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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
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würdest, auch nur in ihrer Nähe zu sein? Würdest du das wissen wollen?«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass ich nicht weiß, wer oder was zum Teufel sie früher gewesen ist, Phil. Aber jetzt ist sie deine Frau, deine Königin und die Mutter eures kleinen Sohns. Und sie liebt dich über alles, Mann. Das muss dir genügen.«
    Vor Enttäuschung zog er ein finsteres Gesicht. »Und was ist, wenn so was noch einmal passiert?«
    »Das ist ausgeschlossen«, erwiderte ich sehr bestimmt. Ich war mir in dieser Hinsicht zwar selbst nicht absolut sicher, wollte ihm aber das Gefühl völliger Sicherheit geben. Und die Erleichterung in seinen Augen belohnte mich dafür. Wir reichten den Flachmann hin und her und sahen zu, wie der östliche Himmel heller wurde. Als keiner von uns die Augen länger offenhalten konnte, gingen wir hinein, und ich verschlief den Großteil des Tages. Falls ich Träume gehabt hatte, konnte ich mich jedenfalls nicht an sie erinnern.
     
    Das offizielle Fest, das anlässlich Rhiannons erwiesener Unschuld und Pridiris Rückkehr aus dem Reich der Toten gefeiert wurde, war überaus prunkvoll, was umso bemerkenswerter war, als Wentrobe nicht einmal zwölf Stunden Zeit zur Vorbereitung geblieben waren. Alles, was Rang und Namen hatte und rechtzeitig hatte anreisen können, war erschienen – und das waren, nicht zuletzt wegen der
Aussicht auf kostenfreie königliche Bewirtung, jede Menge Leute. Phil und Rhiannon, beide in Staatstracht, hielten auf ihren aufeinander abgestimmten Thronsesseln Hof. Nie zuvor hatte ich einen der beiden in Arbeitskleidung gesehen. Ich muss schon sagen, dass sie darin recht imposant wirkten. Häufig wechselten sie sich dabei ab, Pridiri zu halten, da sie ihren Sohn niemandem als dem Ehegefährten anvertrauen wollten.
    Etwa zehn Sekunden lang hatte ich vor dem Empfang überlegt, ob ich das Wappen der Barone LaCrosse auf dem Abendanzug zur Schau stellen sollte. Auf geheimnisvolle Weise war es in meinem Schrank aufgetaucht – zweifellos auf Phils Anweisung hin. Als ich es ansteckte und mich im Spiegel betrachtete, sah mir mein Vater daraus entgegen. Deshalb legte ich es in den Schrank zurück und beschränkte mich auf den unauffälligen, ausgeliehenen Anzug.
    Später hielt ich mich stets am Rande der Festgesellschaft auf. Zwar plünderte ich wie alle anderen das Büffet und bediente mich bei den Weinen, wich aber jedem aus, der so aussah, als könnte er mich wiedererkennen. Und ich konnte es mir nicht verkneifen, in der Menschenmenge nach hässlichen Schimpansen Ausschau zu halten.
    Als mir der Trubel irgendwann auf die Nerven ging, schlich ich mich aus dem Saal. In allen Teilen des Palastes wimmelte es vor Menschen. Ich tat so, als bewunderte ich die Kunstsammlung der Königlichen Familie, und betrat kurz vor Mitternacht die private und nicht beleuchtete Porträtgalerie. Dabei scheuchte ich ein junges Pärchen auf, das in einer Ecke knutschte. Als die beiden hastig davonhuschten,
grinste ich in Erinnerung an frühere Zeiten in mich hinein.
    Wie bei meinem letzten Besuch war die Galerie in Mondlicht getaucht. Doch anders als beim letzten Mal war ich nicht betrunken, und es drang freudiger, lebensfroher Lärm durch die uralten Steinmauern. Lange Zeit betrachtete ich das Porträt von Janette, bis ich schließlich merkte, dass ich nicht mehr allein war.
    Rhiannon löste sich aus den Schatten. Ihr goldblondes Haar glänzte, und ihre Juwelen schimmerten wie die Spuren, die ihre geheimnisvollen Vögel in der Luft hinterließen. Als sie über den Marmorboden zu mir herüberkam, raschelte ihr langes Gewand. »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte sie leise.
    »Du bist hier doch die Hausherrin!«
    Sie lachte. »Wieso hast du dich vom Festbankett davongestohlen? Verzehrst du dich lieber nach der Vergangenheit?«
    Ich zuckte die Achseln. »Kann sein. Ist jedenfalls besser, als Kreide zu fressen und in der Öffentlichkeit so zu tun, als wäre nie was geschehen.«
    Sie stellte sich neben mich und blickte zu Janettes Porträt hinauf. »Phil hat mir viel von ihr erzählt. Wenn ich mir ihr Bild ansehe, habe ich manchmal das Gefühl, sie gekannt zu haben. Ich kann nachempfinden, was ihr Tod für dich und Phil bedeutet, ich spüre dann selbst, wie sehr sie fehlt.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte ich völlig aufrichtig.
    Sie griff nach meiner Hand, doch ich wich ihrem Blick aus. »Ich schulde dir mehr, als ich dir je zurückgeben kann«, fuhr sie fort. »Wir alle.«
    Ich zuckte die
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