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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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gewaschen, ohne den Modder aus dem Grab, der an ihnen geklebt hatte. Aaron hob den Kopf, drehte sich um, damit er das Ufer sehen könnte. Es wich nicht mehr zurück. Es kam näher, direkt auf ihn zu. Es betrog ihn nicht länger, ließ ihn nicht im Stich. Und dort, am Rand der vom Meer gebeutelten Klippe, tanzten drei Gestalten.
    Immer näher kam das Ufer. Stetig glitt das Kanu über die Wellen dahin. Aaron saß aufrecht, wartete darauf, dem Festland wiedergegeben zu werden. Jetzt fingen die drei Gestalten an zu laufen, rutschten, fielen, suchten aneinander Halt, rannten wieder, jetzt die schmalen, zum Ufer führenden Zickzacktreppen hinunter. Rufe, Kreischen, laute und heisere Schreie – sie fingen sich im Wind und gingen in dem Tumult der Luftströme unter. Kurz vorm Ufer bäumte sich die Welle wie zum Abschied noch einmal auf, schlug über ihm zusammen und schleuderte dann seinen Körper samt Herz, Verstand und Seele an den mit Felsbrocken übersäten Strand: »Weg damit für immer.«
    Nun hörte er, wie die Rufe näher kamen. Sein Ohr konnte einzelne Worte unterscheiden. »Bei Gott und Maria und allen Engeln.« Das war Kitty. »Und auch Patrick und Brendan.« Das musste Kieran Sweeney sein. Und dann, schon näher, Lollys barmendes »Und bei allen übrigen Heiligen.«
    Noch stand Aaron nicht auf den Füßen, da warfen sichdie drei auf ihn, so dass alle vier ein einziges Knäuel bildeten, Aaron ganz unten, noch halb im Kanu, halb draußen. Unter wiederholten Stoßgebeten und gellendem Geschrei fanden sie wieder auseinander, zerrten Aaron weiter ans Ufer und richteten ihn auf. Immer noch nach Atem ringend, versuchte er zu sprechen, aber wie schon einmal hatte das Meer ihm die Gabe des Sprechens genommen und ihn stattdessen mit einem Mund versehen, der nur auf- und zuschnappte.
    Zur Feier und auch zur Vergewisserung seines Überlebens machten sich Kitty, dann auch Lolly und Sweeney daran, ihn gründlich abzuklopfen, als wäre er aus der Erde auferstanden und nicht dem Meer entstiegen. Zweimal wäre er beinahe unter ihrer Fürsorge hingefallen, wurde aber noch rechtzeitig gehalten. Als sie endlich mit ihrem Klopfen und Bürsten fertig waren und er wieder präsentabel aussah, traten sie einen Schritt zurück, um ihre Arbeit zu begutachten. Aaron wollte etwas sagen, aber es gelang ihm immer noch nicht, wahrscheinlich auch, weil er nicht die geringste Idee hatte, was er eigentlich sagen sollte.
    Lolly, die ihn mit einem verschmitzten und frechen Lächeln ansah, gab ihm das Stichwort. »Da Sie nun gerettet sind, und auch sonst, können Sie … könnten Sie sich vorstellen, jemanden zu lieben, der vielleicht sogar ein Mörder ist?«
    Aarons Mund schnappte nicht mehr auf und zu, blieb vielmehr offen stehen. Er konnte sich weder bewegen noch zittern oder blinzeln oder zucken. Es war Sweeney, der als Erster sprach und dabei nach Kittys Hand griff. »Ich ja«, sagte er. »Ich kann jemanden lieben, der vielleicht sogar ein Mörder ist.«
    Kitty, im allerersten Moment entsetzt, dass sie eine Sweeney- Hand berührte, nickte resigniert. »Ich auch«, sagte sie, »Mörder, der du vielleicht sogar bist.« Sie wandte sich zu Aaron. »Und du, Aaron? Ist das letztendlich jetzt nicht dieChance, die irgendwann jeder ergreifen muss, wenn es uns mit der Liebe ernst ist?«
    Aaron schaute zu Lolly, und die Worte purzelten nur so aus ihm heraus. »Ja, ich kann! Ich kann! Ich schwöre, ich kann!«
     
    Oben auf der Klippe blieben alle vier stehen und blickten schweigend über das Meer, das dort unten immer noch toste und brandete, während weit hinten am Horizont der Dreiviertelmond seine ihm vorgeschriebene Bahn zog. Wieder war es Sweeney, der das Wort ergriff. »Es ist ein gewaltiges Grab, das dir beschieden ist, Declan Tovey, entschieden größer als das Schlammloch, an dem wir buddelten. Ruhe in Frieden. Das Geheimnis um dich bleibt, wir nehmen es hin, wie Gott es uns zu tun heißt in seinem unergründlichen Ruhm, es wird uns bis an den Rest unserer Tage begleiten. Und um Himmels willen, fang nicht an, deine alten Knochen zurück ans Ufer zu spülen und damit neuen Krach heraufzubeschwören. Was du dir vorgenommen hattest, hast du getan. Lass es gut sein.«
    Der Wind heulte, das Meer wütete. Und das Schwein kam und stellte sich neben sie, stand regungslos da mit hochgereckter Schnauze. Vielleicht dachte es darüber nach, was alles geschehen war, und meditierte über das, was noch kommen mochte.

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    Saukomisch
    Eine
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