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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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Nichts, was ihn in seinen neuerlichen Kümmernissen zu stören gedachte, würde er an sich heranlassen.
    Aaron hatte kein Glück mit der Liebe gehabt. Gefangen in Wut und Enttäuschung, wollte er – allein mit sich und dem Meer – seinem Weltschmerz freien Lauf lassen. Natürlich würden die sich hebenden Wellen, wenn sie ihn so sahen, erschrocken zurückweichen, sich kurz aufbäumen, dann fallen und angesichts seiner Pein in sich zusammensinken. Mit schmerzerfülltem Gesicht wollte er sich eines gemessenen Schrittes befleißigen. Als würdiger Betrachter seiner Seelenqualen kam nur der unendliche, unergründliche Ozean in Frage. Der Schlussakt von Aaron McClouds Liebe zu Phila Rambeaux sollte sich an diesen Ufern, hier am Rande der Alten Welt, abspielen.
    Mit zweiunddreißig hatte es Aaron gefallen, sich zu verlieben – zumindest hielt er es für Liebe. Es handelte sich um eine ganz normale junge Frau, nämlich eine seiner Studentinnen aus einem Workshop
Literarische Ausdrucksformen
an der New School in New York. Ihr Haar war nicht sonderlich auffällig, überwiegend glatt und an den Enden mehr kraus als gelockt, ein Mittelding zwischen braun und blond; die eigentliche Farbe der schwer zu bändigenden Mähne kam je nach Lichteinwirkung zur Geltung. Unter den grellen Neonröhren im Klassenraum war es mehr ein Blond, im gedämpften Licht der Vorhalle ein Brünett. Die haselnussbraunen Augen waren grün gesprenkelt, die Wangen wie kantige Flächen zwischen Augenhöhlen und Kinnladen gesetzt. Der Mund erinnerte an ein flaches gleichschenkliges Dreieck, die Nase war gerade und unauffällig, das Kinn ohne Rundungen und Grübchen, nicht mehr als der zweckmäßige Endpunkt, an dem die Kieferknochen aufeinandertrafen.
    Dafür hatte sie bemerkenswert schöne Hände, die Hände einer Harfenistin. Aaron stellte sich vor, wenn er eine ihrer Hände nehmen und an sein Gesicht drücken würde, würde sie nicht nach Seife oder kostspieliger Creme duften, eher würde der Haut selbst ein zarter Hauch entströmen, geheimnisvoll und betörend. Und trotzdem waren es nicht die Hände, die es ihm angetan hatten, sondern aus was für Gründen auch immer das Gesicht, die hageren Wangen, die gesprenkelten Augen, das unscheinbare Kinn. Obendrein erhöhte ihre Angewohnheit, immer wenn sie sprach, mit dem rechten Ohr zu spielen, sein amouröses Verlangen.
    Was sie zu Papier brachte, war verworren. Sie hatte eine deutliche Abneigung gegen alles Konkrete, verteidigte das Schwerverständliche als Doppeldeutigkeit. Ihr fehlte das literarische Gespür für das pralle Leben und damit die wesentliche Gabe, vorhandene Intelligenz für das Entstehen eines Kunstwerks zu nutzen. Ihre auffallend schönen Hände zauberten nichts künstlerisch ähnlich Schönes hervor.
    Wie dem auch sei, zwei Jahre, nachdem ihm seine Frau mit einem Bariton aus dem Chor der St.-Joseph-Kirchenach Akron, Ohio, durchgebrannt war, gefiel es Aaron, sich um Phila Rambeaux zu bemühen. Sie würde sich geschmeichelt fühlen, umwarb sie doch ein Mann nicht ohne Vermögen, ein Mann, der für seinen natürlichen Charme, seinen Witz und Verstand, seine Ausstrahlungskraft bekannt war. Er hatte mehrere Romane geschrieben und veröffentlicht und war mit etlichen zweitrangigen Auszeichnungen geehrt worden, die seinem Prestige jedoch durchaus förderlich waren. Für seine Seminare schrieben sich mehr Studenten ein, als er annehmen konnte. Für seinen gesellschaftlichen Umgang hatte er mehr Freunde, als er bei sich empfangen konnte. In einem Haus aus braunem Sandstein in der Perry Street in Greenwich Village besaß er eine Wohnung, die über die ganze Etage ging, und was entscheidender war, er sah gut und gepflegt aus, was nichts mit schweißtreibendem Ehrgeiz und einem persönlichen Fitnesstrainer zu tun hatte, sondern auf eine ihm innewohnende Rastlosigkeit zurückzuführen war, die – wie manche meinten – schon an Krankhaftigkeit grenzte. Obendrein verstand er sich aufs Kochen.
    Mit Phila würde er leichtes Spiel haben. Seine Liebesbezeugungen würden sie um den Verstand bringen, wovor er sie wiederum bewahren musste. Als zuverlässiges Heilmittel würden sich aufmunternde Liebkosungen, beruhigende, nicht zu stürmische Umarmungen erweisen, wiederbelebende Zuwendung also, die in geflüsterten Aufforderungen zu einem weiteren Ausflug an die Grenzen des Wahnsinns mündete. Zum gegebenen Zeitpunkt würde er ihr sogar gestehen, dass er sich für sie allein zu dem Entschluss durchgerungen
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