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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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führte das zu keinem Ergebnis. Man schlussfolgerte nur, dass wir Hinterwäldler die meiste Zeit im Dunklen verbrachten und uns weigerten, wie zivilisierte Menschen Geräte zu benutzen, auf die kein vernünftiger Haushalt verzichten würde. Und zu verdanken hatten wir alles Declan. Mögen Gott und Maria sich seiner erbarmen.«
    »Und Brendan und Patrick auch«, fügte Sweeney hinzu, denn jetzt war er an der Reihe.
    Aaron nahm erst einen kleinen und gleich danach einen anständigen Schluck. Der Whiskey tat gut, wärmte und machte es etwas leichter, die nassen Sachen und kalten Füße zu ertragen.
    »Lasst uns nicht vergessen«, hub Sweeney an, »dass er gemeine Arbeiten mit ungemeinem Geschick erledigte. Er reinigte Dachrinnen, machte verstopfte Rohre durchgängig; egal, was zu reparieren war, er brachte die Dinge im Handumdrehen in Ordnung. Er verstand einen Schornstein zu bauen, der die Wärme drinnen ließ und nicht räucherte, und ging es um eine löchrige Trockenmauer, setzte er die Steine so, dass man dachte, man hätte ein Stück aus einem uralten Bethaus oder einer Kapelle zur frommen Andacht vor sich. Für die Hölle ist der zu schade.«
    »Viel zu schade«, sagte Lolly.
    »Viel zu schade«, bestätigte auch Kitty.
    Sweeney schenkte sich mehr Dew ein, füllte Kittys Glas auf und auch Lollys. Er stellte die Flasche zurück, erst dann fiel ihm Aaron ein. Er nahm die Flasche, ging zu ihm, goss auch sein Glas randvoll, warf einen flüchtigen Blick in den Sarg, kehrte an seinen Platz zurück und setzte sich, diesmal etwas weiter auf das Kissen. Er saß in aufrechter Haltung, schaute gedankenvoll in seinen Whiskey und richtete sich noch etwas mehr auf. Jetzt gesteht er gleich, dachte Aaron. Jetzt ist der Moment gekommen. Natürlich hatte Sweeney die Tat begangen. Aus Eifersucht, weil da etwas – ob tatsächlich oder nur eingebildet – zwischen Declan Tovey und seiner Tante gewesen war. Sweeney hatte den Mann umgebracht. Und nun würde alles herauskommen. Im Vorgefühl des zu Erwartenden schwenkte Aaron den Whiskey in seinem Glas, verschüttete zwar etwas, aber fabrizierte einen kleinen Strudel. Wenn Sweeney sein Geständnis abgelegt hatte, wollte er auf dessen Gesundheit trinken.
    Stattdessen ergriff Lolly das Wort. »Wenn auch alles, was er anpackte, großartig gelang, so gab es doch stets Grund zu Argwohn. Er kam und verschwand, zog ständig umher, ein geborener Wanderer, ein Kesselflicker. Soviel man wusste, hatte er keine Frau, was sein allgemeines Ansehen erhöht hätte, auch keine Kinder, was für seine sittliche Achtung gut gewesen wäre. Er redete wenig, ein Zeichen dafür, dass nicht alles bei ihm stimmte. Gott hat uns die Sprache verliehen, auf dass wir sprechen. Von seinem Witz und Verstand hat nie jemand etwas zu hören bekommen, ein weiterer Beweis, dass er bei uns nicht recht hereinpasste. Dass er nie tanzte oder sang, könnte man entschuldigen: Gott verteilt seine Gaben nach Lust und Laune und hält sie zurück, wenn es ihm beliebt. Wenn es Gott gefallen hat, dass Declan Toveys Füße bar jeden Gefühls für Rhythmus waren und dass seine Kehle nur einer Krähe zum Neid gereichte, dann ist es Gottes Sache, geheiligt sei sein Name. Schlimmer jedoch war, dass man ihn nie lachen hörte, jedenfallsgibt es keinen, der sagen könnte, er habe es erlebt. Das alles sind Dinge, die auch gesagt werden müssen.«
    Sweeney teilte mehr Whiskey aus, goss sich den Rest aus der Flasche ein und ging zum anderen Ende des Tisches, um eine neue Flasche zu holen. Kitty spann derweil den Faden für die zweite Phase der Totenwache weiter, in der die weniger schmeichelhaften Aspekte dargelegt wurden, nachdem man die Lobeshymnen abgespult hatte. »Lachen vielleicht nicht. Aber er konnte lächeln. Und das tat er zur Genüge. Und dafür gibt es jede Menge Beweise rundum in den Orten hier. Es war kein breites Lächeln von einem Ohr zum anderen, nur ein kleines Verziehen der Mundwinkel, ein Öffnen der Lippen, hinter denen sich zwei Reihen strahlend weißer Zähne verbargen, wie sie nur der Teufel selbst meißeln kann. Und beim Lächeln geschah auch etwas mit den Augen. Ein Leuchten ging von ihnen aus wie aus einer inneren Welt, einer Welt der Wunder und rätselhaften Verheißungen. Versuchung und Wagemut in einem, die Augen – sie forderten einen jeden auf, die Reise zu wagen, die sie ins verborgene Land führen würde. Karten dafür gab es keine, auch keinen Kompass, der den Weg gewiesen hätte. Da waren nur das Wunder und
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