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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
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würde sich doch niemals mit solchem Gesindel abgeben!« Er nahm einen großen Schluck des starken Gebräus, das ich für solche Fälle stets im Bureau bereithielt.
    Ich blieb mit unbewegter Miene hinter meinem Schreibtisch sitzen, ohne etwas zu erwidern. Nervöse Menschen können Schweigen schlecht ertragen, deshalb war mir klar, dass er bald weiterreden würde. In der Zwischenzeit musterte ich ihn: Er musste um die sechzig sein, wirkte hager und zerbrechlich, war vormals jedoch sicher ein großer, starker Mann gewesen. Das verrieten die ausgeprägte Kieferpartie und die Tatsache, dass er sich jedes Mal, wenn er sich bei einer nachlässigen Haltung ertappte, sofort wieder kerzengerade hinsetzte. Bestimmt war er früher Soldat, vielleicht sogar ein hoher Offizier gewesen und erst in den letzten Jahren zum Laufburschen degradiert worden.
    Schließlich hatte ich Mitleid mit ihm und brach das Schweigen. »Und was sagen die Kerle mit den Spitzhüten zu der Geschichte?«, fragte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine die Zauberer des Königs.« Ich kannte höchstens zwei oder drei Könige, die bei ihren Entscheidungen ohne den Rat von Zauberern auskamen. Manche wollten noch nicht einmal in die königlichen Pantoffeln schlüpfen, ohne vorher die Sterne zu konsultieren. Von König Archibald, der über Muscodia herrschte, erzählte man sich sogar, er beschäftige einen Zauberer, der bei jedem königlichen Niesen den Schleim im Taschentuch seiner Majestät zu deuten habe. Soweit ich wusste, hielt
sich König Felix von Balaton drei Zauberer und für Notfälle noch eine Mondpriesterin. Und das Verschwinden der Prinzessin stellte zweifellos einen solchen Notfall dar. »Zauberer können doch angeblich in die Zukunft blicken«, bemerkte ich. »Haben sie dieses Ereignis denn nicht vorhergesehen?«
    »Die Zauberer behaupten, die Zukunft sei derzeit unergründlich«, erwiderte der Alte und wich meinem Blick erneut aus.
    »Wie praktisch für die Zauberer …«
    »Ja, sie haben versagt. Und das ist einer der Gründe, weshalb der König mich hierher entsandt hat, um Euch mit der Suche nach seiner Tochter zu beauftragen.« Er rutschte nervös auf dem Stuhl herum. »Bei uns sind keine Lösegeldforderungen eingegangen. Und auch keine politischen Erpressungsversuche, deshalb glaube ich nicht, dass es sich um ein Verbrechen mit politischem Hintergrund handelt. Dennoch möchte König Felix nicht, dass sich herumspricht, wie … leicht es ist, den Zusammenhalt seiner Familie zu erschüttern – sei es durch Gewalt, sei es durch, äh, Beeinflussung von außen. Das versteht Ihr doch sicher?«
    »Er hätte es dann wohl schwer, sein Gesicht vor den anderen Königen zu wahren«, pflichtete ich ihm bei. Falls er merkte, dass ich das ironisch meinte, zeigte er es nicht.
    Schließlich sah er mir in die Augen. »Dann hoffe ich … hoffen wir , dass wir mit Eurer Verschwiegenheit in dieser Sache rechnen dürfen.«
    »Ist das ein Pluralis Majestatis – ein königliches Wir ?«, fragte ich, und diesmal entging ihm die Ironie nicht.
    »Hier handelt es sich um eine ernste Geschichte, Herr
LaCrosse.« Offenbar war er froh, nicht mehr über die Eskapaden einer vom Geschlechtstrieb besessenen fünfzehnjährigen Prinzessin reden zu müssen, denn seine Stimme klang jetzt sicherer. »Man hat mir erzählt, Ihr hättet Verständnis für solche Dinge, und man könne Euch vertrauen.«
    »Ach ja?« Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. Als ich es das letzte Mal getan hatte, war er mit gar nicht so dick vorgekommen. »Und wer erzählt so etwas?«
    »Kommandant Bernhard Teller, der in Boscobel für die Öffentliche Sicherheit verantwortlich ist.«
    Ich lächelte. »Also hat Berni es mittlerweile zum Kommandanten gebracht, wie?«
    Berni war ein Mann, mit dem nicht zu spaßen war – knallhart und viel zu ehrlich für eine derart steile Beförderung. Wenn er jetzt tatsächlich Kommandant war, musste sich die Lage in Boscobel zum Besseren verändert haben. »Hat er Euch auch verraten, dass ich fünfundzwanzig Goldstücke pro Tag plus Spesen verlange?«
    Er zog einen kleinen Beutel heraus, in dem es vielversprechend klimperte. »Man hat mich angewiesen, Euch sofort zweihundert Goldstücke auszuhändigen und weitere zweihundert nach erfolgreichem Abschluss des Auftrags.«
    Ich beugte mich nach vorn und nahm den Beutel an mich. Vermutlich waren es echte Goldstücke, denn der Beutel war ziemlich schwer. »Und was genau bedeutet ›erfolgreicher
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