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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
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und her. Erst als sie stehen blieb, merkte sie, dass die Familie Vint vor ihr kniete, und wischte sich die Tränen ab. »Ich weiß ja nicht, warum du ihn vor mir versteckt hast, Terry«, sagte sie schließlich, hin und her gerissen zwischen Zorn und Erleichterung. »Aber
ich danke dir dafür, dass du ihn zumindest beschützt hast und er gesund und munter ist.«
    »Sie gehören ja auch nicht zu den Bösen«, warf ich ein. »Terry und Schana sind nur Opfer der Bösen, genau wie du.«
    Rhiannon und Schana tauschten einen vielsagenden Blick aus – zwei Mütter, die einander wortlos verstanden. Die Königin lächelte. »Dann schulde ich euch sogar noch mehr Dank dafür, dass ihr meinen Sohn so liebevoll beschützt habt. Bitte steht wieder auf. Unter diesen Umständen wäre es doch albern, irgendwelche Förmlichkeiten zu beachten.«
    »Möchtet Ihr ins Haus kommen?«, fragte Schana ehrerbietig, ohne zweimal zu überlegen, und hätte sich danach wohl am liebsten auf die Zunge gebissen, denn sie hatte sichtlich Angst, die Königin könne die Einladung annehmen.
    Über Pridiris flaumiges Haar hinweg warf mir Rhiannon einen bittenden Blick zu. »Eigentlich möchte ich jetzt lieber sofort nach Hause.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte ich.

ACHTUNDZWANZIG
    B ei unserer Rückkehr waren die Stadttore bereits geschlossen und wurden bewacht, aber natürlich ließen uns die Wächter hindurch, als sie Rhiannon mit Pridiri erkannten. Nach kurzer Beratung mit Anders schickte die Königliche Leibgarde einen Boten zu Philipp und begleitete uns vom Stadttor, quer durch die ganze Stadt, bis zum Palast. Einige der Spalier stehenden vierschrötigen Soldaten weinten sogar, als die Königin und der Kronprinz an ihnen vorbeiritten.
    In der Stadt Arentia verbreitete sich die Neuigkeit so schnell wie seinerzeit die Springflut in Neceda. Überall strömten die Bürger auf die Straßen, um Rhiannons triumphale Rückkehr mitzuerleben.
    Als wir unten an der Freitreppe ankamen, die zur Empfangshalle des Königs führte, waren die Jubelrufe so laut, dass sie jedes andere Geräusch übertönten. Wellen von Beifall brandeten überall in der Menge auf.
    Phil, Wentrobe und ein Dutzend Männer der Palastwache warteten oben und sahen zu, wie wir am Fuß der Treppe anhielten. Die Türen der Empfangshalle standen weit offen, sodass ich erkennen konnte, dass Pagen gerade die Kerzen in den Kronleuchtern entzündeten. Phil trug seine Krone und seinen königlichen Umhang.
    Während ich abstieg und Rhiannon vom Pferd half, stürmte er die Treppe herunter, um seine Frau willkommenzuheißen. Ich griff nach Lolas Zügeln und führte sie zur Seite, damit nichts die Wiedervereinigung des Paares störte. Doch als Phil schließlich vor Rhiannon stand, rührte sich keiner von beiden. Sie sahen einander nur an, und es entstand ein spannungsgeladenes Schweigen.
    Auch die Jubelrufe der Menge ebbten ab: Jetzt dämmerte den Menschen, dass ihr König eine unschuldige Frau eingesperrt hatte, die nun schmutzig und in Lumpen vor ihm stand, während sich der Beweis ihrer Unschuld in ihren Armen wand. Rhiannon hatte sich mit gespreizten Beinen in Kampfhaltung vor Philipp aufgebaut, und ich stand so nahe, dass ich Wut in ihren Augen lodern sah.
    Anders war ebenfalls in der Nähe geblieben, die Hand locker am Schwertgriff. Wir tauschten einen vorsichtigen, unsicheren Blick miteinander aus. Wie alle anderen fragten wir uns, was Phil jetzt tun würde.
    Er legte die Krone ab und reichte sie Anders. Danach warf er auch den königlichen Umhang ab, legte ihn Rhiannon um die Schultern und fiel vor ihr auf die Knie.
    Die Menge hielt den Atem an: Der König von Arentia fiel doch vor niemandem auf die Knie!
    Danach streckte sich Phil auf dem Boden aus und küsste in aller Öffentlichkeit die schmutzigen Füße seiner Frau.
    Es ging ein solcher Beifallssturm durch die Menge, dass er mir, wie ich ohne Übertreibung sagen kann, die Haare nach hinten fegte.
    Phil stand auf und schloss seine Familie in die Arme. Als er mich über Rhiannons Kopf hinweg ansah, las ich
unendliche Dankbarkeit in seinen Augen. Er ließ sich von Anders die Krone geben und setzte sie Rhiannon auf den Kopf. Allerdings war sie ihr viel zu groß und rutschte ihr quer über das verfilzte Haar, was die Menschen zum Lachen brachte.
    Den Rest des Abends – genauer gesagt: die ganze Nacht – verbrachten alle damit zu feiern. Das Fest begann, nachdem sich Phil und seine Gemahlin in ihre privaten Gemächer zurückgezogen
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