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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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Steinhügel, wo sie sich ziemlich oben an einem ausgezackten Stein verfing und dort wie die schmutzige Fahne eines Kobolds hing, der eine Niederlage erlitten hatte.
    Aaron buddelte weiter, warf Schaufel für Schaufel mit Modder nach oben und kippte ihn weit genug von den Grabrändern ab, damit er ja nicht wieder auf dem Boden der Grube landete. Kein leichter Job, doch es gab ihm ein Gefühl der Solidarität mit den alten Existenzialisten, zu wissen, dass seine Anstrengungen zwar sinnlos waren, aber dass das Gebot zu handeln von einem verlangte, ihm, so gut man nur konnte, Folge zu leisten. Rutschte also eine Portion Schlamm in die Grube zurück, ließ er sich nicht entmutigen, sondern nahm es als Prüfstein seiner Ergebenheit gegenüber besagten, von anderen längst abgelösten Meistern mit ihrer aus eigenem Antrieb dramatisierten Resignation, die ihre Stümperhaftigkeit entschuldigte und sogar glorifizierte. Aaron McCloud war am Ende eins mit ihnen – denn immer mehr Schlamm rutschte und glitt in die Grube zurück.
    Tom und Jim fuhren vor, als Aaron knöcheltief im Modder stand und das Wasser ihm bis zum Schienbein ging. Sie waren auf dem Rückweg zur Polizeistation, verlangsamten das Fahrtempo und hielten schließlich an, um einen Blick auf Aaron und seine schweißtreibende Arbeit zu werfen. Im Rücksitz ihres Wagens saß der vermeintliche Übeltäter, ein Jugendlicher in den Zwanzigern mit einer Mähne schwarzen Haares, das er nach hinten gekämmt hatte, und einem Spitzbart, der den Eindruck erweckte, er hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.
    Tom und Jim kamen heran und blieben neben der Grube stehen. Sie sagten zunächst nichts, standen nur da und schauten zu.
    »Was gedenken Sie da aufzubuddeln?«, fragte Tom.
    »Ich buddele nicht auf. Ich buddele ein.«
    »Ach so? Die Frechheit der McClouds ist nicht kleinzukriegen, wie?«
    »Das möchte man hoffen.«
    »Und was glauben Sie beim Einbuddeln zu finden, wenn ich fragen darf?«
    »Ich hebe ein Grab aus.«
    »Oh? Ein Grab soll das werden? Ist es für jemand Besonderen gedacht?«
    »Für einen Mann, der ermordet wurde.«
    »Ein Schlammloch für einen Ermordeten?«
    »Wie ich gesagt habe, ja.«
    »Oh, diese McClouds, diese McClouds. Und wer, bitteschön, könnte den Ermordeten ermordet haben?«
    »Das weiß niemand. Wenn es jemand wüsste, wäre er ja wohl zu Ihnen gekommen, oder?«
    »Wer weiß schon, wie sich jemand verhalten würde? Die Welt, junger Mann, ist der merkwürdigste Ort, der uns je vorgekommen ist. Und am merkwürdigsten von allen sind die Menschen, die da wohnen. Der Mann dort im Auto, zum Beispiel. Wir haben ihn weiter unten auf der Straße gefunden. Er biss an einer Springmaus herum, stellen Sie sich das mal vor. Ich mag gar nicht daran denken. So was in den Mund zu nehmen – eine Springmaus – sich windend und quiekend –, nie im Leben würde man auf so eine Idee kommen –, und der beißt darauf herum! Niemals möchte ich so etwas überhaupt sehen. Eine Springmaus, einfach so im Mund. Wie kann man nur auf so eine Idee kommen? Stellen Sie sich das mal vor!«
    »Ja. Hab ich eben gemacht«, sagte Aaron. »Danke.«
    »Sich windend …«
    »Ja, danke. Und jetzt müssen Sie mich schon entschuldigen. Ich habe einen ermordeten Mann zu begraben.«
    »Die Frechheit der McClouds blüht und gedeiht.«
    »Danke. Ja.«
    Nun meldete sich Jim zu Wort. »Schweine brauchen eine Suhle. Sie bereiten ihm da eine richtig gute. Kann nur hoffen, es weiß Ihre Arbeit zu schätzen.« Er drehte sich um zum Gehen, Tom tat desgleichen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass der Gefangene das Weite suchte. »Da haben wir den Salat!«, sagte Jim. Und nach einer Reihe von derben Flüchen und einer Reihe von knirschenden Wendemanövern waren sie fort, in die Richtung entschwunden, aus der sie gekommen waren. Aaron hatte bei seiner Arbeit eher an Kräften gewonnen, als dass er sich ermattet fühlte, und stemmte sich mit Leichtigkeit aus der Grube. Die Hochstimmung, die man zu Recht denen zuschreibt, die körperlich arbeiten, war auch die seine, und auf dem Weg zur Küchentür, verdreckt und nach allem, nach Schwein und Fisch und Seetang und übelriechenden Ausdünstungen stinkend, sonnte er sich geradezu in der neuerworbenen Kompetenz als Grabausheber. Vielleicht musste er sich in Zukunft gar nicht mehr mit dem Schreiben herumplagen.
    Als er das Haus betrat, hörte er aus dem Wohnzimmer Gläserklingen. Er durchquerte den Flur und ging hinein. Zwischen zwei Stühlen mit
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