Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
Vom Netzwerk:
nein, diese Liebe war nur mir vorbehalten, und Rhiannon wusste nicht einmal, wo diese Liebe ihren Anfang genommen hatte. Schließlich zog ich sie noch fester an mich, wie um mich ein letztes Mal zu vergewissern, dass sie wirklich existierte.
    Sie wirkte so zerbrechlich, dass ich quälendes Mitgefühl für sie empfand, genau wie vor dreizehn Jahren für Epona. Als ich die Arme um sie schlang, tat ich es sehr behutsam. Ihr ungewaschener Körper und das fettige Haar hätten mich abstoßen können, aber so war es nicht. Es kam mir vor, als hielte ich einen Schatz in den Händen, der umso kostbarer war, als nicht einmal Rhiannon wusste, was sie in Wirklichkeit war.
    Plötzlich zitterte sie, sodass ich kurz dachte, ich hätte sie zu heftig an mich gepresst. Doch dann schniefte sie an meiner Schulter und murmelte: »Danke für alles.« Während sie leise schluchzte und ihr Körper bebte, legte sie mir die Arme um den Hals. Sie weinte sich aus, und ich hielt sie nicht davon ab, bis ich jemanden durch den Wald kommen hörte. Hastig schob ich sie ins Dunkle und zog mein Schwert.
    Gleich darauf raschelte es im Gebüsch, und Anders trat auf die Lichtung. »Wir sollten sofort losziehen. Ich hab dein Pferd und meines geholt, aber es war nicht möglich, ein drittes für die königliche Hoheit zu besorgen. Tut mir leid, Majestät, aber Ihr werdet bei einem von uns aufsteigen müssen.«
    Wir folgten ihm zu der Stelle, wo er die beiden Pferde
zurückgelassen hatte. Lola warf den Kopf herum, um mich zu begrüßen, und ich tätschelte ihr die Wange.
    Rhiannon gesellte sich zu uns und riss die Augen genauso weit auf wie das Pferd. »Ich weiß, es klingt seltsam … Aber kann es sein, dass ich deinem Pferd schon einmal begegnet bin?«
    »Nicht in diesem Leben.« Mir war klar, dass niemand außer mir die Ironie dieser Antwort begriff.
    Sie strich Lola über die Wange. »Ich fühle mich mit allen Pferden verbunden, aber mit diesem hier irgendwie ganz besonders.« Es klang fast wie ein Seufzer. »Diese Stute ist wunderbar klug, stark und dir durch und durch ergeben. So ergeben, dass sie sogar für dich sterben würde, weißt du das? Und das liegt daran, dass du sie freundlich behandelt hast. Und was noch wichtiger ist: mit Respekt. Du hast sie stets als eine Gefährtin betrachtet, nicht als deinen Besitz.«
    Anders sah mich mit großen Augen an. Ihm war deutlich anzumerken, dass er annahm, die lange Zeit in der Einzelzelle habe bei der Königin, vornehm ausgedrückt, einen leichten »Gefängniskoller« ausgelöst. Mir war ebenfalls nicht ganz wohl bei Rhiannons Worten, wenn auch aus völlig anderem Grund.
    »Da magst du recht haben«, sagte ich nur.
    Plötzlich fiel Rhiannon selbst auf, wie seltsam ihre Worte geklungen haben mussten, und sie lachte nervös. »Tut mir leid, ich kann es selbst nicht erklären, wieso ich das weiß. Ich muss in meinem früheren Leben wohl viel mit Pferden zu tun gehabt haben. Nur kann ich mich leider nicht mehr daran erinnern.« Sie lächelte verlegen und reichte mir Lolas Zügel.
    »Tja, das ist wirklich schade. Können wir jetzt losziehen ?«, warf Anders ein.
    Ich half Rhiannon auf den Sattel; sie nahm im Damensitz Platz, und ich schwang mich hinter sie. Während wir auf die Straße zutrabten, die den Hyde-Park mit dem Königlichen Jagdrevier verband, schmiegte sie sich an meine Brust.
    Mittlerweile war es so spät, dass kaum noch jemand unterwegs war. Und wir begegneten auch keinen Truppen, die nach der entflohenen Königin suchten. Sobald wir Pridiri abgeholt hatten, würden wir unbesorgt durch das Haupttor in die Stadt zurückkehren können. Und dann würden wir unverzüglich zum Schloss hinaufmarschieren.
    Als wir in Sichtweite von Pridiris Versteck gelangten, verließen wir die Straße und verbargen uns in einer dichten Baumgruppe. Angezogen von unserem Schweiß und dem getrockneten Blut an Rhiannons Händen und der Decke, umschwärmten uns sofort jede Menge Stechmücken. Ich deutete auf den vor uns liegenden Pfad: »Pridiri ist da drüben.«
    Rhiannon holte tief Luft. »Wohnen dort die Leute, die ihn entführt haben?«
    »Nein, aber dort ist er untergebracht.«
    »Bist du dir auch wirklich sicher?«, fragte Anders. »Ich meine …«
    »Ja, völlig sicher«, schnitt ich ihm das Wort ab.
    »Aber wieso das alles?«, flüsterte Rhiannon voll fassungsloser Wut.
    Ich stieg ab und reichte ihr die Zügel. »Lasst mir fünf Minuten Zeit. Sollte ich bis dahin kein Zeichen gegeben haben, Micha, tu das, was du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher