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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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hatte, seiner sinnlichen Begierde wieder nachzugeben, nachdem er sich diesbezüglich völlige Entsagung auferlegt hatte, als der Bariton mit Lucille, der Sopranistin, abgehauen war. Für Phila, und für Phila allein, hatte er sich gestattet, die bis dahin unterdrückte Fleischeslust wieder aufleben zu lassen. Erneut zur vollen Männlichkeit erwacht,glühend vor Liebesverlangen, schmachtend nach Zärtlichkeit ging er aufs Ganze.
    Doch es lief anders als gedacht. Er hatte kein leichtes Spiel mit Phila Rambeaux. Als er sie zum Kaffee, dann zu einem Drink und schließlich zum Dinner einlud, lehnte sie nicht nur schlichtweg ab, sondern machte auch aus ihrer Verwunderung keinen Hehl. Sie tat, als verstünde sie nicht, wovon er sprach, als hätte er ein Thema gewählt, wie es abwegiger gar nicht sein konnte und das jenseits aller Vorstellungskraft war. Hätte er sie gefragt, ob sie im Kongo Kakaobohnen ernten wollte, wäre ihr »Nein, danke« nicht weniger perplex ausgefallen. Bei der Einladung zu einem Kinobesuch, dann zu einer Theatervorstellung und schließlich zu einer Opernaufführung handelte er sich eine ähnlich verdutzte Ablehnung ein; sie zeigte sich weder über seine Hartnäckigkeit empört, noch machten sie seine Absichten neugierig. Auf die Idee, seine Existenz auch außerhalb des Seminarraums zur Kenntnis zu nehmen, kam sie überhaupt nicht, und folglich gab es für sie kein Wenn und Aber. Eigentlich abgewiesen wurde er nicht, bloß mehr wie Luft behandelt.
    Aaron verpflichtete die Studentengruppe, zu der auch sie gehörte, zu einer Lesung aus seinem jüngsten Roman zu erscheinen. Sie kam und war nach der Veranstaltung gleich wieder verschwunden, noch ehe er sich einen Weg durch die Menge hatte bahnen und sie durch seine Aufmerksamkeit hatte auszeichnen können. Als letzten Versuch gab er in seiner Wohnung eine Party und lud auch alle Studenten ein. Phila erschien. Sie trug ein Kleid aus schwarzer Seide mit orangefarbenen und blauen geometrischen Formen, die wie intergalaktischer Müll einer gescheiterten Raumsonde aussahen. Seine Frage, ob sie etwas länger bleiben und beim Aufräumen helfen würde, wurde nur mit einem verständnislosen Kopfschütteln beantwortet; das Wort Aufräumen schien in ihrem Vokabular nicht vorzukommen. Zusammenmit einem Studenten aus Aarons Klasse, dem einzigen, den er für talentiert hielt, einem Igor Soundso, verabschiedete sich Miss Rambeaux lachend. Aaron wurde von den Furien der Eifersucht gepackt und in Qualen gestürzt, wie sie noch nie zuvor eine Menschenseele durchlitten hatte. Und so endete die Party.
    Dann war das Semester vorüber, und Phila Rambeaux erhielt die Teilnahmeberechtigung zu einer Schriftstellerkonferenz in Utah. In der Beurteilung, die er über sie schrieb, hatte er festgehalten, dass sie keinerlei Talent besäße – was immerhin eine zwingende Voraussetzung für eine solche Konferenz hätte sein müssen. Aber nun war sie fort – und zwar für immer. Er war nicht gewillt, auf eine Rückkehr zu warten. Er beschloss, seine Verzweiflung einzupacken und sie nach Irland zu verfrachten. Gleichfalls ins Gepäck würde seine aufmüpfig mahnende, unbefriedigte Liebeslust wandern. Kamm, Zahnbürste, Deodorant und den festen Entschluss, nie wieder eine solche Torheit zu begehen, würde er behutsam dazulegen. Mit Frauen war es ein für alle Mal vorbei. Seine Freigebigkeit hatte ihre Grenzen, nie wieder würde er sie überschreiten. Und nun schleppte er all die Last mit nach Irland, in die Grafschaft Kerry, an die Ufer des sich westwärts unendlich ausdehnenden Ozeans.
     
    »Schweine! Schweine!«
    Aaron konnte das lautstarke Geschrei selbst durch das dicke Glas der Busfenster vernehmen. Zwei Teenager kamen ihnen auf Fahrrädern entgegen und wiederholten die Schreie im Vorbeiradeln. »Schweine! Schweine!« Aaron hielt das ganze für einen Jux, mit dem sie die gelangweilten Fahrgäste ärgern wollten, die sich in ihren verstellbaren, gepolsterten Sitzen lümmelten und in aller Bequemlichkeit von einem Ort zum anderen gekarrt wurden. »Schweine!« Der Ruf verhallte. Aaron drehte sich um, um einen letztenBlick auf die frechen Radfahrer zu erhaschen, aber sie waren schon verschwunden. Die einzige andere Regung unter den Passagieren war ein allgemeines Kopfrecken nicht in Richtung der dreisten Jugendlichen, sondern in Fahrtrichtung. Ein Mann in einem dicken Tweedanzug schnarchte vernehmlich; es klang nicht unähnlich dem Geräusch, wie es das eben erwähnte Tier von sich
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