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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
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Abschluss des Auftrags‹?«
    »Dass die Prinzessin wieder ihrem Vater übergeben wird.«
    »Unversehrt?«, hakte ich nach. Wir wussten beide, was gemeint war.
    »Egal in welchem Zustand. Er möchte sie nur zurückhaben, ehe jemand von dieser Geschichte erfährt.«
    Ich machte den Beutel auf, holte fünfzig kleine Goldmünzen heraus und schob ihm den Beutel über den Tisch zu. »Ich brauche jetzt nicht die ganze Anzahlung, nur genug für die zweitägige Reise zur Grenze. Denn dort muss ich nach diesen Kerlen suchen, mit denen die Prinzessin offenbar durchgebrannt ist. Die restliche Summe könnt Ihr mir auszahlen, wenn die Königstochter wieder im eigenen Himmelbett liegt.«
    Einen Augenblick lang sah er mich leicht befremdet an, widersprach aber nicht. Als er aufstand, fragte ich ihn unvermittelt: »Also raus damit: Warum ist sie ausgerissen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich rede von Prinzessin Lila. Es muss doch einen Grund dafür geben. Verwöhnte reiche Mädchen lassen sich normalerweise nicht auf solche Eskapaden ein, nur um von zu Hause wegzukommen.«
    »Ich habe ja schon gesagt, dass …«
    »Ihr habt mir erzählt, sie sei weggelaufen, um sich von ein paar ungehobelten Kerlen flachlegen zu lassen. Meiner Erfahrung nach können reiche Mädchen aber jede Menge anderer Möglichkeiten zur Befriedigung solcher Bedürfnisse nutzen und setzen ihr angenehmes Leben nicht wegen irgendeines kurzen erotischen Abenteuers aufs Spiel. Also … was sind die wirklichen Gründe?«
    »Die Prinzessin ist … sehr eigensinnig. So war auch ihre verstorbene Mutter.« Offenbar fand er diese Erklärung ausreichend.
    »Gibt es ein Bild von der Prinzessin? Ich möchte ja nicht mit dem falschen Mädchen beim König erscheinen.«
    Der Alte holte ein kleines in Kupfer gestochenes Porträt heraus, das eine Schönheit mit dunklen Haaren und dunklen Augen zeigte. Sie trug eine tief ausgeschnittene höfische Robe, die ihre Vorzüge angemessen betonte. Schwerer war ihre Verlässlichkeit einzuschätzen. Sie hatte eine deutlich hervorstehende scharfe Nase, die ihr etwas Derbes verlieh. Dieser Zug passte überhaupt nicht zu all dem höfischen Putz. »Die Jugend heutzutage …«, sagte ich schließlich und steckte das Porträt in die Jackentasche.
    Nachdem der Alte gegangen war, schwang ich meinen Stuhl herum und blickte durchs Fenster auf den Fluss. Die Luft roch nach trocknendem Schlamm und totem Fisch. Es würde mehrere Regengüsse brauchen, um den ganzen Unrat von den Straßen zu spülen. Insofern war mir der Gedanke, Neceda vorübergehend den Rücken zu kehren, gar nicht unlieb, auch wenn das bedeutete, mich mit Grenzbanditen herumschlagen zu müssen.
    Nochmals sah ich mir das Porträt des Mädchens gründlich an. Es gab zwei Arten von Töchtern aus gutem Hause, und diese verschollene Prinzessin musste entweder zu der einen oder zu der anderen Kategorie gehören. Kategorie eins, wohlbehütet und abgeschirmt von der harten Wirklichkeit der Welt da draußen, bewahrte sich das ganze Leben lang die kindliche Unschuld und war bedingungslos ehrlich, freundlich und liebenswürdig, egal welche Prüfungen das Schicksal bereithielt. Zumindest eine Prinzessin dieser Kategorie hatte ich früher gekannt.
    Viel häufiger traf man auf Prinzessinnen der zweiten
Kategorie: Sie wuchsen zu verwöhnten, selbstsüchtigen und eingebildeten Menschen heran.
    Zu welcher Kategorie mochte die verschwundene Königstochter gehören? Das musste ich in Erfahrung bringen, um am richtigen Ort nach ihr zu suchen.
    Mir war klar, dass der Abgesandte des Königs mir nicht die ganze Wahrheit verraten hatte – das taten Kunden wie er nie. Ich ging jedoch davon aus, dass seine Informationen zumindest Teilwahrheiten enthielten. Doch während der Reise zur Grenze würde ich genügend Zeit haben, diese Bruchstücke zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen und auf dieser Grundlage nach eigenem Gutdünken zu handeln.
    Auch das hatte mich dazu bewogen, nur einen Teil der Goldstücke anzunehmen. Ich hatte mich zwar bereit erklärt, das Mädchen aufzustöbern – und das würde mir sicher auch gelingen –, aber nichts für den Zeitpunkt danach zugesagt.
    Ich sperrte das Schwertkabinett auf und entnahm ihm meine alte, drei Fuß lange Feuerklinge, in deren Griff ein zierlicher Dolch verborgen war. Zwar besaß ich viel größere Schwerter, aber dieses würde keine besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, denn wie alle Schwerter des Typus Feuerklinge wirkte es viel zerbrechlicher und schwächer,
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