinem typischen Jack-Schleck-Lispeln sagte: „Ich bin gleich bei Ihnen, Herzliebchen.“ Als er dann an ihrer Hoteltüre läutete, trug Herzliebchen nicht einmal mehr das kurze Röckchen, das sie noch vorhin getragen hatte, das war ja jetzt in der Wäsche. Stattdessen schützte sie eine gewisse Verspanntheit im Gesäßbereich vor, und sie fragte Jack, ob er sie nicht mal netterweise genau dort für ein paar kurze Minuten massieren könnte, bevor sie das Geschäftliche regelten, sie musste ja am Abend noch das Finale spielen. Jack ließ sich natürlich nicht zweimal bitten, und bald hatte er nicht nur seine Hände dort, wo die Freude wohnt, sondern auch seinen flinken Lappen mittendrin im saftigen Faltenmeer, und die kleine Lady stöhnte wie die frühe Monica Seles, wenn sie die beidhändige Rückhand schlug. Ein guter Anfang für einen guten Film jedenfalls! Und da fragte er mich, ob ich heute Abend komme?
    Ich sagte: „Willi, du weißt doch genau, dass ich kommen werde, also warum rufst du mich an? Möchtest du mit mir reden?“
    Es dauerte ein Weilchen, während dem ich Willi am anderen Ende der Leitung schwer atmen und einige Male tief seufzen hörte, dann sagte er: „Ach weißt du, Rock, ich bin ein bisschen trübe in letzter Zeit. Ich fühle mich schlapp und wertlos, ich spüre Druck auf der Brust und traue mich nicht einmal mehr zum Zigarettenkaufen auf die Straße.“
    Es ist nie schön, wenn man Freunde am absteigenden Ast sieht, aber bei Willi dem Schwein hatte die Sache etwas Bitteres. Ein Leben als Gürtelkaiser ist nämlich nur erstrebenswert, solange man jung ist, enge Hosen trägt und das Blei, das einem um die Ohren fliegt, mit den Jackettkronen auffängt. Wenn man aber langsam älter wird und sich die Beißerchen eines nach dem anderen verabschieden, wenn sich die Hämorrhoiden melden und einen Briefe der Pensionistenresidenz Goldene Eichel erreichen, die einem ein freies Plätzchen anbieten, dann sieht man als Gürtelkaiser schnell ein bisschen lächerlich aus, und zwar lächerlicher als jeder andere alte Mann, der ständig aufs Klo rennen muss und mit 70 noch ein geflochtenes Zöpfchen trägt, das ihm bis zum Arsch hinunterhängt.
    Angst hatte schon lange keiner mehr vor Willi, und Respekt war den ganzen zugelaufenen Albanern, die sich am Gürtel überall breitmachten und die alten Platzhirsche verdrängten, sowieso ein Fremdwort. Aber es gab noch ein anderes Problem, mit dem Willi sich herumschlagen musste, also sagte ich: „Das riecht mir verdammt nach angeschissenen Windeln. Ist es vielleicht wegen der späten Mütter mit ihren Sacktitten, die jetzt überall ihre im Windkanal getesteten Kinderwägen durch die Gegend schieben und dir wegen deinem Swedish Pornhouse das Leben zur Hölle machen?“
    Es gab nichts, was einem alternden Pornokönig mehr zusetzen konnte als diese fanatischen Mütter! Ich bot ihm also an, dass ich ein paar von denen mal die Ohren langziehen würde, aber Willi sagte nur: „Lass lieber, Rock. Es genügt, wenn du heute Abend Lemmy mitbringst. Und sag ihm bitte, er soll die Tabletten mitnehmen. Aber nicht das Zeug für kleine Mädchen, sondern das für Fernfahrer und Bomberpiloten.“
    Als Willi mit seinen Pornos anfing, da wurden die Filme noch auf Celluloid gedreht, und es gab noch so nützliche Dinge wie Festnetzanschluss und Anrufbeantworter. Damals war aber auch unser Viertel noch überschaubar und klar strukturiert – es gab arme Türken, arme Einheimische, arme Sexfreaks, arme Süchtige, arme Alte und arme Junge, und drumherum jede Menge Dreck und Scheiße, aber keinen, der sich darüber groß aufregte. Heute aber war die Gegend um den Brunnenmarkt ganz schön im Wandel begriffen. Man konnte nicht mehr schnell genug seinen Tank leer fahren, schon hatte wieder irgendwo eine Sauerkrautbude zugemacht und stattdessen irgendein schickes Restaurant eröffnet, in dem man reservieren musste, bevor man Sachen wie „Trockener Riesling“ trinken und „Gedünsteter Fisch“ essen durfte. Ich meine: Fisch!
    Immer mehr Neureiche zogen hierher, darunter viele mit Kindern, die sich gewaltige Sorgen um ihre Brut machten. Die kleinen Noahs und Anna-Sophies sollten unter keinen Umständen in einer Welt aufwachsen, in der
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