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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
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machten meine Füße schmatzende Geräusche.
    Am Ende des Piers war ein großer unbeladener Lastkahn vertäut, der auf Fracht wartete. Wegen der immer noch reißenden Strömung war er mit zusätzlichen Tauen am Dock befestigt. Mir war klar, dass die meisten Schiffer
bei diesem Wasserstand gar nicht erst versuchen würden, vom Kai abzulegen.
    Neben dem Mast hockte ein dunkelhäutiger Mann mit eindrucksvollem Brustkasten auf einem Stuhl, rauchte eine Pfeife und blickte auf das Wasser hinaus. Als ich näher kam, blickte er auf. »Wenn das nicht Eddie LaCrosse ist, der Lieblingsschwertkünstler des Dorfes. Bist du hier, um dir den sanften Frühlingswind um die Nase wehen zu lassen?«
    »Ich brauche jemanden, der mich nach Pema bringt, Hai«, erwiderte ich, während ich meine Satteltasche über die Reling schwang. »Nur mich, ohne Fracht.«
    »Und dafür soll ich mich ins Zeug legen?« Er deutete auf den Kahn. »Du hast zwar einen großen Arsch, aber so groß ist er nun auch wieder nicht, dass du einen Lastkahn brauchst. Hau ab und warte auf die Fähre, wie alle anderen auch.«
    »Die verkehrt aber nicht bei so hohem Wasserstand.«
    »Und du glaubst, mein Kahn tut’s? Wegen eines einzigen Passagiers?«
    »Ja, erstens, weil du der beste Steuermann im Dorf bist und Wind und Wetter dir egal sind; zweitens, weil keine andere Fracht in Sicht ist, wie wir beide wissen; und drittens, weil ich drei Goldstücke dabeihabe, mit deinem Namen drauf.« Ich ließ das Gold in meiner Jackentasche klimpern, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Das erregte nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern auch die einer mir verdächtigen Gestalt, die in der Nähe Schlamm aus einem Haus schaufelte. Als ich mich umwandte und den Mann ansah, nahm er seine Arbeit schnell wieder auf. Ein Großteil des Gesindels in diesem
Dorf kannte mich. Zwar zitterten diese Leute nicht unbedingt, wenn mein Name fiel, aber zumindest hatten sie begriffen, dass es nichts brachte, mich bei Tage zu überfallen. Schon gar nicht, wenn sie den »Hai« an meiner Seite wussten.
    »Wenn du weiter so mit dem Geld herumwedelst, wird wohl bald jemand zurückwedeln, nur mit etwas Schärferem«, meinte Hai.
    »Ach komm schon, nur eine schnelle Fahrt nach Pema. Du musst dort nicht mal auf mich warten. Für die Rückreise werde ich mir ein Pferd mieten.«
    »Wieso kaufst du dir eigentlich kein Pferd, wie jeder andere auch?«
    »Dann müsste ich ja auf deine reizende Gesellschaft verzichten.«
    »Ha!« Aber er stand auf und lud mich mit einer spöttischen Geste auf seinen Lastkahn ein, wo ich mich auf einen eingepflockten Schemel hockte, der sonst der Mannschaft vorbehalten war.
    »Warte mal kurz«, sagte er und ging an Land. Derweil sah ich zu, wie das schaumige, schmutzig braune Flusswasser, das Abfall und Schuttbrocken mit sich führte, an mir vorbeischwappte. Als ich mich irgendwann umwandte, war Hai gerade dabei, zwei Pferde, begleitet von einem verschlafenen, etwa zehnjährigen Jungen, an Bord zu bringen.
    »Wozu das?«, sagte ich erstaunt.
    »Das hab ich ihn auch gefragt!«, bemerkte der Junge und gähnte herzhaft.
    »Ich rede nicht von dir, Kenni, sondern von diesen Pferden«, erwiderte ich. Mir waren Pferde zuwider, deshalb besaß ich auch keins.
    »Hast du dir den Fluss mal richtig angesehen?«, fragte mich Hai. »Ich brauche nicht nur diese beiden Pferde, sondern sogar diesen kleinen Stinkstiefel!« Er klatschte Kenni auf den Hinterkopf, aber nicht grob, eher liebevoll. »Der muss auf der Rückfahrt nämlich den Pferdeführer spielen, während ich am Steuer bleibe. Allein schaffe ich es nicht, den Kahn gegen die Strömung flussaufwärts zu lenken.«
    Wenn der Gusay normalen Wasserstand hatte, war es kein ungewöhnlicher Anblick, dass Pferde und Maultiere am Uferweg Lastkähne flussaufwärts schleppten.
    Hai warf zwei große Seilrollen neben meinen Schemel, die dazu dienen würden, die Pferde vor den Kahn zu binden.
    »Du wirst hier bestens bedient, egal für welchen Preis. Also motz hier nicht herum.«
    »Alles wunderbar«, sagte ich und gab mir keine Mühe, meine Abscheu vor den Pferden zu verbergen. Eines der Pferde, eine pechschwarze Stute mit zwei weißen Söckchen, musterte mich mit kühler Verachtung, was mich nicht wunderte, denn die bringen mir alle Pferde entgegen.
    Na ja, stimmt nicht ganz. Die Stute damals im Wald war eine Ausnahme gewesen, sie hatte nicht diesen verächtlichen Ausdruck im Blick gehabt. Aber das war schon ewig lange her. An dieses Pferd hatte
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