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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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die Verheißung und der Wagemut und das Leuchten. Und was ich sage, stimmt, so wahr mir Gott helfe.«
    Das, dachte Aaron, war die Präambel zum Geständnis, besser konnte es gar nicht sein. Sie hatte ihn geliebt, war ihm gefolgt, hatte ihn verloren und getötet. Hatte man ihn nicht vergraben in ihrem eigenen Garten gefunden? Unter ihren Kohlköpfen? Schwer, so etwas von seiner eigenen Verwandten zu glauben, und Aaron zog schon in Betracht, sich einzumischen, ihr Einhalt zu gebieten. Ausnahmsweise mal den Mund zu halten. Es wäre nicht nötig, weitere Worte zu verschwenden.
    Sweeney, als wollte er sie für ihre Rede belobigen, versorgte sie mit mehr Dew. Aaron musste etwas sagen, ehe es zu spät war.
    Doch die nächsten Worte kamen nicht von Kitty, sondern von Sweeney. »Pilger auf der Suche nach dem verborgenen Land«, sagte er, »und da gab es mehr als genug – leidenschaftlich in ihrem Streben, verzweifelt in ihrem Flehen, selbstlos in ihren Opfergaben, und doch weiß man von keinem, der das Leuchten erreicht hat, das die Augen von Declan Tovey ausstrahlten. Keiner von ihnen war auf die Suche gegangen und zurückgekehrt mit einer Trophäe, die bewies, dass man das Ziel erreicht hatte. Die Wegränder waren übersät mit gestrauchelten Pilgern, mit Bittstellern, die es nicht weiter schafften und nur noch flehten, dass das Licht ihnen wenigstens ein letztes Mal scheinen möge. Ein Declan konnte höchstens sein Lächeln lächeln bei so einem törichten Gedanken und machte damit deren Qualen nur noch schlimmer. Seine Augen waren blind. Nichts von dem Elend nahm er wahr. Aber dass er selbst zum Wohle der Gemeinschaft aus dem Wege geräumt werden musste, war vielen klar. Zumindest mir.«
    Diesmal war es Aaron, der aufstand und die Gläser füllte. Für das, was Sweeney jetzt sagen würde, musste jeder einen Drink parat haben. Er würde gleich gestehen. Aber auch das wollte Aaron eigentlich gar nicht hören. Sweeney war ein guter und ehrenwerter Mann. Er hatte Aaron das Leben gerettet. Sollte er doch – wenn der Himmel ein wenig nachhalf – Kitty bekommen und Kitty ihn. Er durfte nicht sprechen. Aber es war zu spät. Sweeney machte bereits den Mund auf. Er erhob sich und erklärte:
    »Ich … ich werde jetzt ein Lied singen.« Und er tat es, eine schwungvolle Melodie, ein mitreißender Rhythmus, der dazu einlud, von Trommelschlag oder Händeklatschen begleitet zu werden.
    Nichts Schön’res kann der Doktor verschreiben,
    wenn Whiskey und Porter bezahlbar sind,
    weil die unsre Schmerzen vertreiben,
    und alle Sorgen trägt fort der Wind.
    Selbst ’ne Alte, die mit Keuchen und Stöhnen
    liegt elend im Bett schon ein Jahr,
    wird sich mit ’nem Gläschen aussöhnen
    und abschmeißen ihr Bettzeug sogar.
     
    Kitty quiekte ganz gegen ihre Art vor Entzücken auf, und Lolly lachte schallend. Sweeney, nicht faul, wiederholte das Ganze, zu Aarons Verwunderung nicht in einem edlen irischen Tenor, wie er zu einer Totenwache gepasst hätte, sondern in einem brummenden Bass, der eher dazu angetan war, ernsthaftere Tiefsinnigkeiten zum Ausdruck zu bringen, als das, was er hier zum Besten gab. Noch war er bei den ersten vier Zeilen –
    Nichts Schön’res kann der Doktor verschreiben,
    wenn Whiskey und Porter bezahlbar sind,
    weil die unsre Schmerzen vertreiben,
    und alle Sorgen trägt fort der Wind …,
     
    da sprang Kitty mit einem zustimmenden Jauchzer auf und fing an zu tanzen; die Arme hatte sie in die Seite gestemmt, Füße und Beine aber wirbelten mit einer Ausgelassenheit umher, die jedes Zögern des sonstigen Körpers wettmachte – und übertrumpfte. Schwenkte sie ein Bein nach vorn, blieb dem Fuß gar nichts anderes übrig, als mit dem Tempo mitzuhalten, gehorsam und doch eigenwillig. Bei einem zweiten Schwenker konnte Lolly nicht länger an sich halten und klatschte den Takt der Melodie mit, stand schließlich auf und trug ihr Teil zu dem Frevel bei. Jauchzend und kreischend trieben sich beide, Lolly und Kitty, an, vergaßen alles um sich herum und sprengten die Grenzen der Schicklichkeit. Zwei, drei Male stießen sie an den Sarg, und der Schirm von Declans Kappe signalisierte die Stöße durch ein Hin- und Herrutschen. Das Feuer im Kamin züngelte höherund leistete seinen Beitrag zu dem ausgelassenen Treiben, Licht und Schatten hüpften gespenstisch über den Leichnam, plötzlich erstrahlte eine Perle im Rosenkranz in gleißendem Licht, dann strich eine längliche Flamme über den linken Wangenknochen, über eine
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